Neues aus dem Ausland am Dienstag

Neues aus dem Ausland am Dienstag

«Sexbombe»: Zürcher Polizist schreibt Touristin und verliert Job

ZÜRICH: Nach einer anzüglichen Nachricht an eine Touristin hat ein Zürcher Polizist seinen Posten geräumt. Die Stadtpolizei bestätigte am Dienstag einen Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung», wonach der Beamte ab sofort nicht mehr im Dienst sei. Ob er entlassen wurde oder selbst kündigte, gab die Polizei nicht bekannt.

Der Beamte hatte im Januar eine 19 Jahre alte Touristin aus Österreich in Zürich per Email kontaktiert, nachdem die Frau wegen eines Vorfalls die Polizei eingeschaltet hatte. In der Nachricht, die die Frau auf der Plattform TikTok veröffentlichte, bezeichnete der Mann sie als «Sexbombe» und «Männertraum» und ließ erkennen, dass er sich Aufnahmen der Frau im Internet angesehen hatte. Außerdem lästerte der Beamte über seine Arbeitskolleginnen.

Als der Fall Anfang des Jahres bekannt wurde, distanzierte sich eine Polizeisprecherin von dem Verhalten ihres Kollegen. «Das entspricht in keiner Weise dem Standard, den wir von unseren Mitarbeitenden erwarten», wurde die Sprecherin damals von dem Medienportal «20 Minuten» zitiert.


Spaniens Regierung will im Streit um Abtreibung Justiz einschalten

MADRID: Im Streit in Spanien um das Abtreibungsrecht hat die linke Regierung ein Verfahren zur Anrufung des Verfassungsgerichts in Gang gesetzt. Die von Konservativen und Rechtspopulisten regierte Gemeinschaft Kastilien und León habe mit der Ankündigung schärferer Auflagen für Frauen sowie für Ärzte und Ärztinnen gegen die Verfassung sowie gegen das Abtreibungsgesetz verstoßen und damit ihre Kompetenzen überschritten, sagte Regierungssprecherin Isabel Rodríguez nach einer Kabinettssitzung am Dienstag. Regierungschef Pedro Sánchez sagte am Rande des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos, es gehe um die Antwort auf die «eindeutige Verletzung eines Gesetzes zur Wahrung der Rechte von Frauen».

Der Vize-Regierungschef von Kastilien und León, Juan García-Gallardo von der rechtspopulistischen Vox, hatte angekündigt, Ärzte und Ärztinnen müssten Frauen, die eine Abtreibung vornehmen wollen, dazu drängen, sich vorher die Herzschläge des Fötus anzuhören, um sie umzustimmen. Zudem würden sie verpflichtet, diesen Frauen nahezulegen, sich vor der Entscheidung ein 4D-Ultraschallbild des Ungeborenen anzuschauen und sich psychologisch beraten zu lassen.

Der Regierungschef der Region, Alfonso Fernández Mañueco von der konservativen Volkspartei PP, betonte jedoch, es sei noch nichts beschlossen und weder Frauen noch Ärzte sollten zu irgendetwas gezwungen werden. Sein Vize beharrte jedoch auf dem verpflichtenden Charakter der Auflagen. In Kastilien und León im Nordwesten Spaniens hatte sich die PP erstmals auf eine Koalition mit Vox eingelassen.


New Yorker Metropolitan Museum feiert 100. Geburtstag von Avedon

NEW YORK: Das New Yorker Metropolitan Museum feiert den US-Fotografen Richard Avedon, der am 15. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Mehrere Gruppenporträts würden aus diesem Anlass in der Ausstellung «Murals» gezeigt, die am Donnerstag öffnen soll, teilte die Ausstellungshalle am Central Park in Manhattan mit.

«Richard Avedon hat das Gruppenporträt neu erfunden», sagte der österreichische Leiter des Metropolitan Museums, Max Hollein. «Er wuchs wenige Straßenblocks vom Museum entfernt auf und es war für ihn eine konstante Quelle der Inspiration. Jetzt sind seine außergewöhnlichen Wandbilder Schätze der Sammlung und wir sind begeistert, dass wir sie zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren gemeinsam zeigen können.»

Der 1923 in New York geborene und 2004 in San Antonio gestorbene Avedon galt als einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde vor allem mit Porträts und Modebildern berühmt.


Weißes Haus verteidigt zögerliche Informationen zu Biden-Dokumenten

WASHINGTON: Das Weiße Haus hat die zögerliche Herausgabe von Informationen im Hinblick auf Geheimdokumente verteidigt, die in Privaträumen von US-Präsident Joe Biden gefunden wurden. Aufgrund von Ermittlungen des Justizministeriums könne man Informationen nur begrenzt öffentlich machen, sagte ein Sprecher am Dienstag in Washington. Es sei natürlich, dass bei einer Ermittlung nach und nach neue Informationen ans Tageslicht kämen.

Das Weiße Haus steht wegen seiner Informationspolitik in der Kritik. Erst am Wochenende wurde bekannt, dass weitere Dokumente in Bidens Privathaus im US-Bundesstaat Delaware entdeckt wurden. Davor waren bereits dort und in Bidens Privaträumen in der Hauptstadt Washington Dokumente gefunden worden. Dies hatte das Weiße Haus erst nach Medienberichten eingeräumt.

Die Dokumente stammen aus Bidens Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama von 2009 bis 2017. Das Weiße Haus betonte immer wieder, dass Bidens Anwälte die Dokumente unverzüglich an das Nationalarchiv übergeben hätten, das für die Aufbewahrung zuständig ist. Der von Biden eingesetzte Justizminister Merrick Garland beauftragte vergangene Woche einen Sonderermittler damit, den Vorfall aufzuarbeiten.


Proteste treffen Tourismus schwer

CUSCO: Die blutigen Proteste in Peru infolge der Amtsenthebung und Verhaftung des Ex-Präsidenten Pedro Castillo haben für den Tourismus in dem Andenstaat schwere Folgen. 90 Prozent der Buchungen bis Ende März seien storniert worden, berichtete die peruanische Nachrichtenagentur «Agencia Andina» unter Berufung auf die Handelskammer der Region um Cusco am Dienstag.

Die Stadt Cusco ist der Ausgangspunkt für Touren zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, die Tausende Besucher am Tag empfangen kann. «Die Plaza de Armas ist jetzt menschenleer, in Machu Picchu werden etwa 200 oder bestenfalls 300 Touristen pro Tag sein», zitierte «Agencia Andina» John Gonzales Chuchón, Präsident der Handelskammer. Dabei lebten 60 Prozent der Menschen in Cusco vom Tourismus.

Die peruanische Regierung hatte am Sonntag in der Hauptstadt Lima und unter anderem für die Gebiete um die Städte Cusco, Puno und Callao einen Ausnahmezustand erklärt. Das Auswärtige Amt riet von nicht notwendigen Reisen nach Peru und dringend von Reisen in die Regionen Cusco, Arequipa, Puno, Puerto Maldonado und Apurímac ab.

