Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Foto: Pixabay
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Starker Wochenausklang der US-Börsen nach US-Arbeitsmarktdaten

NEW YORK: Nach einem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht haben die Anleger am Freitag die zwischenzeitlichen Verluste als Chance zum Kauf begriffen. Der Leitindex Dow Jones Industrial gewann am Ende des Tages 1,85 Prozent auf 31.496,30 Punkte, womit sich auf Wochensicht ein fast ebenso hohes Plus ergibt. «Old Economy»-Aktien aus dem Energie- und Industriesektor zogen an, die jüngst wegen hoher Bewertungen unter Beschuss geratenen Technologiewerte erholten sich letztlich klar.

Der marktbreite S&P 500 legte zum Wochenschluss um 1,95 Prozent auf 3841,94 Punkte zu. Im technologielastigen Nasdaq 100 kamen die Anleger nach einem vorübergehenden Rutsch auf ein Tief seit Ende November ebenfalls zurück: Der Index schloss 1,64 Prozent höher auf 12.668,51 Punkte.

Je besser Konjunkturdaten ausfielen, desto größer werde der Zweifel der Finanzmärkte an einer fortgesetzten expansiven Geldpolitik, sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Allerdings fehlten dem Arbeitsmarkt weiterhin Millionen an Arbeitsplätzen, bis wieder von Normalität gesprochen werden könne, hieß es von der Helaba. Die US-Notenbank habe immer wieder bekräftigt, dass der Arbeitsmarkt noch immer Schwächen aufweise, so die Ökonomen. Somit werde sich an der expansiven Geldpolitik vorerst wohl nichts ändern.


Belgien kündigt weitgehende Corona-Lockerungen an

BRÜSSEL: Belgien stellt seinen Bürgern spürbare Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Aussicht. Schritt für Schritt sollen von März bis Mai Kontaktbeschränkungen gelockert, Aktivitäten im Freien zugelassen und Gaststätten sowie Hotels wieder geöffnet werden. Konkret sollen sich von Montag an zehn statt bislang vier Menschen treffen dürfen, kündigte Ministerpräsident Alexander De Croo nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga am Freitag an. Ab April könnten dann Kulturveranstaltungen und Gottesdienste mit bis zu 50 Menschen zugelassen werden, vorausgesetzt es werden Masken getragen und es wird Abstand gehalten.

Wenn alle vorher und nachher getestet werden, können über die Osterferien auch Ferienlager für Kinder und Jugendliche mit bis zu 25 Teilnehmern organisiert werden, wie De Croo weiter ausführte. Sollte es das Infektionsgeschehen zulassen, werden ab Mai auch Gaststätten und Hotels wieder Kunden begrüßen dürfen.

Das verhältnismäßig kleine Belgien mit seinen rund 11,5 Millionen Einwohnern hatte die vergangenen Monate einigermaßen stabile Infektionszahlen trotz weitgehend geöffneter Geschäfte. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich seit zwei Wochen jedoch um knapp 20 Prozent erhöht auf rund 2330 täglich. Die Todesrate sank im gleichen Zeitraum um 35 Prozent auf gut 27 Fälle. Im Herbst verzeichnete Belgien zeitweise pro Kopf die höchsten Corona-Infektionszahlen in Europa. Täglich kamen 15.000 neue Infektionen oder mehr hinzu. Strikte Beschränkungen hatten die Ausbreitung gebremst.


Nestlé expandiert im US-Premiumwassergeschäft: Kauf von Essentia

VEVEY: Nestlé expandiert im US-Premiumwassergeschäft: Der schweizerische Nahrungsmittelriese übernimmt die US-Wassermarke Essentia, wie Nestlé am Freitagabend bekanntgab.

