Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Befreite Gaza-Geisel ruft zu Überwindung des Hasses auf

TEL AVIV: 246 Tage war Noa Argamani im Gazastreifen in der Gewalt der Hamas. Nach ihrer dramatischen Befreiung erinnert die junge Israelin an das Schicksal der übrigen Geiseln und hat eine wichtige Botschaft.

Die kürzlich aus der Geiselhaft im Gazastreifen befreite Israelin Noa Argamani hat in einer emotionalen Video-Botschaft zur Überwindung des Hasses aufgerufen. «Ich wünsche uns allen friedlichere Tage, ruhigere Tage, an denen wir von Familie, Freunden und guten Menschen umgeben sind. Am wichtigsten ist, dass wir lernen, zu lieben und nicht zu hassen», sagte die 26-Jährige in dem am Samstagabend bei einer Großkundgebung in Israels Küstenstadt Tel Aviv abgespielten Video. «Obwohl ich wieder zurück zu Hause bin, dürfen wir nicht die Geiseln vergessen, die immer noch von der Hamas gefangen gehalten werden», sagte Argamani. Die islamistische Palästinenserorganisation «und wir müssen alles erdenklich Mögliche tun, um sie nach Hause zu bringen», fügte die junge Israelin hinzu.

Argamani und drei andere Geiseln waren vor drei Wochen bei einem israelischen Militäreinsatz im umkämpften Gazastreifen befreit worden. Das Schicksal der am 7. Oktober vergangenen Jahres vom Nova-Musikfestival in Israel in das angrenzende Küstengebiet verschleppten jungen Frau hatte weltweit große Anteilnahme ausgelöst. Aufnahmen, wie sie von den Terroristen auf einem Motorrad entführt wurde und dabei verzweifelt und weinend um Hilfe rief, kursieren seit Monaten in sozialen Medien. Der ebenfalls verschleppte Freund der Studentin befindet sich noch immer in der Gewalt der Hamas. Es werden außer ihm noch rund 120 Geiseln im Gazastreifen vermutet, viele von ihnen dürften aber schon tot sein.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde waren bei der Befreiungsaktion für Argamani und den anderen drei Geiseln 274 Palästinenser getötet und rund 700 weitere verletzt worden. Ein Sprecher der israelischen Armee hatte dagegen von weniger als 100 Todesopfern gesprochen. Argamani bedankte sich in dem Video bei ihren Befreiern. Israelischen Medienberichten zufolge lernte die Israelin während ihrer Zeit als Geisel gut Arabisch. Sie sei dadurch eine Art «Repräsentantin» anderer weiblicher Geiseln geworden, mit denen sie vorübergehend zusammen festgehalten worden war. Seit ihrer Befreiung nach 246 Tagen in Geiselhaft sei Argamani intensiv an der Betreuung ihrer aus China stammenden krebskranken Mutter beteiligt, hieß es kürzlich in Medienberichten.


Saudi-Arabien ruft Landsleute zum Verlassen des Libanons auf

BEIRUT: Saudi-Arabien hat seine Bürger zum sofortigen Verlassen des Libanons aufgefordert. Der Grund dafür dürften Befürchtungen vor einem Krieg zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon sein. Die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete am Samstag, die Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut habe an ihre Bürger appelliert, das Land «sofort» zu verlassen. Zudem sollten Menschen aus Saudi-Arabien nicht mehr in den Libanon reisen, hieß es.

Vor wenigen Tagen hatte zum Beispiel auch Kanada seine Bürger zur Ausreise aufgefordert. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt Deutsche angesichts des aktuellen Konflikts mit Israel schon länger vor Reisen in den Libanon. Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert, das Land zu verlassen. «Eine weitere Verschärfung der Lage und Ausweitung des Konflikts kann nicht ausgeschlossen werden», heißt es beim Auswärtigen Amt.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast neun Monaten beschießen sich Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah nahezu täglich, vor allem im Grenzgebiet. Zuletzt nahm die Intensität der Gefechte deutlich zu.


Präsidentenwahl im Iran: Ghalibaf sagt Dschalili Unterstützung zu

TEHERAN: Nach der Präsidentenwahl im Iran hat der unterlegene Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf dem Hardliner Said Dschalili seine Unterstützung zugesagt. In einer Stellungnahme, die Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag veröffentlichte, bat er seine Anhänger um Unterstützung, eine mögliche moderate Regierung um den Reformkandidaten Massud Peseschkian zu verhindern.

