Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Kritischer Verleger Jimmy Lai festgenommen

HONGKONG: In Hongkong ist der pro-demokratische Medienmogul Jimmy Lai nach einem Bericht wegen Verstößen gegen das umstrittene Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit festgenommen worden. Wie die Zeitung «South China Morning Post» berichtete, wurde der bekannte Verleger am Montag von Beamten in Gewahrsam genommen. Ihm werden demnach unter anderem geheime Absprachen mit Kräften im Ausland und Betrug vorgeworfen. Dem Bericht zufolge wurden weitere Festnahmen erwartet.

China steht wegen seiner Hongkong-Politik schwer in der Kritik. Das neue Sicherheitsgesetz war Ende Juni verabschiedet worden. Es richtet sich gegen Aktivitäten, die China als subversiv, separatistisch oder terroristisch ansieht. Es ist der bisher weitestgehende Eingriff in Hongkongs Autonomie und gibt Chinas Staatssicherheit weitreichende Vollmachten. Hongkongs demokratische Opposition geht davon aus, dass das Gesetz auf sie abzielt.

Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wurde Hongkong autonom mit eigenen Freiheitsrechten regiert. Aus Sicht von Kritikern bedeutet das Staatssicherheitsgesetz das Ende des seither verfolgten Grundsatzes «ein Land, zwei Systeme». Auch wird es als Verstoß gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen Chinas bei der Rückgabe Hongkongs betrachtet.


US-Gesundheitsminister zu Besuch - Peking empört

TAIPEI: Als ranghöchstes Mitglied einer US-Regierung seit mehr als 40 Jahren ist Gesundheitsminister Alex Azar am Sonntag zu einem Besuch in Taiwan eingetroffen. Azar will sich unter anderem über die Erfolge der ostasiatischen Inselrepublik im Kampf gegen die Corona-Pandemie informieren. Seine Maschine landete am Nachmittag auf dem Flughafen Songshan, wie die Nachrichtenagentur CNA berichtete. Azar ist der ranghöchste US-Vertreter, der Taiwan seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Volksrepublik China 1979 besucht. Peking ist darüber sehr verärgert.

Azar soll am Montag mit Präsidentin Tsai Ing-wen, Außenminister Joseph Wu und Gesundheitsminister Chen Shih-chung zusammentreffen. Das US-Außenministerium hatte Taiwan vorige Woche als «Modell für Transparenz und Kooperation im globalen Gesundheitswesen während der Covid-19-Pandemie und lange davor» gelobt. In Taiwan mit 23,8 Millionen Einwohnern gab es bisher nur 480 Coronavirus-Infektionen und sieben Tote. In den USA mit ihren 330 Millionen Einwohnern waren es laut Johns Hopkins Universität bisher fast fünf Millionen Infektionen und mehr als 162.000 Tote.

Die kommunistische Führung Chinas sieht die demokratische Insel als Teil der Volksrepublik an, obwohl sie nie zu ihr gehört hat. Außenamtssprecher Wang Wenbin sagte, die USA sollten jeden offiziellen Austausch mit Taiwan stoppen, um die Beziehungen zu Peking nicht ernsthaft zu schädigen. Das «Ein-China-Prinzip» sei «politische Grundlage» der Beziehungen. Azar hatte gleichwohl hervorgehoben, die Kooperation mit Taiwan ausbauen zu wollen. Freie und demokratische Gesellschaften seien das «beste Modell, um die Gesundheit zu schützen und zu fördern».


Flutwasser reißt Haus mit sich - elfköpfige Familie tot

CALOVÉBORA: Elf Mitglieder einer Familie sind bei einer Überschwemmung in Panama ums Leben gekommen.

Die Fluten des nach starkem Regen übergetretenen Flusses Bejuco rissen am Sonntag ihr Haus im karibischen Küstenort Calovébora mit sich, wie die Zivilschutzbehörde des mittelamerikanischen Landes mitteilte. Unter den Opfern waren demnach neun Minderjährige. Es werde nach weiteren Betroffenen gesucht - zunächst war von 13 Vermissten, die im Schlaf von den Fluten überrascht worden seien, die Rede gewesen. Staatspräsident Laurentino Cortizo drückte auf Twitter sein Beileid aus.