Vor allem im Süden Perus hatten sich zuletzt Anhänger Castillos immer wieder schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Dabei kamen mindestens 45 Menschen ums Leben. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Präsidentin Dina Boluarte, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung von Castillo. Im Dezember waren Tausende wegen Blockaden und Protesten gestrandete Touristen aus Cusco weggebracht worden.


UNHCR: Etwa 350 Rohingya auf Flucht gestorben oder vermisst

DHAKA: Die Zahl der aus Myanmar und Bangladesch über den Indischen Ozean geflüchteten Rohingya ist im vergangenen Jahr nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) stark gestiegen. Mehr als 3500 Angehörige der muslimischen Minderheit hätten 2022 die gefährliche Überfahrt übers Meer versucht, teilte das UNHCR am Dienstag mit. Im Jahr zuvor seien es etwa 700 Menschen gewesen. Mindestens 348 Menschen seien vergangenes Jahr auf See gestorben oder würden vermisst.

Gründe für die Flucht seien zunehmende Verzweiflung von Rohingya und eine Verschlechterung der Lebenssituation, berichtete das UNHCR. Befürchtet werde, dass künftig noch mehr Menschen auf hoher See sterben. In Myanmar hatte vor zwei Jahren das Militär die Macht übernommen. Regimekritiker werden seitdem brutal verfolgt. Zuvor schon waren Hunderttausende Rohingya vor Repressionen und Verfolgung aus dem überwiegend buddhistischen Land geflohen, vor allem nach Bangladesch. Die dortige Regierung hofft, dass sie wieder nach Myanmar zurückkehren.

Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der Rohingya als Völkermord. Die Rohingya hatten durch ein 1983 erlassenes Gesetz der damaligen Militärjunta in Myanmar (ehemals: Birma) ihre Staatsbürgerschaft verloren.


Migration durch Darién-Dschungel im Jahr 2022 fast verdoppelt

PANAMA-STADT: Rund 250.000 Migranten haben im vergangenen Jahr den gefährlichen Weg durch den Darién-Dschungel zwischen Panama und Kolumbien in Richtung USA gewagt. Nach Angaben der panamaischen Migrationsbehörde vom Dienstag verdoppelte sich damit fast die Zahl im Vergleich zum Jahr davor, als knapp 134.000 Migranten den Dschungel durchquerten.

Der Darién-Dschungel liegt an der Grenze des südamerikanischen Kolumbien zum mittelamerikanischen Panama. Weil das Gebiet dort kaum zu erschließen ist, weist das panamerikanische Autobahnsystem an dieser Stelle bis heute eine größere Lücke auf. Die Durchquerung des unwegsamen Dschungels ist für Menschen sehr riskant, das Rote Kreuz spricht von einer der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt.

Die Rekordzahl von 2022 war laut panamaischer Migrationsbehörde hauptsächlich auf den starken Zustrom venezolanischer Migranten zurückzuführen. Mehr als 150.000 Venezolaner haben der Statistik zufolge den Weg durch den Darién auf sich genommen. Weit dahinter lagen Migranten aus Ecuador (29.000) und Haiti (22.000).

Von Panama sind es dann noch Tausende Kilometer bis zur US-mexikanischen Grenze, die für viele Migranten das Ziel ist. Die US-Grenzschutzbehörde zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 mehr als zwei Millionen Versuche von Menschen, in die USA zu gelangen. US-Präsident Joe Biden stellte aufgrund der hohen Zahlen Anfang Januar neue Regelungen vor, um die illegale Migration einzudämmen. Bis zu 30.000 Menschen aus Kuba, Nicaragua, Haiti und Venezuela sollen monatlich die Möglichkeit bekommen, legal in die USA zu kommen - allerdings nur, wenn sie strenge Voraussetzungen erfüllen. Im Gegenzug wollen die USA jeden Monat 30.000 Migranten aus diesen Ländern, die illegal eingereist sind, zurück nach Mexiko schicken.


EU-Parlament stimmt über Kaili-Nachfolge ab

STRAßBURG: Das Europaparlament stimmt an diesem Mittwoch (12.00 Uhr) über die Nachfolge der ehemaligen Vizepräsidentin Eva Kaili ab, die in einen Korruptionsskandal verwickelt wird. Aussichtsreichster Kandidat ist der Sozialdemokrat Marc Angel aus Luxemburg.

Im Dezember hatte ein Korruptionsskandal das Europaparlament erschüttert. Die belgische Justiz legt der griechischen Politikerin Kaili und weiteren Verdächtigen die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption zur Last. Dabei geht es um mutmaßliche Einflussnahme auf politische Entscheidungen aus dem Ausland.


Britische Pflegekräfte streiken erneut für höhere Löhne

LONDON: Pflegekräfte des britischen Gesundheitsdiensts NHS beginnen am Mittwoch einen Streik. Damit demonstrieren sie für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Die Fronten sind verhärtet: Die Gewerkschaft Royal College of Nursing fordert ein Plus, das deutlich über der Inflation von zuletzt mehr als 10 Prozent liegt. Die konservative Regierung hingegen will ihr Angebot, das etwa 4,5 Prozent mehr Lohn entspricht, nicht erhöhen. Sie warnt, eine inflationsgerechte Steigerung sei nicht finanzierbar und werde die Verbraucherpreise nur noch weiter antreiben.

Premierminister Rishi Sunak will mit einer umstrittenen Gesetzesinitiative das Streikrecht einschränken, um eine Grundversorgung in kritischen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Die Pflegekräfte wollen auch am Donnerstag die Arbeit niederlegen, zudem sind für Anfang Februar weitere Streiks geplant. Der NHS ist chronisch unterfinanziert und personell stark ausgedünnt. Auch in vielen anderen Branchen kommt es in Großbritannien seit Monaten immer wieder zu Streiks. Für Februar und März hat die Lehrergewerkschaft National Education Union insgesamt sieben Streiktage ausgerufen, auch Regierungsmitarbeiter in Dutzenden Behörden sowie Beschäftigte der Bahnen haben neue Ausstände angekündigt.


Frankreich will mit Pistorius Rüstungskooperation vorantreiben

PARIS: Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu will mit seinem designierten deutschen Amtskollegen Boris Pistorius die Zusammenarbeit bei Rüstungsprojekten beider Länder vorantreiben. Lecornu wolle mit Pistorius die verteidigungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich stärken und vertiefen, insbesondere bei den großen Sicherheitsherausforderungen, denen sich Europa und die Atlantische Allianz gegenübersehen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris am Dienstag mit. Außerdem gehe es um gemeinsame Industrieprojekte wie das Luftkampfsystem FCAS, das den Eurofighter ablösen soll, und das geplante Bodenkampfsystem MGCS, den Panzer der Zukunft.

Wie das französische Verteidigungsministerium erklärte, hätten die beiden Minister die Gelegenheit, sich bei einem bilateralen Gespräch am Rande des deutsch-französischen Ministerrats an diesem Sonntag in Paris auszutauschen. Der SPD-Politiker Pistorius soll am Donnerstag Nachfolger von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) werden, die am Montag um Entlassung gebeten hatte.