Damit geht die Neuausrichtung des Wassergeschäfts weiter: Nestlé hatte vor kurzem den Verkauf des Wassergeschäfts in Nordamerika mit den regionalen Quellwassermarken, dem Geschäfts mit aufbereitetem Flaschenwasser sowie dem Getränkelieferdienst in den USA und Kanada für 4,3 Milliarden Dollar angekündigt. Stattdessen will sich der Konzern auf Premium-Wassermarken sowie auf lokales Mineralwasser und auf Innovationen wie funktionelles Wasser konzentrieren. Dieses Wasser wird speziell aufbereitet und so zum Beispiel der pH-Wert verändert.

Mit dem Kauf von Essentia «können wir im Markt mit funktionellem Wasser eine wichtige Stellung einnehmen», sagte ein Nestlé-Sprecher auf Anfrage. Essentia-Wasser werde in über 90.000 Läden in den USA verkauft. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.


Serbien verschärft erneut Corona-Maßnahmen fürs Wochenende

BELGRAD: Angesichts steigender Infektionszahlen verschärft Serbien für das zweite Wochenende in Folge die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Geschäfte, Gaststätten und Dienstleistungsbetriebe müssen von Samstag 12.00 bis Montag 06.00 Uhr schließen. Ausgenommen sind lediglich Lebensmittelläden, Apotheken und Tankstellen, beschloss der Krisenstab der Regierung am Freitag in Belgrad.

Bereits am vergangenen Wochenende hatten - wenn auch mildere - Einschränkungen gegolten. Damals waren nur Gaststätten und Einkaufszentren von der Regelung betroffen. Sie durften an beiden Wochenendtagen bis jeweils 14.00 Uhr offenhalten. Seit mehreren Monaten dürfen Gaststätten in Serbien ihre Gäste bis 20.00 Uhr bedienen. Der Einzelhandel funktioniert ohne Einschränkungen.

In den vergangenen Wochen sind jedoch die Infektionszahlen deutlich gestiegen. Am Freitag verzeichneten die Behörden in dem Balkanland 4071 Neuansteckungen mit dem Coronavirus. Am Freitag vor zwei Wochen waren es 2518 gewesen. Seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr starben in dem Land mit sieben Millionen Einwohnern 4525 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion.


Nach Geschäften mit Greensill: Credit Suisse löst Investmentfonds auf

ZÜRICH: Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat mit dem umstrittenen britisch-australischen Finanzkonglomerat Greensill Geschäfte gemacht. Sie schließt nun vier Investmentfonds, so genannte Lieferketten-Finanzierungs-Fonds (Supply-Chain-Finance).

Credit Suisse machte dafür am Freitag «Bewertungsunsicherheiten in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte» und eingeschränkten Verfügbarkeit eines Versicherungsschutzes geltend. Greensill hatte Titel für diese Fonds verbrieft und versichert, wie eine Bank-Sprecherin sagte. Das Volumen der Fonds betrage zusammen etwa zehn Milliarden Dollar (8,4 Mrd Euro).

Die Fonds handelten mit Lieferantenforderungen. Greensill hatte das Geschäftsmodell entwickelt, Lieferanten offene Rechnungen abzukaufen. Er bezahlte die Lieferanten sofort, mit einem Abschlag, und machte Gewinn, wenn die Schuldner die Rechnungen später voll bezahlten.

Die Credit-Suisse-Investoren sollen Anfang kommender Woche eine erste Rückzahlung erhalten, teilte Credit Suisse mit. Dann sollen 80 Prozent der verfügbaren liquiden Mittel ausgezahlt werden. Die liquiden Mittel in den vier Fonds machten nach Angaben der Bank zwischen 17,9 und 69,5 Prozent des aktuellen Marktwerts (NAV) aus. Die Fonds sind in Luxemburg und Liechtenstein angesiedelt.


