Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Wegen Corona schwere Rezession - Deutschland aber gerüstet

BERLIN: Führende Wirtschaftsforscher erwarten infolge der Corona-Krise eine schwere Rezession - sehen Deutschland aber gut gerüstet dafür. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte am Mittwoch, Deutschland bringe gute Voraussetzungen mit, den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften - und mittelfristig wieder das wirtschaftliche Niveau zu erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte. Die günstige Finanzlage ermögliche es dem Staat, weitgehende Maßnahmen zur Abfederung der kurzfristigen negativen Folgen für Unternehmen und private Haushalte zu ergreifen. Nach der Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen. Dies wäre die schwerste Rezession seit der Finanz-und Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren.


Regierung will Kontrolle ausländischer Investitionen verschärfen

BERLIN: Die Bundesregierung will die Kontrolle ausländischer Investitionen verschärfen - und so in strategisch wichtigen Bereichen die Übernahme deutscher Firmen erschweren. Das Bundeskabinett brachte dazu am Mittwoch eine Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes auf den Weg. Investitionen aus Nicht-EU-Staaten sollen umfassender und vorausschauender geprüft werden können. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, das «sehr liberale» Außenwirtschaftsrecht werde mit Blick auf deutsche Sicherheitsinteressen nachgeschärft. Es gehe zum Beispiel um die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wie Impfstoffen sowie um kritische Infrastrukturen. Dies sind etwa Stromnetze. Die Änderungen waren noch vor dem Ausbruch der Corona-Krise geplant worden.


Tui erhält Milliardenkredit vom Staat - Tourismusbranche bangt

HANNOVER: Der Weg für ein staatliches Hilfspaket an den von der Corona-Krise schwer getroffenen Reisekonzern Tui ist frei. Mehrere Banken erklärten ihre Zustimmung zu einem vom Bund in Aussicht gestellten Kredit über 1,8 Milliarden Euro, wie der weltgrößte Reiseanbieter am Mittwoch in Hannover mitteilte. Das Geld kommt von der staatlichen Förderbank KfW. Der entsprechende Vertrag mit der KfW ist unterschrieben und hat zunächst eine Laufzeit bis Oktober 2021, die sich bis Juli 2022 verlängern kann. Weil damit eine schon bestehende Kreditlinie für Tui im Wert von 1,75 Milliarden Euro aufgestockt werden soll, waren auch Vertragsanpassungen und ergänzende Beratungen mit einem Bankenkonsortium notwendig.


EU bleibt über Corona-Rettungspaket zerstritten

BRÜSSEL: Trotz einer dramatischen Nachtsitzung haben die EU-Staaten vorerst kein gemeinsames Corona-Rettungspaket zustande gebracht. Eurogruppen-Chef Mario Centeno vertagte die Sitzung der Finanzminister am Mittwochmorgen nach 16 Stunden auf Donnerstag. Ein Kompromiss «sei noch nicht geschafft», schrieb Centeno auf Twitter. Bundesfinanzminister Olaf Scholz appellierte gemeinsam mit seinem französischen Bruno Le Maire an seine EU-Kollegen: «In dieser schweren Stunde muss Europa eng zusammenstehen.» Es ging um ein «Sicherheitsnetz» im Umfang von rund 500 Milliarden Euro mit drei Elementen, um die Folgen der schweren Corona-Wirtschaftskrise gemeinsam zu bewältigen.


WTO befürchtet Rückgang des Welthandels 2020 um bis zu 32 Prozent

GENF: Die Welthandelsorganisation (WTO) rechnet in diesem Jahr mit einem Absturz des Welthandels infolge der Corona-Krise um 13 bis 32 Prozent. Dies sei die Spanne zwischen einem optimistischen und einem pessimistischen Szenario, teilte die WTO am Mittwoch in Genf mit. «Der unvermeidliche Rückgang bei Handel und Produktion wird schmerzhafte Konsequenzen für Haushalte und Unternehmen haben, ganz abgesehen von dem menschlichen Leid, das diese Krankheit verursacht», sagte WTO-Chef Roberto Azevedo. Entscheidend sei es auch, bereits jetzt die wirtschaftspolitisch richtigen Weichen zu stellen. Im Idealfall sei eine schnelle und kräftige Erholung möglich. «Und wenn die Länder kooperieren, werden wir eine schnellere Erholung erleben, als wenn jedes Land für sich alleine agiert.»


FDP und Grüne für Nachbesserungen bei Corona-Gutscheinregelung

BERLIN: FDP und Grüne im Bundestag verlangen Nachbesserungen bei der geplanten Gutscheinregelung für Verbraucher, die wegen der Corona-Krise Eintrittskarten oder Abos nicht nutzen können. «Auf kurze Sicht lässt die Regierung das größere Risiko bei der Ticketentschädigung damit den Verbrauchern auf die Füße fallen», sagte die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Katharina Willkomm. Zuvor hatte das Kabinett eine Regelung beschlossen, wonach Veranstalter von Musik-, Kultur- oder Sportveranstaltungen und Betreiber von Freizeiteinrichtungen wie Museen, Schwimmbäder oder Sportstudios ihren Kunden Gutscheine ausstellen können für Leistungen, die sie wegen der Corona-Pandemie nicht nutzen können. Das soll helfen, Insolvenzen zu verhindern.


Paketboom und Kurzarbeit bei der Post - Staatshilfe «kein Thema»

BONN: Die Deutsche Post berichtet mitten in der Coronavirus-Krise von einem Paketboom wie im Weihnachtsgeschäft. Seit Ende März habe die Zahl der ausgelieferten Sendungen kräftig zugenommen, sagte Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Während die Post im Express- und Frachtgeschäft, in der Lieferkettenlogistik und bei Werbepost zuletzt spürbare Rückgänge verbuchte, sei das Paketgeschäft auf ein Niveau gewachsen, wie man es normalerweise nur in der Vorweihnachtszeit sehe. Weil die Post weiter wachsende Paketzahlen erwartet, will sie Mitarbeiter aus anderen Bereichen verstärkt im Paketgeschäft einsetzen. Für einen Teil der rund 185 000 Beschäftigten in Deutschland plant der Dax-Konzern allerdings Kurzarbeit.


Sorge vor Arznei-Engpass: EU-Kommission lockert Kartellregeln

BRÜSSEL: In der Corona-Krise befürchtet die EU-Kommission zunehmende Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln. Mit dieser Begründung lockerte die Brüsseler Behörde am Mittwoch vorübergehend die Kartellregeln und erlaubte eine engere Zusammenarbeit von Pharmakonzernen zur Deckung des Bedarfs. Es gelte, die Versorgung der Krankenhäuser mit Arzneimitteln für Coronavirus-Patienten zu sichern, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Dazu dürfen sich die Hersteller stärker abstimmen, als es nach Wettbewerbsregeln üblicherweise zulässig wäre, zum Beispiel bei der Umstellung der Produktion, der Lagerhaltung, im Vertrieb. So soll auch verhindert werden, dass sich Firmen auf einzelne Medikamente konzentrieren, während es an anderen Arzneimitteln fehlt.


Dax gibt nach

FRANKFURT/MAIN: Nach zwei starken Börsentagen ist die Erholung am deutschen Aktienmarkt vorerst beendet. Der Dax gab am Nachmittag um 0,5 Prozent auf 10 305 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel zeigte sich mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 21 572 Zähler am Mittwoch stabil. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab um ein Prozent nach. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,38 Prozent am Dienstag auf minus 0,36 Prozent. Der Euro machte anfängliche Verluste großteils wieder wett kostete am Nachmittag 1,0874 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0885 Dollar festgesetzt.

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