Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Baerbock: Neue Hoffnung auf Ende des Gaza-Krieges nach Geiselbefreiung

BERLIN: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat nach der Befreiung von vier israelischen Geiseln im Gazastreifen neue Hoffnung auf ein Ende des Gaza-Kriegs. «Die Hamas hat es in der Hand und muss dem Vorschlag für ein Abkommen über eine Feuerpause zustimmen», sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). «Es liegt auf dem Tisch und kann der Einstieg in das Ende des Kriegs sein.»

Für die Familien der vier Geiseln sei die Befreiung ein fast nicht mehr erhoffter Moment des Glücks, sagte Baerbock. «Und für die Menschen im Nahen Osten ist es ein Hoffnungsschimmer: Darauf, dass das Leid endlich ein Ende nimmt. Und darauf, dass auch die anderen Geiseln freikommen und von ihren Liebsten in die Arme geschlossen werden.»

Israelische Spezialeinheiten hatten am Samstag im Zentrum des Gazastreifens nach Armeeangaben vier Geiseln gerettet. Die am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival Entführten wurden demnach bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit. Es handelt sich um eine 25 Jahre alte Frau und drei Männer im Alter von 21, 27 und 40 Jahren. Mutmaßlich im Zusammenhang mit der israelischen Befreiungsaktion wurden nach Angaben einer Behörde der islamistischen Hamas 210 Palästinenser getötet. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.


EU-Chefdiplomat: «Blutbad» in Gaza muss sofort beendet werden

BRÜSSEL: EU-Chefdiplomat Josep Borrell hat die Befreiung der israelischen Geiseln bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen begrüßt, sich aber gleichzeitig angesichts der Berichte über ein «Massaker an Zivilisten» dabei entsetzt gezeigt. «Das Blutbad muss sofort beendet werden», forderte Borrell am Samstag auf der Plattform X. «Die Berichte aus Gaza über ein weiteres Massaker an Zivilisten sind entsetzlich.» Zur Befreiung der Entführten erklärte er: «Wir teilen die Erleichterung ihrer Familien und fordern die Freilassung aller verbleibenden Geiseln.»

Israels Militär hatte am Samstag im Zentrum des Gazastreifens vier aus Israel entführte Menschen befreit. Bei Einsätzen in der Gegend kamen nach Angaben einer von der islamistischen Hamas kontrollierten Behörde mindestens 210 Palästinenser ums Leben. Zudem soll es rund 400 Verletzte gegeben haben. Die ebenfalls von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach am Abend von weniger als 100 Todesopfern. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Borrell befürwortete weiter von US-Präsident Joe Biden vorgelegte Pläne für ein Ende des Kriegs. Die Pläne seien der Weg zu einem dauerhaften Waffenstillstand und zur Beendigung des Tötens. Weder Israel noch die Hamas haben dem Plan bisher offiziell zugestimmt oder ihn zurückgewiesen.


Ärzte ohne Grenzen: Szenen im Gazastreifen «apokalyptisch»

WASHINGTON: Der Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen beschreibt eindrücklich die Lage der medizinischen Versorgung im Gazastreifen. Er widerspricht Darstellungen der israelischen Seite.

Der Generalsekretär der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die Situation im Gazastreifen mit drastischen Worten beschrieben und scharfe Kritik an der israelischen Seite geübt. «Die Szenen, über die unsere Teams in den letzten Tagen aus Gaza berichtet haben, sind absolut entsetzlich. Das einzige Wort, das mir einfällt, um es zu beschreiben, ist «apokalyptisch»», sagte Christopher Lockyear am Samstag dem US-Sender CNN. Mit Blick auf die medizinische Versorgung sagte er: «Wir befinden uns in einer Situation, in der Menschen im Blut anderer Menschen behandelt werden.»