Dax holt nach US-Arbeitsmarktbericht auf

FRANKFURT/MAIN: Überraschend starke US-Arbeitsmarktzahlen haben am Freitag die Belastungen für den Dax durch steigende Anleiherenditen abgefedert. Der deutsche Leitindex fiel zuletzt noch um 0,15 Prozent auf 14.035,74 Punkte. Zum Handelsstart war er noch unter die Marke von 14.000 Punkten gesackt. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Freitag bis zum Nachmittag um 0,55 Prozent auf 31.135,86 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich mit minus 0,07 Prozent von seinen frühen Verlusten.


VDA: Neue IAA zieht Fahrradhersteller und Digitalkonzerne an

MÜNCHEN: Die für September geplante erste Internationale Automobilausstellung (IAA) in München zieht nach Angaben der Veranstalter auch Fahrradhersteller und Digitalkonzerne an. «Das große World Cycling Forum ist beispielsweise in München zum ersten Mal Partner der IAA. Sehr viele Fahrrad-Hersteller haben jetzt schon zugesagt, es werden immer mehr», sagte der Geschäftsführer des Verbands der Autoindustrie (VDA), Jürgen Mindel, dem «Münchner Merkur» (Freitag). Die IAA solle sich wandeln von einer Automesse «zu einer Mobilitätsplattform, das ist unser Ziel», sagte Mindel.


«Wirtschaftsweise» verteidigt Corona-Kurs

BERLIN: Die «Wirtschaftsweise» Monika Schnitzer hat vor einer Vorverurteilung der Bundesregierung für die jüngsten Beschlüsse im Kampf gegen die Corona-Krise gewarnt. «Wir halten das noch eine ganze Weile aus», sagte sie der «Rheinischen Post» (Freitag) mit Blick auf die Belastungen der Wirtschaft durch die Auswirkungen des Lockdowns. Betroffen seien vor allem der geschlossene Einzelhandel und Unternehmen aus dem Freizeitbereich. «Im gesamten Wirtschaftsgefüge machen diese Bereiche aber nur einen kleinen Teil der Wertschöpfung aus.»


Frauenberufe besonders von Corona getroffen

WIESBADEN: Die Corona-Pandemie führt besonders in solchen Berufen zu Problemen, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden. Darauf hat das Statistische Bundesamt anlässlich des Weltfrauentags am kommenden Montag (8. März) hingewiesen. Hohe Infektionsrisiken und Dauerbelastung träfen beispielsweise den Einzelhandel (Frauenanteil 80,8 Prozent), die Altenpflege (84,2 Prozent) sowie den Bereich Erziehung und Sozialarbeit (83,5 Prozent). Unter den Krisenbranchen ragen das Gastgewerbe (64,6 Prozent) sowie die über Monate geschlossenen Friseur- und Kosmetiksalons (86,5 Prozent) beim Frauenanteil heraus.


Bahn plant für dieses Jahr mit 12,7 Milliarden Euro Investitionen

BERLIN: Neue Gleise, neue Weichen, sanierte Brücken: Die Deutsche Bahn will in diesem Jahr rund 12,7 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Schieneninfrastruktur stecken. Das wäre eine halbe Milliarde Euro mehr als im vergangenen Jahr und bisheriger Rekord. «Wir bauen ein neues Netz für Deutschland und legen den Grundstein für den Deutschlandtakt», teilte Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla am Freitag mit. Die Baustellen sollen den Verkehr auf den Strecken dabei möglichst kurz stören. Mit einer schnelleren, digitalen Planung und früher Bürgerbeteiligung sollen die Bauzeiten um bis zu ein Viertel reduziert werden.


Daimler baut Stammwerk in Stuttgart zu Elektro-Campus um

STUTTGART: Der Streit um die künftige Ausrichtung des Daimler-Stammwerks in Stuttgart-Untertürkheim ist beigelegt. Für mehr als 400 Millionen Euro soll der Standort zu einem Campus für Elektromobilität umgebaut werden. Im Werk sollen Elektromotoren entwickelt sowie Batterien und komplette Antriebssysteme auch gebaut werden, und zwar in deutlich größerem Umfang als bisher geplant, wie der Autobauer am Freitag mitteilte. Daimler will dort zudem künftig auch selbst - zumindest in kleiner Serie - Batteriezellen fertigen. Im Gegenzug fällt Produktionsvolumen im Bereich der Verbrennungsmotoren weg.