Schießerei bei Straßenfest in Washington: Ein Toter, 20 Verletzte

WASHINGTON: Bei einem Straßenfest in der US-Hauptstadt Washington ist es zu einer Schießerei gekommen, bei der ein 17-Jähriger getötet und 20 weitere Personen verletzt wurden. Eine Polizistin, die zu dem Zeitpunkt nicht im Dienst war, wurde lebensgefährlich verletzt, wie Polizeichef Peter Newsham am Sonntag vor Journalisten erklärte. Es habe nach bisherigen Erkenntnissen drei Schützen gegeben. Örtliche Medien berichteten, dass auch aus einer halbautomatischen Waffe gefeuert worden sei.

Es blieb zunächst unklar, was genau bei dem Straßenfest in einem Wohngebiet im Südosten der Stadt passiert war und wieso am Sonntagmorgen Schüsse gefallen waren. Bürgermeisterin Muriel Bowser sagte vor Journalisten, es habe bei dem Event offenbar Hunderte Teilnehmer gegeben, was einen Verstoß gegen die Corona-Auflagen der Stadt darstelle. Zudem sei das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten, fügte Bowser hinzu.

Der «Washington Post» zufolge gab es in der Hauptstadt in diesem Jahr bereits mindestens 115 Fälle von Mord oder Totschlag. Ende Juli hatte ein Zwischenfall für Aufsehen geregt, bei dem im Nordosten der Stadt neun Menschen am helllichten Tag an einer belebten Straße angeschossen worden waren. Eine Person erlag ihren Wunden.


Nach Selbstmordanschlag in Somalia: Militär tötet acht Terroristen

MOGADISCHU: Nach einem Selbstmordanschlag in Somalia hat das somalische Militär nach eigenen Angaben die Terrormiliz Al-Shabaab angegriffen und mindestens acht Kämpfer getötet. Die Armee habe am Sonntag einen Einsatz im Dorf Shamgare im Süden des Landes durchgeführt, sagte Ahmed Maslah Hussein, ein Vertreter des Militärs. Unter den Getöteten sei auch ein hochrangiges Mitglied der Terrorgruppe.

Der Einsatz war demnach ein Vergeltungsschlag für einen Terrorangriff am Vortag. Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Samstag bei einem militärischen Außenposten in der Hauptstadt Mogadischu in die Luft gesprengt und sechs Soldaten sowie drei Zivilisten getötet. Al-Shabaab beanspruchte die Tat für sich.

Die islamistischen Fundamentalisten kämpfen in dem armen Land am Horn von Afrika seit Jahren um die Vorherrschaft und kontrollieren weite Teile im Süden und Zentrum des Landes. Die Regierung wird im Kampf gegen Al-Shabaab vom US-Militär, das Luftangriffe fliegt, und einer Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt.


Belarus: Staatsmedien sehen hohen Wahlsieg für Staatschef Lukaschenko

MINSK: Die von Manipulationsvorwürfen überschattete Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) soll Staatschef Alexander Lukaschenko staatlichen Nachwahlbefragungen zufolge erwartungsgemäß haushoch gewonnen haben. Den sogenannten Exit Polls zufolge soll er 79 Prozent der Stimmen geholt haben, wie die Staatsagentur Belta am Sonntagabend meldete. Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja soll demnach nur 6,8 Prozent der Stimmen zugesprochen bekommen.

Befragt wurden den Angaben nach mehr 12.000 Wahlberechtigte nach dem Urnengang. 30 Prozent von ihnen hätten keine Antwort geben wollen, hieß es. Unabhängigen Nachwahlbefragungen im Ausland zufolge soll Tichanowskaja 71 Prozent geholt haben, Lukaschenko erhielt demnach 10 Prozent. In Moskau kam es am Abend zu spontanen Protesten Hunderter Lukaschenko-Gegner. Sie riefen «Hau ab!»

Lukaschenko strebt eine sechste Amtszeit an. Im Wahlkampf ging der 65-Jährige hart gegen Kritiker vor. Hunderte Menschen wurden festgenommen. Auch am Wahltag gab es viele Festnahmen in der Ex-Sowjetrepublik.



Gouverneur: Sechs Franzosen in Niger getötet

NIAMEY: Im westafrikanischen Niger sind nach Behördenangaben sechs Franzosen und zwei Nigrer getötet worden. Schwer bewaffnete Menschen auf Motorrädern hätten die acht in der Region Tillabéri im Westen des Landes angegriffen, sagte am Sonntag der Gouverneur Ibrahim Katiela. Bei den Franzosen handelte es sich demnach um Mitarbeiter von ACTED, einer französischen Hilfsorganisation, die allerdings touristisch unterwegs waren. Die zwei Nigrer seien der Fahrer und ein Führer der Franzosen gewesen.