Neun Menschen öffentlich ausgepeitscht

KABUL: In der südafghanischen Stadt Kandahar haben die Taliban neun Menschen in einem Sportstadion öffentlich ausgepeitscht. Das bestätigte das Oberste Gericht und der lokale Sprecher der militanten Islamisten Hadschi Said am Dienstag auf Twitter. Den Beschuldigten seien Diebstahl und homosexuelle Handlungen vorgeworfen worden. Nach Aussage der Taliban wurden sie in Anwesenheit von Taliban-Offizieren und Anwohnern mit insgesamt 35 bis 39 Peitschenhieben bestraft.

In sozialen Medien wurden vielfach Aufnahmen geteilt, die der afghanische Nachrichtensender Amu TV verbreitete. Sie sollen die Auspeitschung vor Hunderten von Zuschauern zeigen. Die Aufnahmen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Bei ihrer Machtübernahme im August 2021 hatten die Taliban einen moderateren Kurs versprochen. Seit Ende vergangenen Jahres haben sie jedoch wiederholt öffentliche Bestrafungen durchgeführt und auch eine Hinrichtung vollzogen. Während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 wurden Auspeitschungen, Amputationen oder Steinigungen in der Öffentlichkeit vollzogen.


Erdogan-Puppe in Schweden - Türkei kritisiert Verzicht auf Ermittlung

ANKARA: Die Türkei hat die Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Stockholm kritisiert, keine Ermittlungen wegen einer Protestaktion mit einer aufgehängten Erdogan-Puppe aufzunehmen. Das sei «völlig absurd», sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Dienstag in Ankara auf einer Pressekonferenz mit seinem iranischen Kollegen Hussein Amirabdollahian. Es handele sich um ein «Hassverbrechen» und eine Straftat. Cavusoglu nannte die Aktion rassistisch.

Die Türkei blockiert seit Monaten die Aufnahme Schwedens und Finnlands in die Nato. Zu neuem Zwist in der Sache hatte vergangene Woche eine Protestaktion in der Nähe des Stockholmer Rathauses geführt: Aktivisten hatten dort eine Puppe an den Füßen aufgehängt, die dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ähnelte. Sie gehörten zu einer schwedischen Organisation, die sich selbst als «ein Netzwerk für Solidarität und Austausch mit der revolutionären Bewegung in ganz Kurdistan» bezeichnet. Der Stockholmer Staatsanwalt Lucas Eriksson hatte der Deutschen Presse-Agentur am Montag gesagt, er habe entschieden, keine Voruntersuchungen einzuleiten.

Die Türkei fordert für die Zustimmung zum Nato-Beitritt unter anderem die Auslieferung von Personen, die Ankara als Terroristen betrachtet. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt von einer Liste mit etwa 130 Menschen gesprochen.

Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian traf am Dienstag auch Erdogan und betonte, dass der Iran die Beziehungen zu der Türkei ausweiten wolle. Die Nachbarländer unterhalten gute Wirtschaftsbeziehungen. Erst im Sommer 2022 unterzeichneten sie eine Reihe von Absichtserklärungen. In Bezug auf die Proteste im Iran hat sich die Türkei bislang zurückgehalten. Erdogans Sprecher hatte am Samstag gesagt, man sei angesichts der Ereignisse «besorgt».


Belarus macht geflohener Oppositionsführerin Tichanowskaja Prozess

MINSK: In der Ex-Sowjetrepublik Belarus hat gegen die ins Exil geflohene Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja in Abwesenheit ein Prozess wegen Hochverrats begonnen. Tichanowskaja und vier weiteren, ebenfalls geflohenen Angeklagten werde Verschwörung mit dem Ziel der verfassungswidrigen Machtergreifung sowie die Bildung einer extremistischen Gruppierung vorgeworfen, berichtete die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta zum Prozessauftakt am Dienstag.

Tichanowskaja forderte 2020 den autoritären Langzeitmachthaber Alexander Lukaschenko bei den Präsidentenwahlen heraus und gilt bei vielen Wahlbeobachtern als wahre Siegerin der Abstimmung. Nachdem der heute 68-Jährige sich zum Sieger erklären ließ, kam es in Belarus zu beispiellosen Demonstrationen, die Lukaschenko brutal niederschlagen ließ. Tichanowskaja, die die Proteste mit anführte, wurde gezwungen, nach Litauen ins Exil zu gehen. Dort hat sie im Sommer eine Exilregierung gegründet.

Tichanowskaja selbst bezeichnete das Verfahren als eine «Farce». Sie sei noch immer nicht über die genauen Vorwürfe gegen sie informiert worden, schrieb sie in ihrem Telegram-Kanal.


Niederlande erweitern Diskriminierungsverbot in Verfassung

DEN HAAG: In den Niederlanden ist künftig die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung oder Behinderung in der Verfassung ausdrücklich verboten. Die Erste Kammer des Parlaments (vergleichbar dem Bundesrat) verabschiedete am Dienstag in Den Haag einen entsprechenden Antrag mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit. Danach wird der erste Artikel des Grundgesetzes erweitert.

Bisher waren beim Diskriminierungsverbot im Artikel 1 des Grundgesetzes ausdrücklich nur Religion, Lebensanschauung, politische Gesinnung, Rasse und Geschlecht als Gründe genannt. Die Grünen, die Sozialdemokraten und die Linksliberalen hatten bereits 2010 die Initiative zu dieser Verfassungsänderung ergriffen, gerade diese beiden Gründe müssten auch ausdrücklich genannt werden. Sie sprachen nun von einer «historischen Abstimmung.» Gegner hatten angeführt, dass eine Verfassungsänderung nicht nötig sei.

Es war die zweite Abstimmung der Ersten Kammer über diese Initiative. Damit ist das Verfahren abgeschlossen. Eine Verfassungsänderung muss jeweils zweimal von beiden Kammern des Parlaments angenommen werden. Nun muss nur noch der König das Gesetz unterzeichnen.


Gerichtsverfahren gegen Papst Benedikt vorläufig ausgesetzt

TRAUNSTEIN: Das deutsche Gerichtsverfahren gegen den kürzlich gestorbenen Papst Benedikt XVI. am Landgericht Traunstein (Bayern) ist vorläufig ausgesetzt worden. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin am Dienstag.

Die Anwaltskanzlei des an Silvester gestorbenen emeritierten Papstes habe beantragt, das Verfahren pausieren zu lassen, bis ein Rechtsnachfolger feststehe. Sobald das der Fall sei, werde es wieder aufgenommen, sagte die Sprecherin. Das Verfahren gegen andere beklagte Kirchenverantwortliche laufe aber weiter.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte ein Mann, der nach eigenen Angaben vom verurteilten Wiederholungstäter Priester H. in Garching an der Alz missbraucht wurde, am Landgericht Traunstein eine Zivilklage, eine sogenannte Feststellungsklage, erhoben. Sie richtet sich nicht nur gegen Josef Ratzinger, der damals Erzbischof von München und Freising war, als der Missbrauchstäter in seine Diözese versetzt wurde. Sie richtet sich auch gegen den verurteilten Mann selbst, das Erzbistum sowie Ratzingers Nachfolger im Amt des Erzbischofs, Kardinal Friedrich Wetter. Ziel der Klage ist unter anderem, festzustellen, ob Bistumsverantwortliche Taten vertuscht und so weitere Taten möglich gemacht haben.