Wind überholt Kohle als wichtigster Energieträger

WIESBADEN: Im vergangenen Jahr hat die Windkraft die Kohle als wichtigsten Energieträger in Deutschland überholt. Erstmals wurde mehr Strom aus Wind erzeugt und ins heimische Netz eingespeist als aus Kohlekraftwerken, wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtete. Der Anteil der Windkraft am Energiemix lag bei 25,6 Prozent, damit war erstmals ein erneuerbarer Energieträger auf Platz 1. Insgesamt erreichten die Alternativen den Rekordanteil von 47 Prozent, nach 42,3 Prozent im Jahr 2019. Die Anteile von Kohle (24,8 Prozent) und Kernenergie (12,1 Prozent) gingen zurück, während Gaskraftwerke mit 13,6 Prozent mehr Strom lieferten.


Bundestag beschließt Reform des Taxi- und Fahrdienstmarktes

BERLIN: Für neue Mobilitätsangebote in Städten und ländlichen Regionen, die Fahrgäste meist digital buchen können, soll ein grundlegender Rechtsrahmen kommen. Das sieht eine Reform des Taxi- und Fahrdienstmarktes vor, die der Bundestag am Freitag mit den Stimmen der großen Koalition und der Grünen beschlossen hat. Die Pläne von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sollen reguläre Angebote etwa mit kleinen Bussen oder Vans ermöglichen, bei denen sich mehrere Fahrgäste einen Wagen teilen. Bisher sind sie auf der Basis von Ausnahmeregeln unterwegs.


Finanzkreise: Etwa 3,6 Milliarden Euro an Einlagen bei Greensill Bank

FRANKFURT/MAIN: Bei der in schwere Turbulenzen geratenen Bremer Greensill Bank AG stehen nach Information aus Finanzkreisen rund 3,6 Milliarden Euro an Einlagen im Feuer. Davon sind etwa 3,1 Milliarden Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung sowie den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) gesichert. Das gilt vor allem für die Gelder von Privatkunden. Unter anderem für Kommunen sowie bestimmte Wertpapierfirmen gilt der Schutz seit 2017 nicht mehr. Bevor Anleger entschädigt werden, müsste die Finanzaufsicht Bafin die Insolvenz der Bank und Entschädigungsfall feststellen. Für diese Prüfung hat die Aufsicht bis zu sechs Wochen Zeit.


SPD: Auslieferung von mutmaßlichem Ibiza-Video-Drahtzieher überdenken

BERLIN: Die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe will, dass die geplante Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers des Ibiza-Videos in Österreich noch einmal überdacht wird. Der 40-jährige Privatdetektiv wisse über Vorgänge Bescheid, «die eine weitere Regierungskrise in Österreich auslösen könnten», sagte Kiziltepe am Freitag nach einer Befragung des Mannes im Untersuchungsausschuss zum Bilanzskandal Wirecard. In geheimer Sitzung habe er tiefen Einblick in die Verstrickungen des Wirecard-Managements mit der FPÖ und der ÖVP gegeben. In öffentlicher Sitzung hatte der Österreicher von «gewissen Schnittmengen» des Falls Wirecard mit dem Skandal um das österreichische Ibiza-Video gesprochen, seine Behauptungen aber kaum belegt.

Der 40-Jährige hatte sich selbst an den Sonderermittler des Untersuchungsausschusses gewandt und seine Zeugenaussagen angeboten. Er war im vergangenen Dezember in Berlin festgenommen worden und soll nun nach Österreich ausgeliefert werden. Das im Mai 2019 veröffentlichte Ibiza-Video, für das er mutmaßlich verantwortlich ist, hatte zum Sturz der Regierung von konservativer ÖVP und rechter FPÖ geführt. Der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wirkte auf dem heimlich aufgenommenen Video anfällig für Korruption.