Die Sahelregion - ein Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - gilt als sehr unsicher, da dort etliche Terrorgruppen aktiv sind. Einige von ihnen haben dem Terrornetzwerk Al-Kaida oder dem Islamischen Staat (IS) die Treue geschworen. Immer wieder kommt es auch in Niger zu Anschlägen mit etlichen Toten, vor allem im Westen des Landes.


Kind bei Bootskollision getötet

HELSINKI: Bei einem dramatischen Bootsunfall in Finnland ist ein Kind im Grundschulalter ums Leben gekommen. Wie die zuständige Polizei im Westen der Region Uusimaa am Sonntag mitteilte, starb es, als ein Rennboot während einer Veranstaltung im Hafen der Gemeinde Hanko am Samstag mit einem Freizeitboot kollidierte. Das Kind befand sich demnach ebenso in dem Freizeitboot wie eine weitere Person, die bei dem Unglück verletzt wurde. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Hanko liegt rund 120 Kilometer südwestlich von Helsinki im äußersten Süden von Finnland.

Aufnahmen von Zuschauern zeigten, wie das Rennboot mit hoher Geschwindigkeit in das Freizeitboot hinein rast und anschließend über eine Sekunde lang durch die Luft fliegt. Wie der Rundfunksender Yle berichtete, kam es während des sogenannten Poker Runs - einer Veranstaltung für schnelle Motorboote - zu dem Unglück. Das Event wurde im Anschluss von den Veranstaltern abgebrochen.


Gefahr am Mont-Blanc-Gletscher gebannt: Italienisches Tal wieder frei

COURMAYEUR: In einem kleinen italienischen Tal am Fuße des Mont Blanc ist die Gefahr eines Gletschersturzes gebannt. Drei Tage nach der Evakuierung des Val Ferret am Ende des Aostatals wurden die Vorsichtsmaßnahmen wieder aufgehoben. Damit wurde die Straße in das Tal wieder geöffnet, zudem konnten die Menschen in ihre Häuser unterhalb eines Ausläufers des Planpincieux-Gletschers zurückkehren.

Am Donnerstag hatten die Behörden ein kleines Gebiet in dem Tal im Nordwesten Italiens an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz aus Sicherheitsgründen evakuiert. 15 Einheimische und 60 Touristen mussten die Gegend nahe dem höchsten Berg der Alpen verlassen. Von dem Gletscher drohten rund 500.000 Kubikmeter Eis abzubrechen und ins Tal zu stürzen. Wegen eines verhältnismäßig raschen Temperaturanstiegs war das Eis zu schnell in Bewegung geraten.


Tichanowskaja ruft Polizei in Belarus zum Gewaltverzicht auf

MINSK: Angesichts der blutigen Auseinandersetzungen bei den Protesten nach der Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) hat die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja die Sicherheitskräfte zum Gewaltverzicht aufgerufen. «Ich möchte Polizei und Militär daran zu erinnern, dass sie Teil des Volkes sind», sagte die 37-Jährige in der Nacht zum Montag nach Angaben ihres Wahlkampfstabs in Minsk. An ihre Anhänger appellierte sie, Provokationen zu unterlassen. «Ich weiß, dass die Menschen in Belarus morgen in einem neuen Land aufwachen werden», meinte Tichanowskaja.

Nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend war es landesweit zu Demonstrationen gegen Wahlfälschung gekommen. Die Proteste dauerten in der Nacht an. Vor allem in der Hauptstadt Minsk ging die Polizei brutal gegen friedliche Menschen vor. Es gab viele Verletzte.

Staatliche Meinungsforscher hatten am Abend einen haushohen Sieg für Präsident Alexander Lukaschenko prognostiziert. Tichanowskaja soll dagegen die Abstimmung verloren haben. Einzelne örtliche Wahlkommissionen verkündeten in der Nacht aber Ergebnisse, nach denen Lukaschenko eine schwere Niederlage erlitten habe.