Böhmische Kronjuwelen für wenige Tage in Prag zu sehen

PRAG: Unter großem Besucherandrang hat in Prag die seltene Zurschaustellung der Kronjuwelen des einstigen Königreichs Böhmen begonnen. Viele Leute warteten am Dienstag mehr als eine Stunde in der Schlange vor dem Veitsdom auf der Prager Burg, um die Wenzelskrone aus dem 14. Jahrhundert sowie Zepter und Reichsapfel im Original zu bewundern. Die glitzernden Herrschaftsinsignien sind nur noch bis Samstag jeweils von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr zu sehen. Anschließend verschwinden sie wieder in einer unzugänglichen Schatzkammer.

Um die kostbaren Stücke hervorzuholen, waren sieben hohe Würdenträger zusammengekommen, welche traditionell die Schlüssel verwahren: Präsident Milos Zeman, Regierungschef Petr Fiala, die Vorsitzenden der beiden Parlamentskammern, Erzbischof und Domkapitular sowie der Prager Oberbürgermeister.

Es herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Neben Polizisten sind auch Soldaten der Burgwache im Einsatz. Der Eintritt ist frei. Zuletzt wurde der Schatz 2018 gezeigt. Feierlicher Anlass ist diesmal die Gründung der Tschechischen Republik vor 30 Jahren mit der Teilung der Tschechoslowakei in zwei Staaten.

Die Ausstellung der Kronjuwelen als einem Symbol der Staatlichkeit findet zwischen der ersten und der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Tschechien statt. Der General a. D. Petr Pavel und der Ex-Ministerpräsident Andrej Babis treffen am 27. und 28. Januar in einer Stichwahl aufeinander.


Forscher: Ältester Runenstein der Welt entdeckt

OSLO: In Norwegen ist der nach Forscherangaben älteste bislang bekannte Runenstein der Welt gefunden worden. Archäologen hätten ihn im Herbst 2021 bei Untersuchungen eines Gräberfeldes in Hole bei Oslo entdeckt, teilte das Museum für Kulturgeschichte der Universität von Oslo am Dienstag mit. Die Inschriften seien bis zu 2000 Jahre alt und stammten aus den frühesten Tagen der geheimnisvollen Geschichte der Runenschrift.

«Dieser Runenstein ist somit eines der allerersten Beispiele für Wörter, die schriftlich in Skandinavien aufgezeichnet worden sind», erklärte das Museum. Irgendwann vor 1800 bis 2000 Jahren habe jemand in der Nähe des Tyrifjords gestanden und Runen in den 31 mal 32 Zentimeter großen Sandsteinblock geschnitzt. Bei dem Fund handle es sich um «den Traum aller Runologen». Der nach der Fundstätte benannte Svingerud-Stein wird nun ab Samstag für gut fünf Wochen in einer Museumsausstellung zu sehen sein.

Die Botschaft auf dem Stein zu entschlüsseln ist nach Museumsangaben keine einfache Aufgabe. Acht Runen auf der Vorderseite bedeuten demnach umgewandelt in lateinische Buchstaben «idiberug». «Der Text bezieht sich möglicherweise auf eine Frau namens Idibera und die Inschrift könnte «Für Idibera» bedeuten», mutmaßte die Runologin Kristel Zilmer. Es gebe jedoch noch eine Menge Forschungsarbeit.

Die Runenschrift wurde von den Germanen verwendet und ist die älteste bekannte Form des Schreibens in Skandinavien. Von ihnen wurde von Beginn der Zeitrechnung über die Wikingerzeit bis hin ins späte Mittelalter rege Gebrauch gemacht.


Anhaltende Dürre - Tausende Tiere in Nationalparks verenden

NAIROBI: Mehr als 6000 große Wildtiere sind allein im kenianischen Amboseli-Nationalpark im vergangenen halben Jahr der anhaltenden Dürre zum Opfer gefallen. Wie der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) am Dienstag mitteilte, starben dort seit Beginn der Aufzeichnungen vor vier Jahrzehnten noch nie so viele Tiere während einer Dürre. «Die kurzen Regenfälle reichen nicht aus, damit sich die für Wildtiere lebenswichtige Vegetation erholen kann», sagte Robert Kless, Leiter des IFAW Deutschland.

Die Bilanz in dem bei Touristen beliebten Nationalpark am Fuße des Kilimandscharo ist demnach verheerend. Zwischen Juni und November seien rund 130 Elefanten, 3900 Gnus und 1400 Zebras infolge der Dürre gestorben. Auch mehr als 90 der bedrohten Massai-Giraffen hätten die Trockenperiode nicht überlebt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das kenianische Wildlife Research and Training Institute (WRTI) berichtet, zwischen Februar und Oktober seien 205 Elefanten in Kenia in Folge der Dürre gestorben. Neben dem Amboseli-Nationalpark waren demnach 2022 der benachbarte Tsavo- sowie der Laikipia-Samburu-Park nördlich des Mount Kenya betroffen. In Samburu seien trotz eines Fütterprogramms knapp 50 Grevy-Zebras verendet. Die Art ist vom Aussterben bedroht, größere Bestände leben nur noch in Kenia.

Kenia gehört mit seinen tierreichen Naturreservaten zu den beliebtesten Touristenzielen in Afrika. Das Land in Ostafrika wird aktuell jedoch von der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren geplagt. Ein schnelles Ende der Krise sei nicht in Sicht, sagte Kless. «Es bräuchte mindestens drei Jahre lang ausgiebige Regenperioden, damit sich die Situation wieder normalisiert.»


Mutmaßlicher Drahtzieher -Korruptionsskandal bleibt in Haft

BRÜSSEL: Der mutmaßliche Drahtzieher im Korruptionsskandal rund um das Europaparlament Pier Antonio Panzeri bleibt in Untersuchungshaft. Wie die zuständige Staatsanwaltschaft in Brüssel am Dienstag mitteilte, zog der ehemalige Europaabgeordnete seine Berufung gegen eine Entscheidung des Haftrichters vom Dezember zurück. Eine zunächst geplante Anhörung des Italieners habe es deshalb nicht gegeben.

Panzeri gilt als Schlüsselfigur in dem Skandal, den belgische Ermittler im Dezember aufgedeckt hatten. Er ist einer von mehreren Verdächtigen, die in Untersuchungshaft sitzen. Unter ihnen ist auch die ehemalige Vize-Präsidentin des Europaparlaments Eva Kaili. Sie soll am Donnerstag erneut vom Haftrichter angehört werden. Den Verdächtigen wird die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption zur Last gelegt. Bei den Ermittlungen der belgischen Behörden geht es um mutmaßliche Einflussnahme auf politische Entscheidungen aus Katar und Marokko.