Kiziltepe kritisierte, die Glaubwürdigkeit des Privatdetektivs werde gezielt untergraben, indem behauptet werde, er wolle sich als Whistleblower stilisieren. «Im Untersuchungsausschuss deckten sich seine Aussagen zu 100 Prozent mit den Erkenntnissen aus anderen Quellen und seine Aussagen waren weder reißerisch noch aus anderen Gründen zu bezweifeln», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.


Grüne sehen Aufsichtsversagen im Fall Greensill

BERLIN: Die Grünen im Bundestag sehen im Fall der in Turbulenzen geratenen Bremer Greensill Bank ein Aufsichtsversagen. «Gerade ist die Finanzaufsicht nach dem Wirecard-Skandal dabei, die Scherben zusammenzukehren, da kommt der nächste Skandal - und wieder macht die Bafin keine gute Figur», sagte die Finanzpolitikerin Lisa Paus (Grüne) am Freitag in Berlin. «Damit reiht sich der Fall der Greensill Bank nahtlos in lange Liste der Aufsichtsversagen der letzten Jahre ein.» Die Bafin habe die Bank gewähren lassen, obwohl es bereits ernsthafte Hinweise auf mögliche Ungereimtheiten gegeben habe. Die Grünen hätten den Fall auf die Tagesordnung des Finanzausschusses gesetzt.

Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Greensill Bank AG. Zuvor hatte die Bafin Strafanzeige gestellt und die Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill wegen drohender Überschuldung für den Kundenverkehr geschlossen. Bei einer Sonderprüfung sei festgestellt worden, dass das Bremer Institut nicht in der Lage sei, «den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen zu erbringen, die sie von der GFG Alliance Group angekauft hat». Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung.

Bereits im vergangenen Sommer hatte es dem Vernehmen nach erste Hinweise gegeben, dass die Bankenaufseher bei der Bremer Bank genauer hinschauen sollten. Vor einigen Wochen dann schickte die Bafin einen Sonderbeauftragten zur Bank.


Wirecard-Ausschuss: Bundesbank distanziert sich von Bafin-Beschluss

BERLIN: Vertreter der Bundesbank haben sich im Bilanzskandal von Wirecard von der umstrittenen Bafin-Entscheidung über ein Leerverkaufsverbot auf Wirecard-Aktien distanziert. Die Fachbereiche der Bundesbank hätten keine Gefahr für die Finanzstabilität gesehen, die ein solches Verbot begründet hätte, sagte der Bereichsleiter für Finanzstabilität am Freitag im Untersuchungsausschuss des Bundestags. Ähnlich hatte sich zuvor ein Abteilungsleiter geäußert. Die Stellungnahme der Bundesbank wurde allerdings nicht schriftlich, sondern nur telefonisch an die Bafin weitergeleitet.

Das zweimonatige Leerverkaufsverbot wurde im Februar 2019 erlassen - es untermauerte bei vielen Investoren die angebliche Opferrolle von Wirecard. Zuvor war der Aktienkurs des Fintechs nach öffentlichen Manipulationsvorwürfen in erhebliche Turbulenzen geraten. In einem bis dahin einmaligen Vorgang verbot die Bafin daher Spekulationen auf fallende Kurse von Wirecard. Begründet wurde das Vorgehen mit einer drohenden Marktverunsicherung.

Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch habe mit Bafin-Vize Elisabeth Roegele über das geplante Verbot telefoniert, sagte der Bereichsleiter im Ausschuss. Dabei habe Roegele auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Fall Wirecard hingewiesen, ohne Details zu nennen. Hintergrund dieser Ermittlungen ist ein angeblicher Erpressungsvorwurf. Die Staatsanwaltschaft glaubte einem Wirecard-Anwalt, dass das Skandalunternehmen aus der Medienbranche erpresst werde.