Papst Franziskus appelliert an internationale Helfer für Libanon

ROM: Papst Franziskus hat seine Forderung nach internationaler Hilfe für den Libanon nach der verheerenden Explosion in Beirut bekräftigt. «Die Katastrophe vom vergangenen Dienstag erfordert von allen, angefangen bei den Libanesen, eine Zusammenarbeit für das Gemeinwohl dieses geliebten Landes», sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag nach dem Angelus-Gebet zu Besuchern auf dem Petersplatz in Rom. «Ich erneuere meinen Appell an die internationale Gemeinschaft für eine großzügige Hilfe.» Die Bischöfe und Priester in dem Land forderte er auf, sich in Bescheidenheit um die Menschen zu kümmern und auf Prunk zu verzichten, «denn euer Volk leidet, es leidet sehr».

Franziskus erinnerte daran, dass der Libanon eine ganz spezielle Identität habe mit dem Nebeneinander vieler Kulturen. «Gewiss, dieses Zusammenleben ist nun sehr fragil, das wissen wir. Aber ich bete, dass es mit Gottes Hilfe und dem ehrlichen Mitwirken von allen wieder aufblühen kann, frei und gestärkt», sagte der Papst, der am Freitag selbst eine Spende von 250.000 Euro nach Beirut veranlasst hatte.

Bei der Explosion im Beiruter Hafen waren am Dienstag mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 6000 Menschen verletzt worden.


Mainzer Sozialmediziner Trabert fordert weiteres Aufnahmeprogramm

ATHEN/MAINZ: Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert hat die Bundesregierung aufgefordert, in der Ägäis gestrandete Flüchtlinge mit Körperbehinderungen aufzunehmen. Nach der Zustimmung zur Aufnahme von 243 kranken Kinder und ihren Kernfamilien aus griechischen Lagern müsse es ein solches Programm auch für die Menschen mit Kriegsverletzungen aus Syrien oder Afghanistan geben, sagte Trabert am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Verpflichtung dazu ergebe sich allein schon aus der UN-Behindertenrechtskonvention.

Trabert brach am Wochenende zu einer weiteren Reise auf die Insel Lesbos auf. Das 2015 in einer ehemaligen Militäreinrichtung errichtete Aufnahmezentrum Moria ist mit etwa 14.000 Menschen das größte Flüchtlingslager Europas und restlos überfüllt. Begleitet wird Trabert von der chilenischen Physiotherapeutin Fabiola Velasquez von der Initiative Earth Medicine. Mit ihr will er in den Lagern Moria und Kara Tepe zusammenarbeiten. In Kara Tepe sind vor allem Familien und Menschen mit Behinderungen untergebracht.


Minister plädiert für Aufhebung des Twitter-Verbots

TEHERAN: Irans Kommunikationsminister Mohamed Dschawad Asari Dschahromi hat offiziell für eine Aufhebung des Twitter-Verbots im Land plädiert. Der Kurznachrichtendienst stehe aus sicherheitstechnischen Erwägungen auf einer schwarzen Liste der Justiz und Internetpolizei und sei daher verboten. Dieses Verbot wolle Minister Dschahromi nun revidieren lassen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Sonntag.

Dscharomi, mit 37 Jahren der jüngste Minister im Kabinett von Präsident Hassan Ruhani, hat sich seit seinem Amtsantritt im August 2017 vehement für mehr Internetfreiheiten im Iran eingesetzt und die Einschränkungen diesbezüglich stets kritisiert. Besonders das Twitter-Verbot im Iran ist nach Ansicht von Dschahromi und vielen Beobachtern eines der absurdesten Gesetze im Land, da fast alle führenden iranischen Politiker auf Twitter aktiv sind. Unter ihnen sind auch Präsident Ruhani, Außenminister Mohammed Dschawad Sarif und sogar Offizielle aus dem Lager der Konservativen und Hardliner.

Im Iran sind Tausende Internetseiten gesperrt, doch die Verbote werden von den Iranern meist ignoriert. Nach einer aktuellen Studie ist mehr als die Hälfte der 82 Millionen Iraner Mitglied in mindestens einem der verbotenen sozialen Netzwerke. Zugang zu den gefilterten Seiten verschaffen sie sich über Datentunnel.


Präsidentenbruder als Ministerpräsident vereidigt

COLOMBO: In Sri Lanka ist der frühere Präsident Mahinda Rajapaksa am Sonntag als neuer Ministerpräsident des Inselstaats im Indischen Ozean vereidigt worden. Der 74-Jährige ist der ältere Bruder von Staatspräsident Gotabaya Rajapaksa. Zuvor hatte die Partei der beiden Brüder, die Sri-Lanka-Volkspartei (SLPP), am vorigen Mittwoch die Parlamentswahl mit großem Abstand gewonnen. Die SLPP verfügt nun über 145 von 225 Sitzen.