CSU-Vize sieht wenig Nachholbedarf nach EU-Korruptionsskandal

STRAßBURG: CSU-Europapolitikerin Angelika Niebler sieht trotz des Korruptionsskandals um die ehemalige Vizeparlamentspräsidentin Eva Kaili nur wenig Bedarf für Reformen. Sie kenne kein Parlament, das so transparent sei wie das Europäische Parlament, sagte die Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament am Dienstag in Straßburg. Deshalb gebe es da «keinen so großen Nachholbedarf».

Die stellvertretende CSU-Parteivorsitzende sieht vielmehr die von dem Korruptionsskandal besonders betroffene sozialdemokratische Fraktion in der Pflicht. «Wenn es unsere Fraktion wäre, würde ich auch erwarten, dass wir uns überlegen, was wir da machen», sagte sie. Bislang waren alle im Korruptionsskandal verwickelten EU-Abgeordneten Mitglieder der S&D-Fraktion.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe, Daniel Caspary, betonte, dass frei gewählte Abgeordnete Freiheiten bräuchten. Er sprach sich dagegen aus, dass Abgeordnete zu viele Treffen mit Gesprächspartnern offenlegen müssten, da sie dann gewisse Informationen nicht mehr bekämen.

Der Skandal um mögliche Einflussnahme aus dem Ausland auf das Europaparlament war im Dezember öffentlich geworden. Die belgische Justiz legt der mittlerweile abgesetzten Vizepräsidentin Eva Kaili und weiteren Verdächtigen die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption zur Last. Dabei geht es um mutmaßliche Einflussnahme auf politische Entscheidungen aus dem Ausland. Bei Hausdurchsuchungen in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal beschlagnahmte die belgische Polizei in der Region Brüssel fast 1,5 Millionen Euro.


UN-Beauftragter Grundberg spricht mit Huthi-Rebellen

SANAA: In Bemühungen um eine Entspannung des Konflikts im Jemen verhandelt der UN-Sonderbeauftragte Hans Grundberg im Land erneut mit den schiitischen Huthi-Rebellen. Am Montag traf er sich bereits mit dem Vorsitzenden des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, wie er per Videoschalte in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats sagte. Am Dienstag waren weitere Gespräche mit führenden Huthi-Vertretern geplant. «Ich bin ermutigt von den vertieften Diskussionen», sagte Grundberg. «Der Jemen braucht eine Einigung, die eine gemeinsame Vision für den Weg vorwärts enthält, um eine Rückkehr zum voll entfalteten Konflikt zu vermeiden.»

In dem verarmten Land tobt seit bald acht Jahren ein Bürgerkrieg, der Millionen in die Flucht getrieben und eine gewaltige humanitäre Krise ausgelöst hat. Etwa 21 Millionen Menschen sind dieses Jahr nach Angaben des UN-Nothilfebüros Ocha auf Hilfe und Schutz angewiesen. Die Huthi-Rebellen kontrollieren weite Teile des Nordens samt der Hauptstadt Sanaa. Sie kämpfen gegen die jemenitische Regierung und ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis.

Eine sechs Monate lange Waffenruhe lief im Oktober ohne Verlängerung aus. «Die militärische Situation im Jemen ist insgesamt stabil geblieben. Es gab weder große Eskalationen noch Veränderungen an den Fronten», sagte Grundberg. Es sei die «längste Phase verhältnismäßiger Ruhe in den vergangenen acht Jahren».

Alle Bemühungen, den Konflikt im Jemen dauerhaft zu beenden, blieben bisher erfolglos. Neben den Vereinten Nationen bemüht sich auch der benachbarte Oman als Vermittler. Eine omanische Delegation besuchte Sanaa vergangene Woche zu Gesprächen mit den Huthis, die die Rebellen als «positiv» bezeichneten. Es war die zweite Gesprächsrunde dieser Art in wenigen Wochen. Ein Vertreter der von Saudi-Arabien unterstützten jemenitischen Regierung lobte diese Bemühungen auch.


Londoner Polizei will härter gegen auffällige Beschäftigte vorgehen

LONDON: Die Londoner Polizei will nach einem neuen Skandal um Dutzende Vergewaltigungen durch einen Beamten härter gegen auffällig gewordene Beschäftigte vorgehen. Vorwürfe gegen mehr als 1000 Polizisten und andere Mitarbeiter im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt oder sexuellen Übergriffen sollten erneut sorgfältig geprüft werden, kündigte die Metropolitan Police am Dienstag an. Bei den betroffenen Fällen wurden bislang nur Vorwürfe erhoben, aber keine Konsequenzen gezogen.

Ein 48 Jahre alter Polizist hatte am Montag vor Gericht etliche Fälle von Vergewaltigung über einen Zeitraum von 20 Jahren eingeräumt. Er wurde am Dienstag formell aus dem Amt entlassen. Bevor er 2021 von seinen Aufgaben entbunden wurde, war er unter anderem damit beauftragt, das britische Parlament zu schützen.

Polizeichef Mark Rowley, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, räumte Versäumnisse ein: «Wir sind gescheitert. Es tut mir leid. Er hätte kein Polizist sein dürfen», sagte er der BBC. «Eine Kombination aus schwachen Regeln und schwachen Entscheidungen» habe dazu geführt, dass in den 20 Jahren mehrere Chancen, den Mann zu entlassen, verpasst worden seien. Man habe nicht gleichermaßen konsequent die eigene Integrität überwacht, wie man es bei Kriminellen tue.

Für die skandalgeplagte Londoner Polizei ist der Fall, in dem Anfang Februar das Strafmaß verkündet werden soll, ein erneuter Schlag. Nach mehreren drastischen Fällen wie dem Mord an der Londonerin Sarah Everard durch einen aktiven Polizisten haben die Ordnungshüter der britischen Hauptstadt viel Vertrauen in der Bevölkerung verloren. Auch unabhängige Berichte stellten Scotland Yard ein verheerendes Zeugnis hinsichtlich Sexismus und Rassismus in den eigenen Reihen aus. Der neue Polizeichef Rowley hat das erklärte Ziel, Vertrauen wiederherzustellen und die Polizei zu reformieren.


EU-Politikerin Kaili droht Verlust der Immunität

STRAßBURG: Das Europaparlament könnte demnächst die Immunität der unter Korruptionsverdacht stehenden ehemaligen Vize-Präsidentin Eva Kaili aufheben. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag mit großer Mehrheit für eine Änderung der eigenen Geschäftsordnung, so dass nicht mehr nur nationale Behörden, sondern auch die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) einen solchen Schritt beantragen kann.

Hintergrund ist, dass die EEPO im Dezember bereits beantragt hatte, die Immunität von zwei Abgeordneten, unter anderem der griechischen Sozialdemokratin Kaili, aufzuheben. Kaili sitzt in Belgien bereits wegen Korruptionsverdachts in Untersuchungshaft. Daneben steht die griechische Christdemokratin Maria Spyraki unter Verdacht.