Durch dieses Telefonat habe sich die Informationslage grundsätzlich geändert, sagte der Bereichsleiter. Für Fragen der Marktmanipulation sei die Bundesbank nicht zuständig, daher sei die Stellungnahme zum Leerverkaufsverbot letztlich nicht schriftlich weitergeleitet worden.


VW will Elektro-Anteil rascher steigern - Verdoppelung bis 2030

WOLFSBURG: Der Ausbau der Flotte reiner E-Fahrzeuge soll bei Volkswagen unter dem Druck verschärfter Klimaziele schneller vorangehen. Bis 2030 sollen in Europa nun 70 Prozent der Gesamtverkäufe auf diese Sparte entfallen, sagte Kernmarken-Chef Ralf Brandstätter am Freitag. Das bedeutet eine Verdoppelung der bislang geplanten Quote für batterieelektrische Fahrzeuge von 35 Prozent. VW hatte einen solchen Schritt bereits im Rahmen seiner Strategieplanung bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts angekündigt.


Österreichs Wirtschaft schrumpfte 2020 um 6,6 Prozent

WIEN: Die Wirtschaftsleistung Österreichs ist im Corona-Jahr 2020 stärker eingebrochen als in vielen anderen EU-Ländern. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 6,6 Prozent, berichtete die staatliche Statistik Austria am Freitag. Der Rückgang war zwar etwas weniger stark als von Wirtschaftsforschern erwartet, aber dennoch war es der schlechteste Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Im vierten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt im Jahresvergleich um 5,7 Prozent.

Österreich wurde von der Pandemie härter getroffen als andere europäische Länder, weil die Hotelbranche und Gastronomie im Alpenland eine größere wirtschaftliche Rolle spielen, sagte der Chef der Statistik Austria, Tobias Thomas. «Ihr Anteil an der österreichischen Wertschöpfung wiegt mehr als dreimal schwerer als zum Beispiel in Deutschland», sagte er.


Industrie mit starkem Auftragsplus

WIESBADEN/BERLIN: Die deutsche Industrie ist mit einem überraschend deutlichen Auftragszuwachs in das Jahr gestartet. Unterstützung kam vor allem aus dem Ausland. Im Januar habe das verarbeitende Gewerbe 1,4 Prozent mehr Aufträge erhalten als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Analysten hatten zwar einen Zuwachs erwartet, im Schnitt allerdings nur von plus 0,5 Prozent. Im Dezember waren die Aufträge noch um 2,2 Prozent gefallen. Zum Vorjahresmonat stiegen die Bestellungen zu Jahresbeginn um 2,5 Prozent. Das Niveau vor der Corona-Krise vom Februar 2020 wurde um 3,7 Prozent überschritten.


Brexit: Großbritannien lockert weitere Nordirland-Regel

LONDON: Im Streit um Brexit-Regeln für die britische Provinz Nordirland hat die Regierung in London die EU erneut vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Importverbot für Pflanzen, die in Erde aus Großbritannien eingetopft sind, wurde vorübergehend aufgehoben, wie die Nachrichtenagentur PA am Freitag meldete. Das betrifft auch Pflanzen oder Gemüse aus Großbritannien, denen noch Bodenspuren anhaften. Das Topfpflanzenverbot hatte vor allem Gärtnereien Probleme bereitet - Kritiker des sogenannten Nordirland-Protokolls im Brexit-Vertrag zitierten die Regel als Beweis für übermäßige und unverhältnismäßige Bürokratie.

Zuvor hatte London bereits einseitig die Übergangsphase verlängert, während der Lebensmitteleinfuhren aus Großbritannien nach Nordirland weniger kontrolliert werden. Die EU-Kommission reagierte empört und kündigte rechtliche Schritte an.