Die Vereidigung wurde in der buddhistischen Tempelstätte Kelaniya nahe der Hauptstadt Colombo zelebriert. Mahinda Rajapaksa war von 2005 bis 2015 selbst Präsident. Im vergangenen November wurde sein Bruder Gotabaya zum Staatschef gewählt. Die SLPP kann im Parlament auch auf die Unterstützung kleinerer Parteien zählen. Damit wäre es ihr möglich, mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit die Verfassung zu ändern. Geplant ist unter anderem, einen Verfassungsartikel zu streichen, der die Amtszeit des Präsidenten beschränkt.


Mehr als 130 Tote bei schwerem Regen und Überschwemmungen

SANAA: Schwere Regenfälle und Überschwemmungen haben im Bürgerkriegsland Jemen zu lebensgefährlichen Fluten mit mehr als 130 Toten geführt. Mindestens 120 weitere seien mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das von den Huthi-Rebellen kontrollierte Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Außerdem hätten die Wassermassen mehr als 200 Häuser und andere Gebäude komplett oder teilweise zerstört. Erst Mitte April hatte es bei Überschwemmungen im Jemen mehrere Tote gegeben.

Der Jemen ist eines der ärmsten Länder der Welt. 80 Prozent der rund 28 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zudem leidet die Bevölkerung unter dem jahrelangen Bürgerkrieg. Lebensmittel und Wasser sind knapp, die medizinische Versorgung ist sehr schlecht.


Mindestens sieben Tote bei Überschwemmungen

ATHEN: Wärmegewitter mit schweren Regenfällen haben am frühen Sonntagmorgen mindestens sieben Menschen in Griechenland das Leben gekostet. Die Opfer sind nach Angaben des Zivilschutzes ein Kleinkind und sechs Erwachsene. Eine zunächst als vermisst gemeldete Frau wurde gesund gefunden, teilte der Zivilschutz mit.

Hunderte Einwohner seien wegen der Überschwemmungen auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen, um sich zu retten, berichtete der staatliche Rundfunk (ERT). Die Lage sei «dramatisch», so der Bürgermeister des am schwersten getroffenen Gebiets Messapia auf der Insel Euböa, Giorgos Psathas.

In dieser Region verbringen Tausende Athener den Sommerurlaub in ihren Ferienhäusern. «Zahlreiche Straßen sind weggespült worden. Sogar mit Traktoren kann man nicht vorankommen», sagte ein Einwohner der Ortschaft Vasiliko dem griechischen Nachrichtensender Skai. Mehrere Autos seien vom reißenden Wasser ins Meer gespült worden. Hubschrauber und Rettungsmannschaften seien eingesetzt worden, um die Menschen in Sicherheit zu bringen, teilten die Behörden mit.


Mittelschweres Erdbeben in Westiran

TEHERAN: In der westiranischen Provinz Kermanschah hat es am Sonntag ein mittelschweres Erdbeben gegeben.

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA war besonders die Kleinstadt Gilan Gharb an der Grenze zum Irak von dem Beben der Stärke 5,1 betroffen. Laut Berichten der Rettungskräfte gab es jedoch weder Opfer noch größere Schäden. Das Beben habe sich glücklicherweise außerhalb der Wohngebiete ereignet, so das Gouverneursamt laut Nachrichtenagentur Tasnim. Die Provinz Kermanschah war 2017 von einem Beben der Stärke 7,3 erschüttert worden. Über 600 Menschen kamen dabei ums Leben, fast 10.000 wurden verletzt und gut 70.000 obdachlos.


Eltern zeigen «Sammelbild-Verhalten» bei Nachwuchsplanung

ANN ARBOR: Familien, in denen alle Kinder Jungs oder Mädchen sind, könnten einer Studie zufolge etwas seltener werden. Wie Wissenschaftler im Fachblatt «Current Biology» berichten, neigen einige Eltern dazu, so lange Nachwuchs zu bekommen, bis sie Kinder beider Geschlechter haben. Die Forscher nennen das «Sammelbild-Verhalten» menschlicher Fortpflanzung. Dieses habe in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen und führe dazu, dass die Unterschiede im Geschlechterverhältnis zwischen Familien geringer werden.

