Nachrichten aus der Wirtschaft am Montag

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Brasilia. Foto: epa/Andre Borges
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Brasilia. Foto: epa/Andre Borges

Baerbock wirbt in Brasilien für gemeinsame Haltung gegen Russland

BRASILIA: Außenministerin Annalena Baerbock hat sich in Brasilien für eine gemeinsame Haltung gegen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine eingesetzt. «Ich habe stark dafür geworben, dass wir gemeinsam unsere Zukunft in Frieden weltweit nur bauen können, wenn wir an einem Strang ziehen», sagte die Grünen-Politikerin am Montag in der Hauptstadt Brasilia. Daher sei es «so wichtig, dass Länder wie Brasilien in diesen so herausfordernden Zeiten auch ihre Stimme erheben für den Einsatz des Völkerrechts».

Brasilien hat zwar als einziges Land der Brics-Staatengruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) den russischen Krieg in allen Entschließungen der Vereinten Nationen verurteilt. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva stellt sich aber nicht klar an die Seite der Ukraine. Er macht sich für eine internationale Vermittlung durch einen «Friedensclub» stark, zu dem auch Indien, Indonesien und China gehören sollen. Mit Kritik an der Militärhilfe der Nato und anderer Länder sorgte er für Irritationen.


IEA-Konferenz rückt Energieeffizienz in den Fokus

VERSAILLES: Die weltweite Energiekrise und das Bemühen um eine höhere Energieeffizienz sind von Dienstag an Thema einer Konferenz der Internationalen Energieagentur (IEA) in Versailles. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Energieversorgung erschwinglich zu halten, sei Energieeffizienz die erste und beste Antwort, teilte die IEA vor Start des dreitägigen Treffens mit. Unter den Teilnehmern sind Regierungsvertreter aus über 30 Ländern sowie über 40 Konzernchefs. Deutschland ist mit Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel vertreten.

Zum Start der Konferenz legt die IEA einen Bericht zum Umgang der Staaten mit der Energiekrise und deren Einsatz für mehr Energieeffizienz und erschwingliche -preise vor. Der Bericht befasst sich zudem mit dem Erreichen von Klimazielen sowie den Auswirkungen neuer Regierungsmaßnahmen, Rekordinvestitionen in Energieeffizienz sowie Kampagnen zur Sensibilisierung für Energiefragen.


Euro legt nach schwachen US-Konjunkturdaten zu

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Montag nach schwachen US-Konjunkturdaten zugelegt. Die Gemeinschaftswährung stieg am Nachmittag auf 1,0722 US-Dollar. Zuvor hatte sie noch unter 1,07 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0690 (Freitag: 1,0763) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9355 (0,9291) Euro.

Am Nachmittag belasteten schwache US-Konjunkturdaten den Dollar. So hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor überraschenderweise eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management signalisiert nur noch ein leichtes Wachstum. Zudem stiegen die Auftragseingänge der Industrie im April weniger als von Ökonomen erwartet. Die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven blieben getrübt, schreibt Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen.

Die Talfahrt der türkischen Lira ging weiter. Sie erreichte im Vergleich zum Dollar und Euro weitere Tiefststände. Daran änderte auch die Meldung nichts, dass sich in der Türkei die hohe Inflation im Mai erneut abschwächte. Ein entscheidender Grund für die immer noch hohe Inflation ist auch die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. Fachleute erklären die anhaltenden Verluste der Lira vor allem mit der lockeren Geldpolitik der türkischen Notenbank. Die Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister stützte die Lira nicht. Einige Beobachter haben die Hoffnung, dass es zu einer Wende in der Wirtschaftspolitik kommen könnte.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86323 (0,85930) britische Pfund, 149,96 (149,46) japanische Yen und 0,9732 (0,9758) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1957 Dollar gehandelt. Das waren 10 Dollar mehr als am Freitag.


EZB-Präsidentin Lagarde stellt weitere Zinserhöhungen in Aussicht

BRÜSSEL: Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. «Der Preisdruck bleibt stark», sagte Lagarde am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. «Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden.» Ziel sei eine Rückkehr zum Inflationsziel von zwei Prozent. Im Mai war die Inflationsrate auf 6,1 Prozent gesunken.

Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die EZB angesichts der hartnäckig hohen Teuerung die Zinsen in einer beispiellosen Serie seit Juli 2022 siebenmal in Folge angehoben. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt mittlerweile bei 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür 3,25 Prozent Zinsen. Zuletzt hatte sie den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Ein solcher Schritt wird auch für die nächste Sitzung am 15. Juni erwartet.

«Unsere Zinserhöhungen wirken sich deutlich auf die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte aus, was sich in steigenden Kreditzinsen und sinkenden Kreditvolumina zeigt», sagte Lagarde. Die volle Wirkung der geldpolitischen Maßnahmen beginne jetzt zu greifen. Es gebe aber noch keine klaren Signale, dass die Kerninflationsrate ihren Höhepunkt überschritten habe. Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet.

Mit Blick auf den Bankensektor in der Eurozone zeigte sich Lagarde optimistisch. «Die Finanzstabilität im Euroraum hat sich bisher als robust erwiesen», sagte sie. Man bewerte weiterhin mögliche Risiken. «Wir sehen keinen Zielkonflikt zwischen Finanzstabilität und Preisstabilität im Euroraum.» Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz hatten zuletzt für Verunsicherung gesorgt.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0690

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Montag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0690 (Freitag: 1,0763) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9355 (0,9291) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86323 (0,85930) britische Pfund, 149,96 (149,46) japanische Yen und 0,9732 (0,9758) Schweizer Franken fest.


Dax mit verhaltenem Wochenstart über 16.000 Punkten

FRANKFURT/MAIN: Nach zuletzt deutlichen Kursgewinnen haben sich Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt eine Auszeit gegönnt. Der Dax notierte am Nachmittag 0,2 Prozent höher bei 16.076,95 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab um 0,2 Prozent auf 27.200,03 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 stagnierte. Der Euro rutschte unter die Marke von 1,07 US-Dollar und wurde zuletzt mit 1,0677 Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0763 (Donnerstag: 1,0697) Dollar festgesetzt, der Dollar kostete damit 0,9291 (0,9348) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,32 Prozent am Freitag auf 2,41 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,61 Prozent auf 125,69 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,46 Prozent auf 134,83 Zähler.


UBS erwartet Abschluss der Übernahme der Credit Suisse für 12. Juni

ZÜRICH: Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die größere UBS soll am 12. Juni vollzogen werden. Zu diesem Zeitpunkt werde die Credit Suisse in der UBS aufgehen, teilte die UBS am Montag in Zürich mit. Der Vollzug stehe noch unter dem Vorbehalt, dass die US-Börsenaufsicht SEC dem Vorhaben zustimme. Auch müsse die UBS selbst die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehen.


Luftfahrtverband verdoppelt Gewinnprognose für Airlines

ISTANBUL: Nach herben Verlusten in der Corona-Krise winkt Fluggesellschaften in aller Welt im laufenden Jahr mehr als doppelt so viel Gewinn als bisher gedacht. Auch wegen höherer Ticketpreise dürfte die Branche einen Überschuss von 9,8 Milliarden US-Dollar (etwa 9,15 Mrd Euro) erreichen, teilte der Luftfahrtverband IATA am Montag mit. Im Dezember waren 4,7 Milliarden Dollar erwartet worden.


Apple kündigt «neue Ära» an - Computer-Brille erwartet

CUPERTINO: Die Fans von Apple warten seit fast zehn Jahren auf das sprichwörtliche «One More Thing», das nächste große Ding. Nun kündigte Apple auf Twitter an: «Eine neue Ära beginnt.» Damit dürfte eine Computer-Brille gemeint sein, mit der Apple den Bereich der sogenannten Mixed Reality neu definieren will. Über das Gerät in der Form einer Art Hightech-Skibrille sollen zum einen virtuelle Einblendungen in die echte Welt möglich sein. Gleichzeitig soll man aber auch komplett in virtuelle Welten eintauchen können.


Unternehmen winkt neue Klimaschutz-Milliardenförderung

BERLIN: Unternehmen aus energieintensiven Branchen können auf zusätzliche Förderung für die Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion hoffen. Noch in diesem Jahr könnten Firmen in einer Auktion Angebote zur Teilnahme an «Klimaschutzverträgen» abgeben, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag. Solche Verträge sollen neuen und aus Sicht des Klimaschutzes wünschenswerten Technologien Schub verleihen, damit sie sich am Markt durchsetzen.