Der EPPO-Antrag steht nicht in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal rund um das Parlament, der im Dezember von belgischen Ermittlern aufgedeckt worden war. Vielmehr geht es um mutmaßlichen Betrug mit Blick auf Zulagen für parlamentarische Assistenten.

Parlamentspräsidentin Roberta Metsola will den EPPO-Antrag noch in dieser Woche im Plenum öffentlich machen, anschließend befasst sich der Rechtsausschuss des Parlaments damit. Letztlich muss das Plenum darüber abstimmen. Weil Kaili in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal auf frischer Tat ertappt worden war, mussten die belgischen Behörden nicht beantragen, ihre Immunität aufzuheben.


Dokumentarfilmerin und Journalist im Iran zu langer Haft verurteilt

TEHERAN: Im Iran sind eine Dokumentarfilmerin und ein Journalist wegen Verstößen «gegen die nationale Sicherheit» zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Die Filmemacherin und Sozialaktivistin Mozgan Ilanlu muss laut iranischer Onlinezeitung Emtedad zehn Jahre in Haft, der Zeitungsjournalist und politische Aktivist Aliresa Choschbacht fünf Jahre, wie die Zeitung «Shargh» am Dienstag berichtete. Ilanlu sei von einem Revolutionsgericht in der Hauptstadt Teheran zudem zu 74 Peitschenhieben verurteilt worden, hieß es weiter. Medienberichten zufolge hatte sich die Filmemacherin mit den Protesten solidarisiert.

Seit Monaten protestieren Menschen im Iran gegen die repressive Politik. Ausgelöst wurde sie durch den Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September 2022. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie von den Sittenwächtern wegen des Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Die Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen. Auf die Proteste folgt ein eiserner Kurs der iranischen Justiz.


«Internationale Aufmerksamkeit» - 2,3 Millionen im Humboldt Forum

BERLIN: Das Humboldt Forum in Berlin hat seit dem ersten Öffnungsschritt vor zwei Jahren bisher rund 2,3 Millionen Besucherinnen und Besucher angelockt. Im vergangenen Jahr zählte der 680 Millionen Euro teure Kultur-, Ausstellungs- und Veranstaltungsort hinter der umstrittenen rekonstruierten Barockfassade des alten Hohenzollernschlosses rund 1,5 Millionen Interessierte. Generalintendant Hartmut Dorgerloh berichtete am Dienstag von einer «hohen internationalen Aufmerksamkeit für das Projekt».

Für die Ausstellungen wurden 711.054 Tickets ausgegeben, gut 100.000 davon für kostenpflichtige Angebote wie Sonderausstellungen und Berlin-Bereich. Die übrigen Besucherinnen und Besucher verteilten sich auf 480 Veranstaltungen, Kongresse oder Festivals.

Dorgerloh begrüßte eine mögliche Änderung im Haus. Bisher teilen sich die rund 40.000 Quadratmeter des Zentrums zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden etwa Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie zur Geschichte der Hauptstadt. Kultursenator Klaus Lederer sieht den Anteil Berlins auf dem Prüfstand. Es sei eine «Option, bei einer Entflechtung im Haus die Rollen und die Funktion der Beteiligten neu zu sortieren», sagte er kürzlich der dpa. Es bleibe zu klären, «ob es für das Land Berlin dort zukünftig einen Platz gibt, der sich mit einem einheitlichen Profil und mit der einheitlichen strategischen Ausrichtung des Hauses verträgt oder ob es dazu auch andere Optionen gibt».

Dorgerloh nannte dies ein «positives Signal». Es sei toll, «dass der Kultursenator sagt, auch die Präsenz von Berlin ist hier nicht statisch», sagte Dorgerloh. Als Alternativen kann sich der Generalintendant die schon einmal geplante Bibliothek wie auch eine Musikschule oder ein Museum für Kinder vorstellen.


Staatsmedien: Deutscher im Iran festgenommen

TEHERAN: Im Iran ist Staatsmedien zufolge ein deutscher Staatsangehöriger festgenommen worden. Die Person soll in einer «sensiblen Zone» der Südwestprovinz Chusestan fotografiert haben, berichtete die staatliche Zeitung «Dscham-e Dscham» am Dienstag. Zur Identität und dem Zeitpunkt der Festnahme gab es zunächst keine Informationen. Immer wieder kommt es in der Provinz zu Demonstrationen.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, man habe die Berichte in den iranischen Medien zur Kenntnis genommen. Die deutsche Botschaft bemühe sich derzeit mit Hochdruck um Aufklärung.

Im Zuge der jüngsten Protestwelle wurden nach Angaben der Justiz mindestens 40 ausländische Staatsbürger festgenommen. Der Iran klagte einige mit dem Vorwurf der Spionage an. Kritiker werfen dem Iran vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln festzusetzen. Teheran weist diese Vorwürfe zurück und begründet die Festnahmen in der Regel mit der nationalen Sicherheit.

Mit Ausbruch der Proteste Mitte September 2022 ist die Islamische Republik Iran in eine schwere politische Krise gestürzt. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden.


Niedrigste Geburtenzahl seit 1946

PARIS: Die Zahl der Geburten in Frankreich ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1946 gesunken.

Die Zahl sank im Vergleich zu 2021 um 19.000 auf 723.000 Geburten, teilte die Statistikbehörde in Paris am Dienstag mit. Die Zahl der Sterbefälle stieg um 5000 auf 667.000, womit die Differenz aus Geburten und Sterbefällen auf den niedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg sank. Die Bevölkerungszahl stieg vor allem dank der Migration dennoch um 0,3 Prozent auf 68,0 Millionen. Die Zahl der Geburten sinkt in Frankreich bereits seit 2015, nur 2021 gab es einen kleinen Anstieg. 2022 bekamen Frauen in Frankreich im Durchschnitt 1,8 Kinder.


Bangladesch zählt seine wilden Tiger mit Kamerafallen

DHAKA: Mit Kamerafallen an mehr als 660 Orten will Bangladesch der aktuellen Zahl der Tiger im größten geschlossenen Mangrovenwald der Welt auf die Spur kommen. Bilder und Videos von den Großkatzen in den Sundarbans sollen etwa ein Jahr lang erfasst und dann ausgewertet werden, wie Abu Naser Mohsin Hossain von der Waldbehörde der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Sundarbans umfassen ein Gebiet von etwa 10.000 Quadratkilometern in Bangladesch und Indien.

Anhand der Resultate soll der Schutz der für die Biodiversität wichtigen Königstiger, auch Bengal-Tiger genannt, verbessert werden. Hossain hofft, dass ihre Zahl wie schon bei den vergangenen beiden Zählungen leicht gestiegen ist. Im Jahr 2018 seien 114 Exemplare der Unterart in den Sundarbans ermittelt worden, drei Jahre zuvor 106. In der Region gibt es Aufklärungskampagnen, die Einwohner davon abhalten sollen, Tiger oder auch ihre Beutetiere zu töten.

