Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Sonntag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Sonntag

18 Soldaten bei Drohnenangriff aus Libanon verletzt

TEL AVIV/BEIRUT: Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich immer wieder Schusswechsel. Jetzt werden mehrere israelische Soldaten teils schwer verletzt.

Bei einem Drohnenangriff auf die nördlichen Golanhöhen sind nach Angaben der israelischen Armee 18 ihrer Soldaten verletzt worden. Einer der Soldaten sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das Militär am Sonntagabend mit. Die Luftwaffe habe in Reaktion auf den Angriff Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon attackiert, hieß es weiter. Dabei sei auch eine Abschussrampe bombardiert worden, von der ein Projektil auf den Norden Israels abgefeuert worden sei. Zusätzlich habe die eigene Artillerie in mehreren Gebieten im Südlibanon «Bedrohungen beseitigt», hieß es. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs vor rund neun Monaten Schusswechsel, deren Intensität zuletzt deutlich zugenommen hat. Die Miliz erklärte wiederholt, Israel müsse den Krieg in Gaza gegen die mit ihr verbündete islamistische Hamas beenden, bevor sie mit dem Beschuss Israels aufhöre. Es gibt Sorgen, dass sich ein möglicher offener Krieg zwischen Israel und dem Libanon zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte, in den auch die USA und der Iran gezogen werden könnten.


Italien erlässt Haftbefehl gegen mutmaßliche Schleuser

ROM: Bei der Flucht mit einem Holzboot nach Europa starben zehn Menschen den Erstickungstod. Jetzt sollen sich zwei Schleuser dafür verantworten. Die Migrantenzahl insgesamt geht zurück.

Wegen des Todes von zehn Menschen bei der Flucht übers Mittelmeer nach Europa hat die italienische Justiz Haftbefehl gegen zwei mutmaßliche Schleuser erlassen. Den beiden Männern aus Ägypten wird zu Last gelegt, für den Erstickungstod der Migranten verantwortlich zu sein, wie ein Justizsprecher am Sonntag mitteilte. Die meisten Opfer kamen aus Pakistan und Bangladesch.

Auf der Überfahrt aus Afrika nach Europa mit oft kaum seetüchtigen Booten kommen immer wieder Menschen ums Leben. Die Toten wurden Mitte Juni im Laderaum eines Holzbootes entdeckt, das sich in Libyen auf den Weg nach Europa gemacht hatte und dann vor der italienischen Insel Lampedusa aufgegriffen wurde. An Bord waren 54 weitere Flüchtlinge. Die Überlebenden wurden von der Küstenwache auf die Insel gebracht.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden nach Angaben des Innenministeriums in Rom mehr als 25.300 Menschen registriert, die übers Mittelmeer nach Italien kamen. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs (62.364 Neuankömmlinge) bedeutet dies ein Rückgang von etwa 60 Prozent. Die Senkung der Flüchtlingszahlen gehört zu den wichtigsten Versprechen der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die seit Oktober 2022 im Amt ist.


Moderater Kandidat Peseschkian gegen Internetsperren im Iran

TEHERAN: Vor der Stichwahl im Iran hat sich der gemäßigte Präsidentschaftskandidat Massud Peseschkian gegen die Internetzensur im Land positioniert. In einem Post auf der Plattform X versprach der frühere Gesundheitsminister am Sonntag, dass sich eine mögliche Regierung unter seiner Führung gegen die Sperren stellen werde. Gleichzeitig versicherte er auch, dass sich sein Kabinett im Falle eines Wahlsiegs gegen die strengen Kopftuchkontrollen einsetzen werde.

Am Freitag tritt Peseschkian gegen den konservativen Fundamentalisten Said Dschalili an. Von diesem Sonntag beginnt eine kurze Wahlkampfphase mit zwei TV-Duellen am Montag und Dienstag. Peseschkian zählt zum Lager der Reformpolitiker - der Herzchirurg bezeichnete sich selbst als wertkonservativen Politiker, der Reformen für nötig hält. Ob ein gemäßigter Kandidat aber Wahlversprechen überhaupt einhalten kann, ist umstritten.

