Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Symbolfoto: Freepik/tridsanu1984
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EU-Kommission will Regeln für «grünen» Wasserstoff festlegen

BRÜSSEL: Wasserstoff aus erneuerbarem Strom soll in der EU künftig nur unter Auflagen als klimafreundlich gelten. So soll «grüner» Wasserstoff nur aus erneuerbarem Strom erzeugt werden können, der aus relativ neuen Anlagen stammt, wie aus einem Entwurf der EU-Kommission für neue Regeln der hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Gleichzeitig soll der Strom zur Produktion des klimafreundlichen Treibstoffs etwa aus Anlagen kommen, die in der Nähe sind. Diese Bedingungen sollen jedoch erst ab 2028 vollständig gelten. Die EU-Kommission könnte die neuen Regeln Mitte Dezember offiziell vorschlagen.

Die Kriterien für «grünen» Wasserstoff sind umstritten. Grundsätzlich gilt der Treibstoff als klimafreundlich, wenn er aus Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne oder Wind produziert wurde - der Teufel liegt jedoch im Detail. Im September stimmte das EU-Parlament für einen Gesetzesentwurf mit flexibleren Bedingungen als von der EU-Kommission geplant. Etwa soll auch anderer Strom für die Produktion genutzt werden, wenn kein erneuerbarer verfügbar ist. Diese Änderungen müssen jedoch noch mit den EU-Ländern verhandelt werden.

Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss begrüßte die Pläne der Kommission. «Es ist gut, dass die Kommission verlangt, dass grüner Wasserstoff aus zusätzlichen erneuerbaren Energien kommen muss und nicht einfach aus dem Netz», sagte er. Damit werde der Ausbau von Sonnen- und Windkraft beschleunigt. Kritisch sah er jedoch die Übergangsfrist: «Bis 2028 sollen Zertifikatetricks erlaubt sein und grüner Wasserstoff mit Atom-, Kohle- und Gasstrom erzeugt werden dürfen.»


US-Kongress verabschiedet Gesetz zur Abwendung von Bahnstreik

WASHINGTON: Der US-Kongress hat mit überparteilicher Mehrheit für einen Gesetzesentwurf gestimmt, um einen erneut drohenden Bahnstreik im Güterverkehr abzuwenden. Nach dem Repräsentantenhaus votierte am Donnerstag auch eine Mehrheit im Senat für den Gesetzestext, der eine vorläufige Tarifeinigung von September durchsetzt. Ein Streik hätte vom 9. Dezember an gedroht und die Logistikketten in der Weihnachtssaison lahmlegen können.

Der Güterbahnstreik war zunächst in letzter Minute Mitte September mit der vorläufigen Einigung abgewendet worden. Aber nicht alle Gewerkschaften stimmten zu. Sie störten sich unter anderem daran, dass darin keine bezahlten Krankheitstage vorgesehen waren. Das Repräsentantenhaus hatte am Mittwoch auch einen zweiten Entwurf verabschiedet, der den Arbeitnehmern sieben bezahlte Krankheitstage zugestehen würde. Dieses Vorhaben bekam im Senat aber keine Mehrheit.

Ein Streik hätte die US-Wirtschaft hart treffen können: Viele wichtige Rohstoffe und auch Lebensmittel werden auf der Schiene transportiert. Selbst ein kurzer Bahnstreik würde die Versorgung für Tage durcheinanderbringen. Angesichts der schwachen Konjunktur und hohen Inflation galt ein Streik als gefährlich und hätte nach Schätzungen der Industrie ein bis zwei Milliarden Dollar pro Tag kosten können.

US-Präsident Joe Biden reagierte erleichtert und versprach, das Gesetz zu unterzeichnen, sobald es ihm vorliege. «Gemeinsam haben wir diesem Land eine Weihnachtskatastrophe in unseren Lebensmittelgeschäften, an unseren Arbeitsplätzen und in unseren Gemeinden erspart», erklärte er. Die Wirtschaft sei vor einem verheerenden Stillstand bewahrt worden, der Millionen Menschen geschadet hätte. Der Demokrat hatte die Spitzen beider Parteien im Kongress zuvor aufgerufen, einen Streik zu verhindern.