GDL fordert 555 Euro mehr bei der Bahn und weniger Arbeitszeit

BERLIN: Die Lokführer-Gewerkschaft GDL strebt für die im Herbst beginnenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neben einer Lohnerhöhung auch eine Arbeitszeitverkürzung an. Zu den Kernforderungen gehören eine allgemeine Entgelterhöhung von 555 Euro, höhere Zulagen für Schichtarbeit sowie eine Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung, wie die GDL am Montag mitteilte.


Baerbock und Heil beginnen Gespräche in Brasilien

BRASILIA: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist zum Auftakt einer Lateinamerika-Reise am Montag von Brasiliens Umweltministerin Marina Silva empfangen worden. Bei dem Gespräch in der Hauptstadt Brasilia dürfte vor dem Hintergrund der Klimakrise die Lage im Amazonasgebiet im Mittelpunkt stehen. Zusammen mit Baerbock hält sich Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Südamerikas größtem Land auf. Heil will sich um die Anwerbung brasilianischer Pflegekräfte für den deutschen Arbeitsmarkt bemühen.

Das brasilianische Amazonasgebiet - etwa so groß wie Westeuropa - gilt als wichtiger CO2-Speicher. Als größter Regenwald der Welt mit einer Fläche von sieben Millionen Quadratkilometern bindet das Gebiet nach einem Bericht der Naturschutzorganisation WWF zwölf Prozent des Süßwassers der Erde. Nach WWF-Angaben sind schon 20 Prozent der ursprünglichen Fläche zerstört. Bei 25 Prozent könnte demnach ein Kipppunkt erreicht werden, von dem an sich das Ökosystem nicht mehr regenerieren kann.

In der der Amtszeit des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro nahmen Abholzungen und Brandrodungen im Amazonasgebiet kräftig zu. Der neue Präsident Luiz Inácio Lula da Silva galt in seinen beiden ersten Amtszeiten auch nicht gerade als Grüner. Lula versprach bei der Rückkehr ins Amt zu Beginn des Jahres jedoch, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. So ging die Polizei zuletzt mit einem Großeinsatz gegen Goldsucher vor.


Exporte legen im April zu

WIESBADEN: Deutschlands Exporteure sind robust ins zweite Quartal gestartet. Im April wuchsen die Ausfuhren gegenüber März kalender- und saisonbereinigt um 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zum Vorjahresmonat April 2022 legten die Exporte um 1,5 Prozent zu. Starke Zuwächse gemessen am Vormonat März gab es im Geschäft mit China (plus 10,1 Prozent).


Saudi-Arabien kürzt Produktion - Ölpreise legen zu

SINGAPUR: Saudi-Arabien will im Juli seine Ölförderung drosseln - und hat mit der Ankündigung den Ölpreis angetrieben. Nach der Entscheidung des Ölkartells Opec kostete am Montagmorgen ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 77,03 US-Dollar, 90 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juli stieg um 92 Cent auf 72,66 Dollar. Trotz der Verknappung des Angebots rechnet der ADAC nicht mit deutlich steigenden Spritpreisen.


Euro notiert knapp unter 1,07 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat zu Wochenbeginn knapp unter der Marke von 1,07 US-Dollar notiert. Am Montagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,0695 Dollar und damit etwas weniger als vor dem Wochenende. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitagnachmittag auf 1,0763 Dollar festgesetzt.

Zu Beginn der neuen Woche stehen Wirtschaftsdaten auf dem Programm, die auch am Devisenmarkt für Bewegung sorgen könnten. In vielen Ländern werden die Einkaufsmanagerindizes für die Dienstleister veröffentlicht. Die Stimmungsindikatoren geben einen Eindruck über die konjunkturelle Lage. Zudem wollen sich einige hochrangige Notenbanker zu Wort melden, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

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Ingo Kerp 06.06.23 12:10
Barbock will Brasilien gegen RUS aufstellen. Beide sind Mitglieder im BRICS-Staatenverband. Das dürfte wohl bereits vorab ein Scheitern signalisieren, zumal Lula derzeit weitere Beziehungen und Geschäfte mit RUS vertieft hat.