Auf der Plattform X erklärte die Organisation, nach den jüngsten «intensiven Bombardements» im Zentrum des Gazastreifens sähen sich die Helfer in den Krankenhäusern Al-Aksa und Nasser mit einer «überwältigenden Zahl schwerverletzter Patienten, darunter viele Frauen und Kinder» konfrontiert. Palästinensischen Angaben zufolge wurden infolge eines Einsatzes zur Befreiung von Geiseln am Samstag im Zentrum des Gazastreifens dutzende Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Generalsekretär Lockyear warf der israelischen Seite im Gespräch mit CNN vor, in Bezug auf die humanitäre Hilfe im Gazastreifen falsche Informationen zu verbreiten. Er sprach von «einer Situation extremer Propaganda». Zuvor hatten das israelische Militär und die für humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde unter anderem auf der Plattform X eine Karte veröffentlicht, die suggerierte, dass Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen ein Feldlazarett betreibt. Dies stimme so nicht, stellte Lockyear klar. Zwar unterstütze die Hilfsorganisation vor Ort Krankenhäuser und Zentren für die medizinische Grundversorgung. «Aber wir betreiben kein Feldlazarett im Gazastreifen.» Konkret gebe es zwar die Erlaubnis für eine solche Einrichtung, jedoch keine Genehmigung für die Einfuhr der nötigen Ausrüstung. «Es ist also nicht korrekt, das zu berichten», betonte Lockyear.


Israel soll Hamas zufolge bei Befreiung andere Geiseln getötet haben

TEL AVIV: Nach Darstellung des militärischen Arms der islamistischen Hamas sollen bei der Rettung von vier aus Israel entführten Menschen am Samstag auch einige Geiseln getötet worden sein. Das sagte Hamas-Sprecher Abu Obeida im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden. Die Angaben der Terrororganisation ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte dazu auf Anfrage mit, die Hamas setze psychologischen Terror ein, um ihre Ziele zu erreichen. «Dementsprechend sollten ihre Aussagen mit begrenzter Verbindlichkeit betrachtet werden.»

Hamas hat auch in der Vergangenheit bereits nach israelischen Militäreinsätzen von angeblich getöteten Geiseln gesprochen. Israelische Spezialeinheiten hatten am Samstag Armeeangaben zufolge vier Geiseln aus zwei Wohngebäuden im Zentrum des Küstengebiets befreit. Sie wurden dort demnach von der Hamas festgehalten. Bei Einsätzen in der Gegend kamen palästinensischen Angaben zufolge auch Dutzende Palästinenser ums Leben.


Tote in Gaza - Abbas fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrates

GAZA: Nach den jüngsten israelischen Militäreinsätzen im Gazastreifen mit vielen Opfern hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eine außerordentliche Sitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Es gehe darum, die Auswirkungen des «grausamen Massakers» der israelischen Armee zu besprechen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Samstagabend unter Berufung auf Abbas. Er forderte demnach ein internationales Eingreifen, um die humanitäre Katastrophe in den Palästinensergebieten zu beenden.

Israels Militär hatte am Samstag im Zentrum des Gazastreifens vier aus Israel entführte Menschen befreit. Bei Einsätzen in der Gegend kamen nach Angaben einer von der islamistischen Hamas kontrollierten Behörde mindestens 210 Palästinenser ums Leben. Zudem soll es rund 400 Verletzte gegeben haben. Die ebenfalls von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach von weniger als 100 Todesopfern im Zusammenhang mit der Befreiung der Geiseln. «Ich weiß nicht, wie viele davon Terroristen sind», sagte er. Extremisten hätten Zivilisten als Schutzschilde missbraucht.


Armee: Geiseln wurden in geschlossenen Räumen festgehalten

TEL AVIV: Die Hamas hat die am Samstag aus dem Gazastreifen geretteten Geiseln Armeeangaben zufolge in mehrstöckigen zivilen Wohngebäuden im Zentrum des Küstengebiets festgehalten. Die drei befreiten Männer seien in einer Wohnung, eine junge Frau rund 200 Meter entfernt in einer weiteren gewesen, teilte Militärsprecher Daniel Hagari am Samstag mit. Sie seien in verschlossenen Räumen festgehalten und von etlichen Menschen bewacht worden.

Die Befreiungsaktionen in beiden Gebäuden seien am Vormittag zeitgleich erfolgt, um eine Vorwarnung vor einem Armeeeinsatz und damit die Tötung der Geiseln im jeweils anderen Gebäude zu verhindern. In der Wohnung, in der sich die Frau befand, seien die Wächter vollkommen überrascht gewesen. In der anderen Wohnung sei es zu einem heftigen Feuergefecht gekommen, in dessen Zuge ein hochrangiger Polizeibeamter schwer verletzt worden und später im Krankenhaus ums Leben gekommen sei.