Chip-Produktion: EU-Länder einig bei Position zu Milliardenhilfen

BRÜSSEL: Die EU-Staaten haben sich auf ihre Linie zu einem geplanten Milliardenprogramm zur Förderung der EU-Mikrochipproduktion geeinigt. Das Vorhaben soll 43 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Quellen mobilisieren, um die EU weniger abhängig von Importen vor allem aus Asien zu machen. «Wir schließen uns jetzt in Europa zusammen, um die Produktionsbedingungen zu verbessern», sagte Sven Giegold (Grüne), Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, am Donnerstagabend. «Das ist gut für Deutschland. Das ist gut für den Industriestandort Europa.»

Die ursprünglichen Pläne hatte die EU-Kommission bereits im Februar vorgestellt. Das Ziel ist ambitioniert: Der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips soll bis 2030 von knapp 10 auf 20 Prozent wachsen. Dafür müsste sich die Produktion vervierfachen, da erwartet wird, dass sich der Markt bis zum Ende des Jahrzehnts verdoppelt. Der sogenannte Chips Act soll verhindern, dass Europa von anderen Regionen wie Asien oder Amerika weiter abgehängt wird. Auch Staaten wie die USA oder China investieren viel Geld in diesen Industriezweig.

Das Europaparlament muss seine Position zum Chips Act noch beschließen. Danach können die EU-Staaten und das Parlament Verhandlungen über die finale Version des Vorhabens aufnehmen.


Polen sagt Öllieferungen über Danzig für Schwedt zu

BERLIN/WARSCHAU: Polen hat in einer Vereinbarung mit der Bundesregierung erstmals Rohöl-Lieferungen über Danzig in die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt zugesagt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnete am Donnerstag eine entsprechende Absichtserklärung mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa. Konkrete Mengen stehen in dem Papier jedoch nicht. Diese sollen nun ausgehandelt werden, hieß es aus Regierungskreisen in Berlin.

Für Schwedt und die Versorgung Ostdeutschlands ist der Lieferweg über Polen von großer Bedeutung. Bisher wird das PCK mit russischem Öl aus der Druschba-Pipeline versorgt. Doch will die Bundesregierung dies zum 1. Januar stoppen und sucht dringend Alternativen. Da das Volumen einer Pipeline von Rostock nach Schwedt nicht ausreicht, werden zusätzliche Mengen benötigt. Die Bundesregierung arbeitet seit Monaten daran, Polen zu Lieferungen über Danzig nach Schwedt zu bewegen. Auch kasachisches Öl ist im Gespräch.

«Mit der Unterzeichnung der Erklärung wollen beide Seiten den Betrieb der polnischen Raffinerien in Danzig und Plock und der deutschen Raffinerien in Schwedt und Leuna sowie deren Versorgung mit ausreichenden Mengen von Rohöl sicherstellen», teilte Habeck mit.

Die polnische Ministerin Moskwa wird mit den Worten zitiert: «Diese Erklärung bekräftigt unseren gemeinsamen Willen zur Zusammenarbeit, um die Bedingungen für Öllieferungen für polnische und deutsche Raffinerien, die an das polnische Pipeline-Netz angeschlossen sind, zu optimieren. Sie trägt zur Optimierung der Bedingungen für Kraftstofflieferungen an Kundinnen und Kunden in beiden Ländern bei.»


EU-Länder wollen schwächere Regeln bei Lieferkettengesetz

BRÜSSEL: Die EU-Staaten haben sich für schwächere Vorgaben beim Lieferkettengesetz ausgesprochen als von der Kommission vorgesehen. Das geht aus einem Beschluss hervor, den die tschechische Ratspräsidentschaft am Donnerstag veröffentlichte. Das EU-Lieferkettengesetz soll dafür sorgen, dass große Unternehmen keine Gewinne mit Kinder- oder Zwangsarbeit sowie Umweltschäden in ihren internationalen Lieferketten machen.

Konkret sieht die Position der EU-Länder eine längere Schonfrist für bestimmte Firmen vor. Im ersten Jahr, in dem sich Betriebe an die Vorgaben halten sollen, wären demnach nur EU-Unternehmen betroffen, die weltweit einen Jahresumsatz von mehr als 300 Millionen Euro erwirtschaften und mehr als 1000 Mitarbeiter haben. Für Firmen aus Drittstaaten würde die Regel zunächst bei einem EU-Umsatz von 300 Millionen Euro greifen.