Irans Behörden haben in der Vergangenheit das Internet immer wieder eingeschränkt, etwa bei großen Protestwellen wie im Herbst 2022. Soziale Netzwerke, darunter die Plattformen Instagram, X und Telegram sind im Iran blockiert. Trotz der Sperrung sind Behörden, Regierung und auch zahlreiche Politiker auf den Plattformen aktiv. Iranerinnen und Iraner umgehen die Sperren in der Regel mit sogenannten Tunneldiensten (VPN).


UN räumen gelieferte Hilfsgüter aus Pier-Bereich in Gaza

GAZA/KAIRO: Die US-Anlegestelle für Hilfsgüter-Lieferungen in den Gazastreifen ist erneut außer Betrieb. Mitarbeiter des Welternährungsprogramms bringen die sich am Strand türmenden Pakete nun erst einmal fort.

Nach der wetterbedingten Schließung des provisorischen US-Hafens am Gazastreifen verlagern die Vereinten Nationen Tausende Tonnen Hilfsgüter weg vom Pier-Bereich. Arbeiter seien seit Freitag dabei, die sich dort türmenden Hilfsgüter - maßgeblich Lebensmittel - in Lagerhäusern unterzubringen, sagte die Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Abeer Etefa, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.

Die Güter sollten demnach zu einem späteren Zeitpunkt verteilt werden. Wann der Transport abgeschlossen sei, hänge davon ab, wie leicht man sich innerhalb der Küstenenklave bewegen könne, fügte Etefa hinzu. Die vom US-Militär errichtete provisorische Anlegestelle an der Gaza-Küste war Mitte Mai in Betrieb genommen worden, um als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern in den weitgehend isolierten Küstenstreifen zu dienen. Mehrfach war der Hafen seither wegen schlechten Wetters außer Betrieb.

Am Freitag war der Pier erneut wegen rauen Seegangs abgebaut worden. Er sollte laut dem US-Verteidigungsministerium ins gut 30 Kilometer entfernte Aschdod an die israelische Küste geschleppt werden. Wann der Pier wieder zum Einsatz kommen könnte, war unklar. Wegen eines massiven israelischen Militäreinsatzes in der Nähe des Piers hatte das WFP die Verteilung zuletzt ganz gestoppt.


Israels Armee geht weiter gegen Hamas-Stellungen im Gazastreifen vor

GAZA/TEL AVIV: Die israelischen Streitkräfte haben am Sonntag ihre Offensive in Schedschaija, einem Viertel im Osten der Stadt Gaza, fortgesetzt. Die Truppen hätten in den letzten Tagen mehrere Terroristen der islamistischen Hamas-Milizen ausgeschaltet, Waffen gefunden und gezielte Angriffe auf mit Sprengfallen versehene Kampfstellungen durchgeführt, teilte die israelische Armee am Sonntagmorgen mit.

Palästinenser in Schedschaja sitzen nach eigener Wahrnehmung in der Falle, wie das Nachrichtenportal «aljazeera.com» unter Berufung auf Augenzeugen berichtete. Seit Tagen durch Artilleriebeschuss und Luftangriffe bedroht, fänden sie keine Nahrung mehr. Einige Menschen seien verletzt, Rettungsdienste könnten aber nicht zu ihnen nicht vordringen. Die Angaben aller Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israelische Einheiten gingen nach Darstellung der Armee auch in der südlichen Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten gegen die Hamas vor. In den letzten Tagen hätten die Truppen dort mehrere Kämpfer ausgeschaltet und Tunnelschächte zerstört. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus im Westen von Rafah seien am Sonntagmorgen mindestens sechs Palästinenser getötet worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf örtliche Quellen. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive, um die Hamas und ihre Verbündeten zu zerschlagen. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik.

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