Wildlebende Tiger gibt es in Südasien, Südostasien, Russland und China. Die Staaten hatten sich im Jahr 2010 das Ziel gesetzt, ihre Tigerzahlen bis zum chinesischen «Jahr des Tigers» 2022 zu verdoppeln. Bislang hätten Indien, Nepal und Russland das Ziel erreicht, sagte ein WWF-Sprecher. In Bangladeschs Nachbarland Indien lebten mit Abstand die meisten Tiger, rund 3000 Tiere. Weltweit gibt es der Umweltstiftung zufolge rund 4500 wildlebende Tiger verschiedener Unterarten. Bangladesch will das Verdoppelungsziel nach eigenen Angaben in einigen Jahren erreichen.

Die Raubkatzen seien durch Wilderei, Lebensraumverlust und schrumpfende Bestände ihrer Beutetiere bedroht, heißt es vom WWF. Die Sundarbans mit ihren zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden Schutzgebieten sind unter anderem auch Lebensraum von Dutzenden Vogelarten und den gefährdeten Flussdelfinen.


Kardinal Marx entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

MÜNCHEN: Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich ein Jahr nach Veröffentlichung eines Aufsehen erregenden Gutachtens über Missbrauchsfälle in seinem Bistum erneut bei den Betroffenen entschuldigt.

«Für das damit verbundene Leid werde ich immer in der Verantwortung stehen und bitte darum nochmals um Entschuldigung», sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag. «Ich kann Geschehenes nicht rückgängig machen, aber jetzt und zukünftig anders handeln. Und das tue ich.»

Das vom Bistum bei der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar 2022 weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld.

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem an Silvester gestorbenen Papst Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso Kardinal Marx.


Unicef: Millionen Kinder kämpfen in Pakistan ums Überleben

GENF: Nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan kämpfen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef weiterhin vier Millionen Kinder ums Überleben. Für viele sei der Alptraum noch nicht zu Ende, berichtete der Unicef-Vertreter in Pakistan, Abdullah Fadil, per Videolink am Dienstag in Genf.

Sie lebten teils bei Temperaturen unter null Grad ohne Heizung in vorübergehenden Behausungen. In den betroffenen Gebieten, darunter die Provinz Sindh, seien mindestens 1,6 Millionen Kinder schwer unterernährt, sagte Fadil. Weitere sechs Millionen seien mangels Nahrung und durch Krankheiten für ihr Alter unterentwickelt. Dies könne die Entwicklung der Kinder für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen.

Unicef fürchtet, dass sich die Lage in diesem Jahr drastisch verschärfen wird. Der Unicef-Spendenaufruf für Hilfe nach den Überschwemmungen in Höhe von 173 Millionen Dollar sei bislang erst zur Hälfte gedeckt, sagte Fadil.


Mutmaßlicher Ex-Sicherheitschef des IS festgenommen

DEN HAAG: Im Süden der Niederlande ist ein mutmaßlicher früherer Sicherheitschef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen worden. Der 37 Jahre alte Mann werde der Kriegsverbrechen in Syrien verdächtigt, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag in Den Haag mit. Der Syrer hatte 2019 in den Niederlanden Asyl beantragt, und er wohnte den Angaben zufolge seit 2020 in Arkel, rund 70 Kilometer südlich von Amsterdam.

Der Syrer steht unter dem Verdacht, zwischen 2015 und 2018 eine führende Funktion bei der IS-Terrormiliz gehabt zu haben. Davor soll er den Angaben zufolge zwei Jahre lang Sicherheitschef bei der als Terrororganisation eingestuften Al-Nusra-Front gewesen sein. Er soll im und um das Flüchtlingslager Jarmuk im Süden der syrischen Hauptstadt Damaskus aktiv gewesen sein.

Einzelheiten zu dem ihn zur Last gelegten Verbrechen wurden noch nicht mitgeteilt. Der Verdächtige soll am Freitag dem Haftrichter in Den Haag vorgeführt werden.

Die IS-Terrormiliz hatte mit Waffengewalt weite Gebiete im Nordwesten des Iraks und im Osten Syriens erobert, um einen islamischen Staat zu gründen. Am 29. Juni 2014 rief der IS ein Kalifat aus. Unter Führung der USA wurde daraufhin eine Anti-IS-Koalition gegründet. Gemeinsam mit lokalen Truppen gelang es, den IS bis Ende 2017 im Irak und dann bis März 2019 auch in Syrien militärisch zu schlagen.


26 Verletzte bei Busunglück in englischer Grafschaft Somerset

BRIDGWATER: Bei eisigen Temperaturen ist in der englischen Grafschaft Somerset am Dienstagmorgen ein Bus verunglückt. 54 Passagiere seien von Sanitätern behandelt, 26 davon verletzt worden, teilte eine Polizeiinspektorin der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit. Todesopfer gab es demnach keine.

Insgesamt waren 70 Personen an Bord, als der Bus umkippte. Das Fahrzeug war mit Beschäftigten besetzt, die auf dem Weg zu einem im Bau befindlichen Kernkraftwerk in der Nähe waren. Auch ein Motorradfahrer war an dem Unfall beteiligt.

Die Polizei rief auf Twitter die örtliche Bevölkerung dazu auf, nur absolut notwendige Fahrten zu unternehmen. Die Bedingungen seien «extrem eisig und gefährlich», hieß es auf Twitter. Innerhalb weniger Stunden seien Dutzende Verkehrsunfälle gemeldet worden.


Pistorius wird am Donnerstag vereidigt

BERLIN: Der künftige deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird am Donnerstag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Ernennungsurkunde erhalten und im Bundestag seinen Amtseid leisten.

Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag in Berlin mit.


«Es ist verrückt» - auf Mallorca sind die Teufel los

PALMA: Auf Mallorca sind die Teufel los. Kostümierte Einwohner ziehen derzeit durch die Straßen der spanischen Urlaubsinsel. Nicht Karneval ist der Grund, sondern die Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius. «Sant Antoni» wurde am Dienstag begangen. Bereits am Montagabend strömten Hunderte Menschen zum sogenannten Dimonis-Tanz. Erstmals seit einer zweijährigen Corona-Zwangspause wurde wieder ausgelassen gefeiert.

Inoffiziell findet das wilde Treiben mancherorts sogar schon seit Tagen statt. «Es ist verrückt», riefen die Menschen in Manacor laut der Zeitung «Diario de Mallorca». Auf den überfüllten Hauptplätzen von etwa 30 Städten und Ortschaften der Insel werden die Mallorquiner noch tagelang feiern und immer wieder zur Musik der Kapellen mit als Teufel verkleideten Menschen tanzen. Es werden unter anderem auch Hunde, Katze, Schildkröten und ganze Schafherden gesegnet, denn der Mönch Antonius Abbas galt als Schutzheiliger der Tiere.

Die «Sant Antoni»-Hochburgen sind Sa Pobla im Norden und Manacor und Artà im Osten der Insel. In Manacor gab es dieses Jahr ein Novum: Erstmals durfte sich auf Mallorca eine Frau als Teufel verkleiden.