Für ihre Untersuchung nutzten die beiden Biologen Jianzhi Zhang und Erping Long von der US-amerikanischen University of Michigan Daten über Geschwisterkinder der UK Biobank. Diese britische Datenbank enthält Informationen von mehreren Hunderttausend Freiwilligen. Dabei ergab die Analyse jener Daten, dass mehr Familien als erwartet Kinder des gleichen Geschlechts hatten. Eine Ausnahme aus den Datenreihen bildeten jedoch die Kinder, die als letztes geboren worden waren. Mit anderen Worten: Haben die Eltern bereits Kinder beider Geschlechter, bekommen sie etwas öfter als andere keinen weiteren Nachwuchs mehr.

Als Erklärung dafür führen Zhang und Long das von ihnen so benannte «Sammelbild-Verhalten» an, das für 3,3 Prozent der untersuchten Familien gelten könnte. Allerdings sei diese Zahl eine vorsichtige und vermutlich zu niedrige Schätzung. Für die Benennung des Phänomens bedienten sich die Biologen eines Begriffs aus der Wahrscheinlichkeitstheorie: Als «Sammelbilderproblem» wird die Frage umschrieben, wie viele Packungen Cornflakes mit darin enthaltenen, zufälligen Sammelbildern oder etwa Päckchen mit Fußballbildchen gekauft werden müssen, um ein Sammelalbum zu vervollständigen. Auf das Fortpflanzungsverhalten übertragen nennen Zhang und Long so die Neigung von Eltern, sich Kinder beider Geschlechter zu wünschen. Dabei sei dieser Wunsch verhältnismäßig neu.


Präsidentenwahl in Belarus: Lukaschenko gibt Stimme ab

MINSK: Bei der Präsidentenwahl in der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus hat Staatschef Alexander Lukaschenko am Sonntag seine Stimme abgegeben. Der 65-Jährige, der bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert an der Macht ist, strebt eine sechste Amtszeit an. Nach der Stimmabgabe in der Hauptstadt Minsk warnte er erneut vor Umsturzversuchen aus dem Ausland. Er werde jedoch keinen bürgerkriegsähnliche Situation gebe. Alles sei unter Kontrolle. «Das garantiere ich», sagte Lukaschenko, den Kritiker als «letzten Diktator Europas» bezeichnen.

In dem Land zwischen Polen und Russland sind insgesamt etwa 6,8 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die knapp 5800 Wahllokale sind seit Sonntag um 7.00 Uhr MESZ geöffnet. Bereits seit Dienstag gab es aber schon die Möglichkeit, vorzeitig die Stimme abzugeben. Nach Angaben der Wahlleitung machten mehr als 40 Prozent davon Gebrauch. Kritiker gehen von massiver Wahlfälschung aus. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verzichtete dieses Mal ganz darauf, die Abstimmung beobachten zu lassen.

In den Wochen vor der Wahl war Lukaschenko wieder besonders hart gegen Kritiker und Aktivisten vorgegangen. Die politisch unerfahrene Swetlana Tichanowskaja ist Hoffnungsträgerin der Oppositionen. Zudem stehen drei weitere Kandidaten zur Auswahl.


Ölkatastrophe vor Mauritius - UN helfen im Kampf für bedrohte Umwelt

PORT LOUIS: Die Vereinten Nationen (UN) unterstützen den Kampf gegen eine Ölkatastrophe auf Mauritius. Zusammen mit dem UN-Umweltprogramm (Unep) und dem UN-Nothilfebüro (Ocha) stellt der UN-Vertreter in dem Inselstaat Koordinationskapazitäten und Expertise zur Verfügung, wie es in einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung von Ocha hieß. Die UN auf Mauritius würden eng mit der Regierung zusammenarbeiten, um die Krise zu bewältigen.

Ein japanischer Frachter war vor rund zwei Wochen vor der Südostküste von Mauritius auf Grund gelaufen. Am Donnerstag begann dann einer Tanks Kraftstoff zu verlieren. Helfer versuchen nun, das Öl einzudämmen und weitere Austritte zu vermeiden. Behörden und Naturschützer warnen vor einer Umweltkatastrophe, weil sich das Schiff in der Nähe mehrerer Schutzgebiete befindet. Mauritius mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern liegt im Indischen Ozean und ist als Urlaubsparadies bekannt.

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