Ziel des mühsam ausgehandelten Nordirland-Protokolls ist, Grenzkontrollen zwischen der britischen Provinz und dem EU-Staat Irland - und damit neue Gewalt in der ehemaligen Bürgerkriegsregion - zu verhindern. Dafür sieht der Brexit-Vertrag vor, dass Nordirland weiter den EU-Regeln bei Produktstandards und Zollregelungen folgt. Folge ist eine Handelsgrenze innerhalb des Vereinigten Königreichs - Einfuhren von Großbritannien nach Nordirland müssen daher kontrolliert werden und EU-Vorgaben entsprechen.

Zudem lockerte die britische Regierung strenge Regeln für den Transport von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen von Großbritannien nach Nordirland, mit denen verhindert werden soll, dass Erdanhaftungen in die Provinz gelangen. In London sagte eine Regierungssprecherin, einige Bestimmungen des Protokolls hätten «direkte und oft unverhältnismäßige Auswirkungen auf Leben und Lebensunterhalt, einschließlich einer inakzeptablen Störung des Flusses kritischer Waren».


Londoner Börse LSE sieht sich nach Refinitiv-Zukauf gut gerüstet

LONDON: Die Londoner Börse sieht sich nach dem Milliarden-Kauf des Finanzdatenanbieters Refinitiv gut gerüstet für die Zukunft. Die London Stock Exchange (LSE) sei gut positioniert für langfristiges Wachstum, das durch den Zukauf beschleunigt werde, sagte Konzernchef David Schwimmer am Freitag. Er sprach mit Blick auf die im Januar abgeschlossene Übernahme von einem «wichtigen Meilenstein». Auch die Deutsche Börse war an Teilen des Refinitiv-Devisenhandels interessiert, hatte aber das Nachsehen, da sich der Rivale den Finanzdatenanbieter für 27 Milliarden Dollar im Ganzen schnappte.

Im vergangenen Jahr profitierte der Börsenbetreiber LSE unter anderem von einem florierenden Abrechnungsgeschäft. Während die Gesamterlöse 2020 um 6 Prozent auf 2,44 Milliarden britische Pfund (rund 2,83 Mrd Euro) zulegten, stieg der bereinigte operative Gewinn um 5 Prozent auf rund 1,12 Milliarden Pfund, wie der Konkurrent der Deutschen Börse weiter mitteilte. Die Clearing-Geschäfte, aber auch das Geschäft mit Daten und der Wertpapierhandel hätten sich widerstandsfähig gezeigt und gut entwickelt.


USA reagieren auf tödliche Gewalt in Myanmar mit weiteren Sanktionen

WASHINGTON: Die USA haben nach der bisher schlimmsten Eskalation der Polizeigewalt mit Dutzenden Toten in Myanmar weitere Handelssanktionen gegen die dortige Militärführung verhängt. Betroffen seien zwei für den Putsch verantwortliche Ministerien sowie zwei mit den Streitkräften verbundene Firmen, teilte das US-Handelsministerium am Donnerstag (Ortszeit) mit. Man werde nicht zulassen, dass das Militär «weiterhin vom Zugang zu Gütern profitiert, die den Exportvorschriften unterliegen», hieß es in der Mitteilung. Die US-Regierung verurteile die Gewalt gegen friedliche Demonstranten scharf und prüfe weitere Maßnahmen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen waren allein am Mittwoch mindestens 38 Menschen bei Protesten gegen den Militärputsch in Myanmar ums Leben gekommen, als die Polizei mit scharfer Munition auf Protestierende schoss. Die Zahl könnte weiter steigen, weil viele Menschen teils schwer verwundet wurden.

Am 1. Februar hatte das Militär gegen die faktische Regierungschefin Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen. Seit dem Umsturz hat es immer wieder Massenproteste in Myanmar gegeben. Das Militär hat zuletzt mit zunehmender Härte versucht, den Widerstand zu brechen. Die US-Regierung hatte bereits zehn führende Militärangehörige und drei mit den Streitkräften verbundene Unternehmen mit Sanktionen belegt.