Hintergrund des kuriosen Spektakels ist eine Überlieferung. Demnach lebte Abbas im dritten Jahrhundert nach Christus in Ägypten. Er stammte aus einer reichen Familie, soll aber der Legende nach im Alter von 20 Jahren sein Hab und Gut verkauft haben und in die Wüste gezogen sein, um dort mit vielen Tieren asketisch zu leben. In seiner Einsiedelei soll ihm mehrmals Satan erschienen sein, der ihn gepeinigt habe und in Versuchung habe führen wollen, heißt es.


Somalia: Mindestens 35 Tote nach Angriff auf Militärbasis

MOGADISCHU: Bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt in Zentralsomalia wurden nach Militärangaben am Dienstagmorgen mindestens 35 Menschen getötet. Dem Angriff seien drei Selbstmordattentate vorausgegangen, sagte Militärsprecher Ahmed Mohamed der Deutschen Presse-Agentur.

Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab bekannte sich zu dem Angriff und erklärte, kurzzeitig die Kontrolle über die Militärbasis übernommen zu haben. Diese ist laut Mohamed mittlerweile jedoch wieder unter somalischer Kontrolle. Bei den Kämpfen sollen mindestens 20 somalische Soldaten und 15 Al-Shabaab-Kämpfer getötet worden sein.

Das Land am Horn von Afrika mit etwa 16 Millionen Einwohnern wird seit Jahren von Terroranschlägen und anderen Gewalttaten erschüttert. Seit mehreren Monaten geht die Regierung in Mogadischu mit einer militärischen Offensive gegen Al-Shabaab vor. Die Terroristen kontrollieren weite Teile der Region Zentralsomalia sowie den Süden des Landes, haben in vergangenen Monaten aber verstärkt Gebiete verloren. Erst am Montag hatte die somalische Regierung die Rückeroberung zweier strategisch wichtiger Hochburgen der Terroristen verkündet.


Hyperinflation: Lehrer demonstrieren für besseres Gehalt

CARACAS: Zahlreiche Lehrer und andere Staatsbedienstete sowie Rentner haben im südamerikanischen Krisenstaat Venezuela für höhere Löhne und Pensionen demonstriert. «Dieser Aufruf, den ursprünglich Lehrer begonnen haben, entwickelte sich zu etwas Größerem», schrieb die venezolanische Zeitung «El Nacional» am Montag (Ortszeit). «Zu einer großen Demonstration, an der alle Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes im Land teilnahmen.»

Auf Fotos war etwa zu sehen, wie ein Demonstrant Hühnerfüße in einen Topf steckte, um auf grassierende Armut hinzuweisen. «Unser Gehalt ist ein Hungerlohn, es reicht für nichts, es ist ein Hohn, was wir jeden Monat bekommen», zitierte «El Nacional» eine Lehrerin an einer öffentlichen Schule in der Hauptstadt Caracas. Die Inflation in Venezuela stieg im vergangenen Jahr nach Schätzungen unabhängiger Finanzexperten auf mehr als 300 Prozent.

Das von Präsident Nicolás Maduro autoritär regierte Land steckt seit Jahren trotz einem der größten Ölvorkommen der Welt in einer tiefen politischen, wirtschaftlichen und humanitären Krise, die durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Das Gesundheitssystem liegt am Boden. Statistiken zufolge haben mehr als sieben Millionen Menschen Venezuela wegen Armut und Gewalt verlassen.


Japan will hochmoderne Marschflugkörper entwickeln

TOKIO: Japan will im Zuge seiner massiven militärischen Aufrüstung einem Medienbericht zufolge moderne Marschflugkörper mit austauschbaren Gefechtsköpfen entwickeln. Wie die auflagenstärkste japanische Tageszeitung «Yomiuri Shimbun» am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, sind drei Arten von Gefechtsköpfen geplant, wie es sie in dieser Form nur selten gibt: einer zur Aufklärung mit Hilfe von Hochleistungskameras, einer zur Störung feindlicher Radarsysteme mittels elektromagnetischer Wellen und einer zum Angriff. Da sie nacheinander abgeschossen werden können, soll der Abschreckungseffekt erhöht und die Angriffsgenauigkeit erhöht werden.

Japan vollzieht derzeit einen historischen Kurswechsel seiner Sicherheitspolitik und will die Verteidigungsausgaben massiv aufstocken. Erstmals will sich das Land Offensivwaffen wie Marschflugkörper zulegen, die etwa potenzielle Ziele in China erreichen können. Der Wehretat soll sich statt wie bisher auf ein Prozent künftig auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes belaufen.

Der Kurswechsel geschieht angesichts eines Sicherheitsumfelds, das die Regierung in Tokio als das «ernsteste und komplizierteste» seit dem Zweiten Weltkrieg beschreibt. Das militärische Auftreten Chinas in der Region stelle «die größte strategische Herausforderung» aller Zeiten dar, heißt es in einem kürzlich beschlossenen neuen Sicherheitspapier. Ähnlich formuliert es auch Japans Schutzmacht USA.


Mangelnder Erdbebenschutz bei vielen Kinderhorten

TOKIO: Im hochgradig erdbebengefährdeten Japan sind viele Kindertagesstätten nicht ausreichend gegen starke Erschütterungen geschützt. Zum Zeitpunkt der jüngsten Erhebung seien noch mehr als 3300 Gebäude, in denen kleine Kinder tagsüber betreut werden, unzureichend gegen Erdbeben gesichert oder ihre Erdbebensicherheit zumindest nicht zertifiziert gewesen. Das berichtete die japanische Tageszeitung «Mainichi Shimbun» am Dienstag auf Basis einer eigenen Analyse entsprechender Umfrageergebnisse des Arbeitsministeriums vom März 2020.

Ebenfalls am Montag gedachte das Land der 6434 Todesopfer des verheerenden Erdbebens vor 28 Jahren im Raum Kobe. Damals wurden 100.000 Wohnhäuser zerstört. Es war bis zur Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in der nordöstlichen Region Tohoku am 11. März 2011 mit rund 20.000 Toten die schwerste Naturkatastrophe in Japans Nachkriegsgeschichte. Die meisten der damals in Kobe beschädigten Gebäude waren nach alten Standards für Erdbebensicherheit gebaut worden. Daraufhin wurde zwar ein Gesetz zur baulichen Nachrüstung erlassen, doch laut dem Zeitungsbericht bestehen weiterhin Sicherheitsrisiken.

Von den rund 44.000 Gebäuden mit Kindertagesstätten stammten rund 1000 aus einer Zeit, als noch die alten Erdbebenstandards galten, schrieb das Blatt. Nach Ausklammerung sanierter Gebäude seien 3315 Gebäude - 930 öffentliche und 2385 private - entweder nicht erdbebensicher oder ihre Erdbebensicherheit nicht offiziell bescheinigt gewesen. In der Umfrage des Ministeriums von 2020 gaben die Betreiber demnach an, rund 330 der Kinderhorte aufzugeben oder die Gebäude zu sanieren. Dennoch gebe es noch heute viele Kindertagesstätten, die noch immer nicht erdbebensicher seien, berichtete die Zeitung.

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