Im Anschluss sollen die Vorschriften auch für kleinere Unternehmen gelten. Der Kommissionsvorschlag sieht von Beginn an halb so hohe Hürden wie von den Mitgliedstaaten gewünscht vor. Für Firmen, die in Branchen mit einem höheren Risiko von Ausbeutung und Umweltzerstörung tätig sind, sehen beide Vorschläge strengere Regeln vor. Von den neuen Regeln wären nach früheren Angaben der EU-Kommission ungefähr 13.000 EU-Firmen und 4000 Firmen aus Drittstaaten betroffen. Bevor die Vorgaben in Kraft treten können, müssen sich Europaparlament und EU-Staaten auf einen Kompromiss einigen.

Deutliche Kritik äußerten EU-Parlamentarier. Tiemo Wölken (SPD) nannte die Position einen Minimalkompromiss. Seine Grünen-Amtskollegin Anna Cavazzini sagte, es sei skandalös, dass es Ausnahmen für die Finanzbranche gebe. Angelika Niebler von der Union fürchtet hingegen vor allem zu viel bürokratischen Aufwand für Unternehmen.


Euro legt deutlich zu - Aussagen von Fed-Chef belasten Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Kurs des Euro hat am Donnerstag gestützt durch Aussagen aus der US-Notenbank Fed deutlich zugelegt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0492 US-Dollar. Kurzzeitig war der Euro erstmals seit Ende Juni über 1,05 Dollar geklettert. Am Morgen hatte der Euro noch zeitweise unter 1,04 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0454 (Mittwoch: 1,0376) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9566 (0,9637) Euro.

Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell hatten bereits am Mittwoch eine Dollar-Schwäche ausgelöst, die am Donnerstag anhielt. Er hatte Signale für eine kleinere Leitzinserhöhung im Dezember gegeben. «Der Zeitpunkt für eine Verringerung der Zinserhöhungen könnte schon auf der Dezember-Sitzung kommen», sagte Powell am Mittwochabend. An den Finanzmärkten wird im Dezember eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte erwartet. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins viermal in Folge um 0,75 Punkte angehoben. Vor den Aussagen hatte der Euro am Mittwoch noch bei 1,03 Dollar notiert.

In den USA hat sich zudem die Stimmung im Industriesektor im November weiter eingetrübt. Der stark beachtete ISM-Indikator signalisiert jetzt eine Rezession in dem Sektor. «Damit mehren sich die Anzeichen für ein Nachlassen der konjunkturellen Dynamik», kommentierte Ulrich Wortberg, Ökonom von der Landesbank Hessen-Thüringen. «Dies bestärkt die US-Notenbank in ihrer Absicht, das Tempo der Zinserhöhungen zu reduzieren.» Es wurde zuletzt befürchtet, dass die deutlichen Zinserhöhungen die Wirtschaftsentwicklung zu stark belasteten können.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85715 (0,86488) britische Pfund, 142,48 (144,28) japanische Yen und 0,9868 (0,9854) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1798 Dollar gehandelt. Das waren 29 Dollar mehr als am Vortag.


Dax weiter im Aufwind

FRANKFURT/MAIN: Bekräftigte Signale für eine moderatere Zinspolitik der US-Notenbank Fed haben am Donnerstag dem Dax Auftrieb gegeben. Hinzu kamen erneut Hoffnungen, dass China seine strikte Corona-Politik allmählich etwas lockern könnte. Der Dax legte am Nachmittag um 0,91 Prozent auf 14.527,75 Punkte zu. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Donnerstag um 1,68 Prozent auf 26.023,89 Zähler. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, gewann 0,74 Prozent. Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0459 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwoch auf 1,0376 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,92 Prozent am Vortag auf 1,82 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,62 Prozent auf 128,30 Punkte. Der Bund-Future rückte um 0,54 Prozent auf 142,44 Punkte vor.


Analyse: Banken so profitabel wie seit der Finanzkrise nicht mehr

FRANKFURT/MÜNCHEN: Die Banken weltweit sind einer Analyse zufolge so profitabel wie seit 2007 nicht mehr. McKinsey rechnet im laufenden Jahr sowohl mit insgesamt besseren Geschäften für die Branche als auch mit steigenden Kapitalerträgen für Investoren. Allerdings verweist die Unternehmensberatung in ihrem am Donnerstag veröffentlichten «Global Banking Annual Review» zugleich auf steigende Herausforderungen zum Beispiel infolge der sich abschwächenden Konjunktur.