Bei der Präsidentenwahl wurden nach offiziellen Daten der Wahlbehörde rund 25,5 Millionen Stimmen von 61 Millionen Wahlberechtigten verzeichnet. Peseschkian kam auf etwa 10,4 Millionen, Dschalili auf 9,4 und Ghalibaf auf 3,3 Millionen Stimmen. Für den islamischen Geistlichen Mostafa Purmohammadi stimmten nur etwa 200.000 Landesbewohner.

Am kommenden Freitag gehen der frühere Gesundheitsminister Peseschkian und der konservative Fundamentalist Dschalili in die Stichwahl. Die Wahlbeteiligung bei der Abstimmung am Freitag erreichte ein Rekordtief von rund 40 Prozent. Den Glauben an große innenpolitische Veränderungen haben viele Landesbewohner inzwischen verloren.


Reformer Peseschkian bei Iran-Wahl vorn - Stichwahl am 5. Juli

TEHERAN: Bei der Präsidentenwahl im Iran liegt der moderate Politiker Massud Peseschkian mit rund 42,5 Prozent der Stimmen vorn. Auf dem zweiten Platz folgt der Hardliner Said Dschalili mit rund 38,7 Prozent, wie der Sprecher der Wahlbehörde am Samstag im Staatsfernsehen verkündete. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat, geht es am 5. Juli in die Stichwahl.


Zwei Tote nach Angriff auf Wahlhelfer im Iran

TEHERAN: Im Südosten Irans haben Unbekannte ein Fahrzeug von Wahlhelfern angegriffen und dabei zwei Sicherheitskräfte getötet. Der Vorfall ereignete sich etwa gegen Mitternacht (Ortszeit) in der Provinz Sistan und Belutschistan, wie die Nachrichtenagentur Tasnim in der Nacht zu Samstag berichtete. Demnach attackierten die Angreifer ein Fahrzeug, das Wahlstimmen in die Stadt Rask transportierte. Der Ort und die Provinz waren in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Schauplatz von Terrorangriffen.

Zunächst reklamierte keine Gruppe den Angriff für sich. In der Provinz ist die militant-islamistische Gruppe Dschaisch al-Adl aktiv. Sie kämpft nach eigenen Angaben für Unabhängigkeit im Südosten des Irans. Die sunnitische Rebellengruppe hat ihre Angriffe zuletzt verstärkt. Die meisten Bewohner der Provinz folgen der sunnitischen Strömung des Islam, im Gegensatz zur schiitischen Staatsreligion. Die USA und der Iran haben die Gruppe als Terrororganisation eingestuft. Die Provinz gilt wirtschaftlich als schwächer gestellt.

Rund 61 Millionen Wählerinnen und Wähler waren am Freitag aufgerufen, einen neuen Regierungschef zu wählen. Die Wahllokale waren nach mehrmaliger Verlängerung durch das Innenministerium noch bis in die späten Abendstunden geöffnet.


Hardliner gegen Reformer: Knappes Rennen bei Iran-Wahl

TEHERAN: Bei der Präsidentenwahl im Iran deutet sich ein knappes Rennen zwischen zwei Bewerbern an. Geht es in die Stichwahl?

Im Iran deutet sich Teilergebnissen zufolge ein knappes Rennen zwischen dem moderaten Politiker Massud Peseschkian und Hardliner Said Dschalili an. Nach der Auszählung von rund 19 Millionen Stimmen kam Peseschkian auf etwa 43,5 Prozent, Dschalili auf 37,7 Prozent. Der amtierende Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf folgte auf dem dritten Platz mit etwa 14 Prozent der Stimmen, wie der Leiter der Wahlbehörde am Samstag im Staatsfernsehen berichtete. Der vierte Bewerber, der Geistliche Mostafa Purmohammadi, erreichte weniger als ein Prozent der Stimmen.

Rund 61 Millionen Wählerinnen und Wähler waren am Freitag aufgerufen, einen neuen Regierungschef zu wählen. Die Wahllokale waren nach mehrmaliger Verlängerung durch das Innenministerium noch bis in die späten Abendstunden geöffnet. Sollte keiner der Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen gewinnen, geht es für die beiden stärksten Kandidaten am 5. Juli in eine Stichwahl.

Den Glauben an große innenpolitische Veränderungen haben die meisten Landesbewohner, vor allem junge Menschen, allerdings verloren. Einige Aktivisten sowie die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi riefen zum Boykott der Wahl auf. Bei der jüngsten Parlamentswahl im März hatte die Wahlbeteiligung ein Rekordtief von rund 40 Prozent erreicht. Bei Präsidentenwahlen liegt die Beteiligung traditioneller höher.

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