Symptome von Havanna-Syndrom tauchten bei Nato-Gipfel auf

​Pentagon 

In der Vilnius Universität während des NATO-Gipfels in Vilnius. Foto: epa/Filip Singer
In der Vilnius Universität während des NATO-Gipfels in Vilnius. Foto: epa/Filip Singer

WASHINGTON: Beim Nato-Gipfel im vergangenen Jahr klagt ein Mitarbeiter des Pentagon über Symptome, die dem Havanna-Syndrom ähneln. Das Ministerium bestätigt den Fall. Publik machten ihn neue Recherchen.

Bei einem hochrangigen Beamten des US-Verteidigungsministeriums sind beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius im vergangenen Jahr Symptome aufgetreten, die denen des sogenannten Havanna-Syndroms ähneln. Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh bestätigte den Fall am Montag (Ortszeit) in Washington auf die Frage nach einem entsprechenden Medienbericht. «Ich kann bestätigen, dass ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums Symptome hatte, die denen ähneln, die bei den ungewöhnlichen Gesundheitsvorfällen gemeldet wurden.» Die Person sei beim Gipfel in Vilnius gewesen, habe aber nicht zur Delegation des Verteidigungsministers gehört.

Als Havanna-Syndrom werden rätselhafte Symptome wie Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit zusammengefasst, über die zahlreiche in der kubanischen Hauptstadt Havanna lebende US-Diplomaten und ihre Angehörigen klagten. Auch an anderen Orten der Welt wurden ähnliche Beschwerden gemeldet. Betroffene gaben an, dass die Symptome begannen, nachdem sie etwa ein seltsames Geräusch hörten oder starken Druck in ihrem Kopf spürten.

Die US-Regierung hatte anfangs nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine Art Angriff gehandelt haben könnte. Vor gut einem Jahr gingen die US-Geheimdienste laut einem offiziellen Bericht dann mehrheitlich davon aus, dass kein «ausländischer Gegner» für das sogenannte Havanna-Syndrom verantwortlich ist. Die gemeldeten Beschwerden seien stattdessen wahrscheinlich das Ergebnis von Vorerkrankungen, anderer Krankheiten oder Umweltfaktoren.

Am Montag hatten Journalisten des Magazins «Der Spiegel» gemeinsam mit Kollegen der US-Nachrichtenmagazine «60 Minutes» (CBS) und «The Insider» eine Recherche veröffentlicht, die darlegt, warum hinter dem Havanna-Syndrom womöglich doch Angriffe des russischen Geheimdienstes stecken könnten. «Der Spiegel» zitiert auch einen Betroffenen, der behauptet, erste Fälle des Syndroms seien schon 2014 aufgetaucht - im US-Konsulat in Frankfurt am Main. Bislang war weitläufig bekannt, dass die ersten Fälle im Jahr 2016 in Havanna aufgetreten waren. CBS erwähnte in seinem Bericht auch den Fall in Vilnius.

Aus dem US-Außenministerium hieß es, man wolle die Berichte weder bestätigen noch kommentieren. Man habe betroffene Mitarbeiter mithilfe des Havanna-Gesetzes umfangreich entschädigt und unterstützt. Der Geheimdienstausschuss sei im März 2023 zu dem Schluss gekommen, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein ausländischer Gegner für das Havanna-Syndrom verantwortlich sei. An dieser Einschätzung halte man fest. Die Geheimdienste würden neue Informationen auswerten, wenn es solche gebe.

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Albrecht Theobald 02.04.24 15:48
Man ist dabei wieder einen “Narrativ” aufzubauen…… Ein Bösewicht ist ja schon ausgemacht.
Thomas Sylten 02.04.24 14:50
Wenn es sich um normale Ereignisse wie Vorerkrankungen und Umwelteinflüsse, oder auch einfach um Übermüdung, Burnout oder gar simple Überempfindlichkeit einzelner Personen handelt (z.B. wg. der Zeitumstellung und ähnlich mysteriöse Anlässe, die gern auch kollektiv erlebt werden), würde es mich nicht wundern, wenn auch frühere Betroffenheiten als 2016 heraus kämen.

Aber es passt natürlich auch hervorragend in die Zeit, die Russen pauschal für alle unerklärlichen Vorfälle verantwortlich zu machen - und das ist ja tatsächlich noch wahrscheinlicher als z.B. UFOs, 555.. ;)