Baurohstoffe Kies und Sand bald wohl noch knapper und teurer

HANNOVER: Die zentralen Baurohstoffe Kies und Sand könnten in Deutschland nach Einschätzung von Experten der Bundesregierung noch knapper und teurer werden. Als Gründe dafür nennt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover etwa Widerstand gegen den Erhalt oder den Ausbau heimischer Förderstätten, zu lange Planungsverfahren sowie die gestiegenen Energiekosten für Abbau und Verarbeitung. Es gebe inzwischen «erhebliche Probleme» bei der Gewinnung von Kies und Sand, hieß es am Donnerstag zur Vorstellung einer neuen Untersuchung der Fachbehörde, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums die Rohstofflage analysiert.


DGB-Umfrage: Viele empfinden Digitalisierung im Job als Belastung

BERLIN: Nach einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) fühlen sich 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland durch die Digitalisierung in ihrer Arbeitswelt belastet. Das geht aus der repräsentativen Befragung «Index Gute Arbeit 2022» hervor, deren Ergebnisse der DGB an diesem Donnerstag vorstellen wird. Der Report lag dpa vorab vor.


Europäischer Vergleich: Deutsche Liebe zum Bargeld am größten

MÜNCHEN: Bei deutschen Verbrauchern bleibt Bargeld einer Studie der Unternehmensberatung Strategy& sehr viel beliebter als bei Konsumenten im übrigen Europa. Laut dem am Donnerstag in München veröffentlichten 15-Länder-Vergleich ist Bargeld für 54 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland das beliebteste Zahlungsmittel. Im Schnitt der 15 Nationen sagten das nur 37 Prozent.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0454

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Donnerstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0454 (Mittwoch: 1,0376) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9566 (0,9637) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85715 (0,86488) britische Pfund, 142,48 (144,28) japanische Yen und 0,9868 (0,9854) Schweizer Franken fest.


«Economist»-Analyse: New York und Singapur sind teuerste Städte

LONDON: New York und Singapur sind einer Auswertung der britischen Zeitschrift «Economist» zufolge die teuersten Städte. Tel Aviv fiel vom Spitzenplatz auf Rang 3 zurück, wie die am Donnerstag veröffentlichte Auswertung ergab. Unter den zehn teuersten Kommunen war keine deutsche Stadt, mit Zürich (6) und Genf (7) dafür zwei Schweizer Städte, wie die Economist Intelligence Unit berechnete.

Die Zeitschrift betonte, dass die Preise weltweit wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie der Corona-Regeln in China so schnell gestiegen seien wie seit 20 Jahren nicht mehr - im Durchschnitt um 8,1 Prozent. Deutlich teurer wurde das Leben demnach in Moskau und St. Petersburg. Sie stiegen wegen der Folgen westlicher Sanktionen in der Rangliste um 88 beziehungsweise 70 Plätze.

Auch westliche Großstädte waren von Kriegsfolgen betroffen. So sei der Preis für Gas und Strom im Durchschnitt um 29 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker als im globalen Schnitt (11 Prozent). Die höchste Inflation habe die venezolanische Hauptstadt Caracas mit 132 Prozent erlebt; in dem Land gibt es seit eine Hyperinflation. Am günstigsten sei es nach wie vor im syrischen Damaskus sowie im libyschen Tripolis.


Bundestag stimmt umstrittenem Handelsabkommen mit Kanada zu

BERLIN: Nach jahrelangen Debatten hat der Bundestag einer Ratifizierung des umstrittenen EU-Handelsabkommens mit Kanada zugestimmt. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sprach am Donnerstag von einem wichtigen Schritt. «Wir brauchen mehr Freihandel mit den Demokratien dieser Welt.» SPD-Fraktionsvizechefin Verena Hubertz sagte, das Abkommen werde den Handel deutlich erleichtern und dafür sorgen, dass Zölle und Handelshemmnisse wegfielen.