Hunderte Einsatzkräfte seien zugleich in der Umgebung stationiert gewesen, um den Spezialeinheiten Deckung zu geben. Die Geiseln seien, geschützt von den Einsatzkräften, heraus und zunächst in Autos gebracht worden. «Wir geben ihnen menschliche Schutzschilde, damit sie nicht ins Kreuzfeuer geraten», so Hagari. Schließlich seien die vier per Helikopter nach Israel in eine Klinik geflogen worden.

Israelische Medien zitierten einen Angehörigen der befreiten Frau mit den Worten, das Militär habe am Samstagvormittag an die Tür geklopft und gerufen, dass sie gekommen seien, um sie zu retten.


Hamas-Behörde: Mehr als 200 Tote bei israelischen Einsätzen in Gaza

GAZA: Mutmaßlich im Zusammenhang mit der Befreiung von vier zuvor aus Israel entführten Geiseln sind bei israelischen Militäreinsätzen im Gazastreifen nach Angaben einer Behörde der islamistischen Hamas mindestens 210 Palästinenser getötet worden. Im Flüchtlingsviertel Al-Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets seien zudem rund 400 Menschen verletzt worden, erklärte das Medienbüro der Hamas am Samstag. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach von weniger als 100 Todesopfern im Zusammenhang mit der Befreiung der Geiseln. «Ich weiß nicht, wie viele davon Terroristen sind», sagte er.

Extremisten hätten Zivilisten als Schutzschilde missbraucht, sagte Hagari. In den beiden Wohngebäuden, aus denen die vier Geiseln befreit worden seien, hätten Familien und bewaffnete Wächter die Geiseln festgehalten. Die Einsatzkräfte seien heftigem Beschuss ausgesetzt gewesen, sagte der Sprecher weiter. Palästinenser seien mit Panzerfäusten auf die Straßen gelaufen, um die Soldaten anzugreifen. Die israelischen Einsatzkräfte feuerten Hagari zufolge aus der Nähe und aus der Luft zurück. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst ebenfalls nicht unabhängig überprüfen.


Hamas-Chef Hanija spricht nach Geisel-Einsatz in Gaza von «Massaker»

DOHA: Der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, hat Israels jüngste Einsätze in Gaza als «Massaker» an den Palästinensern bezeichnet. «Der Feind setzt sein Massaker gegen unser Volk, unsere Kinder und Frauen, in Nuseirat und Deir al-Balah fort», teilte Hanija am Samstag mit. In beiden Orten hatten israelische Sicherheitskräfte vier Geiseln aus Gewalt der Hamas befreit. Mindestens 50 Menschen wurden medizinischen Kreisen zufolge getötet.

Hanija erklärte, Israel habe «militärisch, politisch und moralisch versagt». Mit Blick auf die immer noch erfolglosen Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe erklärte Hanija, die Hamas werde keiner Vereinbarung zustimmen, die nicht «zuallererst Sicherheit für unser Volk» ermöglicht.

Es blieb unklar, ob Hanija sich direkt auf die Nachricht über die Befreiung der vier Geiseln aus Gewalt der Hamas bezog. Direkt erwähnte er diese in seiner Mitteilung nicht.


Armee: Vier Geiseln aus dem Gazastreifen befreit

GAZA: Israelische Soldaten haben am Samstag der Armee zufolge vier Geiseln aus dem Gazastreifen gerettet.

Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden. Sie seien in gutem Zustand und in ein Krankenhaus gebracht worden.


Palästinenser: Ein Toter nach Armeeeinsatz im Westjordanland

RAMALLAH/TEL AVIV: Bei Zusammenstößen während eines israelischen Armeeeinsatzes ist palästinensischen Angaben zufolge ein Mann getötet worden. Dem 22-Jährigen sei in den Rücken geschossen worden, teilte ein Krankenhaus in der Stadt Tulkarem mit. Israles Armee soll bei dem Einsatz in dem nahegelegenen Ort Anabta palästinensischen Medienberichten zufolge auch zwei Personen festgenommen haben. Das Militär teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

Die Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 500 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet.

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