Ölpreise legen zu - Opec+ hält Förderung konstant

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Freitag ihre deutlichen Aufschläge vom Donnerstag weitgehend gehalten. Der Ölverbund Opec+ hat seine Förderung zunächst nicht angehoben und damit für eine Überraschung an den Märkten gesorgt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 67,62 US-Dollar. Das waren 88 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für amerikanisches Erdöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) stieg um 79 Cent auf 64,62 Dollar.

Am Donnerstag hatten die Ölpreise im Handelsverlauf noch etwas höher gelegen und den höchsten Stand seit Anfang 2020 markiert. Auslöser war die überraschende Entscheidung des Erdölverbunds Opec+, die Ölförderung bis auf wenige Ausnahmen konstant zu halten. Am Markt war dagegen überwiegend mit einer Ausweitung gerechnet worden.

Seit längerem deckeln die Opec-Förderländer die Produktion, um die Preise angesichts der coronabedingt schwachen Nachfrage zu stützen. Weil sich die Konjunkturaussichten mit zunehmenden Corona-Impfungen aufgehellt haben, konnten sich viele Analysten eine Förderanhebung vorstellen. Doch der Ölgigant Saudi-Arabien hat sich mit seiner vorsichtigen Haltung offenbar durchgesetzt.

Russland dagegen pochte im Vorfeld auf eine Anhebung und konnte eine Ausnahme herausschlagen. Zusammen mit Kasachstan darf das ölreiche Land die Produktion etwas ausweiten. Saudi-Arabien hingegen hält die Förderung freiwillig niedriger, als es gemäß Absprache eigentlich müsste.


Eurokurs weiter unter 1,20 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Kurs des Euro hat am Freitag weiter unter der Marke von 1,20 US-Dollar notiert. Unter diese Schwelle war er am Donnerstagabend gefallen. Am Freitagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung im Tief 1,1952 Dollar und damit so wenig wie letztmalig Anfang Dezember. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch auf 1,2034 Dollar festgesetzt.

Unter Druck steht der Euro, weil der Dollar im Aufwind ist. Die amerikanische Währung erhielt am Donnerstagabend Rückenwind, nachdem sich US-Notenbankchef Jerome Powell sehr zurückhaltend zu dem jüngsten Anstieg der Kapitalmarktzinsen geäußert hatte. Der Anstieg der Renditen ist Folge der sehr lockeren Finanzpolitik der neuen US-Regierung, die billionenschwere Konjunkturhilfen anstrebt. Der Dollar profitiert, weil der Zinsanstieg Kapital in die USA lockt.


China will unabhängiger vom Ausland werden und Innovation fördern

PEKING: China will wirtschaftlich unabhängiger vom Ausland werden und stärker auf den heimischen Markt setzen. Zudem soll noch mehr in Innovation und Technologie investiert werden. Das geht aus dem Arbeitsbericht hervor, den Regierungschef Li Keqiang am Freitag in Peking zur Eröffnung der Jahrestagung des Volkskongresses vorlegte.

Im Rahmen des neuen Fünfjahresplans der Regierung solle so die Strategie verfolgt werden, «die Binnennachfrage auszubauen, die strukturellen Reformen auf der Angebotsseite zu intensivieren und mit innovationsgetriebener Entwicklung und qualitativ hochwertigen Angeboten neue Nachfrage zu generieren». Der «Inlandszirkulation» werde Vorrang eingeräumt.

Innovation bleibe das Herzstück der Modernisierungsoffensive Chinas. «Wir werden unsere Wissenschaft und Technologie stärken, um die Entwicklung Chinas strategisch zu unterstützen», heiß es in dem Bericht. Auch die Digitalisierung des Landes solle weiter beschleunigt werden. Man werde «schneller daran arbeiten, eine digitale Gesellschaft, eine digitale Regierung und ein gesundes digitales Ökosystem zu entwickeln».

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