EU-Staaten gründen Plattform für mehr Klimatechnologie aus Europa

BRÜSSEL: Mittels einer Industrie-Plattform wollen Deutschland und sieben weitere EU-Länder die heimische Produktion von Klimatechnologien ankurbeln. Dazu zählen Teile für Windräder, Photovoltaik-Anlagen und Stromnetze sowie Wärmepumpen und Geräte zur Wasserstoffherstellung. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es eine leistungsstarke Industrie, die nicht nur Vorreiterin bei Energiewende-Produkten sei, sondern sie auch in ausreichendem Maße produziere, teilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag mit.

Die Plattform für Transformationstechnologien soll die Industrie demnach unterstützen, Produktionskapazitäten in Deutschland und der EU auszubauen. Ziel sei, den steigenden Bedarf soweit wie möglich aus heimischer Produktion decken zu können. Der schnelle Ausbau der Produktion ist laut Habeck wichtig, um «unsere strategische und technologische Souveränität im Bereich der grünen Industrie behaupten» zu können.

Die Plattform geht auf eine Initiative der Ampel-Koalition von Ende September zurück. Dass die Auftaktveranstaltung mit EU-Industriekommissar Thierry Breton in dieser Woche in Brüssel stattfinden konnte, lobte Habeck als «Umsetzung in Lichtgeschwindigkeit».


Studie: Lebensmittelpreise in Großbritannien wegen Brexits gestiegen

LONDON: Wegen des Brexits haben sich die Lebensmittelpreise in Großbritannien einer neuen Studie zufolge deutlich erhöht. Haushalte hätten Ende 2021 im Durchschnitt 210 Pfund (244 Euro) mehr für ihre Einkäufe bezahlt als noch zu Jahresbeginn 2020, teilte das Centre for Economic Performance (CEP) an der London School of Economics am Donnerstag mit. Das entspreche einer Gesamtsumme von 5,8 Milliarden Pfund. Ärmere Menschen seien deutlich schwerer getroffen worden als wohlhabendere, da bei ihnen der Anteil von Lebensmittelkosten am Gehalt größer sei, betonten die Wissenschaftler.

Haupttreiber waren demnach zusätzliche Kontrollen von Gütern und Waren sowie Maßnahmen, die etwa den Handel mit Tieren und Pflanzen betreffen. Sowohl EU-Exporteure als auch britische Importeure hätten die entstandenen Kosten mindestens zur Hälfte an die Kunden weitergereicht. Die Forscher betonten, dass der zusätzliche Aufwand zwar erst mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU-Zollunion und dem -Binnenmarkt im Januar 2021 entstanden sei. Allerdings hätten viele Firmen «vorausschauende Änderungen» getroffen.

«In den zwei Jahren bis Ende 2021 hat der Brexit die Lebensmittelpreise insgesamt um etwa 6 Prozent erhöht», sagte Studien-Co-Autor Richard Davies von der Universität Bristol. «Mit dem Austritt aus der EU hat das Vereinigte Königreich eine enge Handelsbeziehung mit wenigen Hindernissen gegen eine Handelsbeziehung getauscht, bei der eine Vielzahl von Kontrollen, Formularen und Schritten erforderlich sind, bevor Waren die Grenze überschreiten können.»


Industriestimmung in der Eurozone hellt sich leicht auf

LONDON: Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im November leicht verbessert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg verglichen mit dem Vormonat um 0,7 Punkte auf 47,1 Zähler, wie S&P am Donnerstag in London nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Ein vorläufiges Ergebnis wurde damit leicht nach unten revidiert.

Mit deutlich unter 50 Punkten signalisiert der Indikator nach wie vor eine schrumpfende Wirtschaftsleistung. S&P-Chefökonom Chris Williamson sagte, dass sich die Talfahrt angesichts der Stimmungsverbesserung aber verlangsamt habe. Dies mache Hoffnung, dass die Winterrezession nicht ganz so stark ausfallen werde.


«Guardian»: Hedgefondsmanager zahlt sich 1,5 Millionen pro Tag

LONDON: 1,5 Millionen Pfund pro Tag - soviel Dividende hat sich der britische Hedgefondsmanager Christopher Hohn nach Informationen des «Guardian» im vergangenen Jahr bezahlt. Die Zeitung berichtete am Donnerstag, die Summe von insgesamt 574 Millionen Pfund (667 Mio Euro) sei vermutlich die höchste Jahreszahlung, die je in Großbritannien überwiesen wurde. Die Summe, die sich Hohn demnach von seinem Fonds Children's Investment auszahlen ließ, sei 15.000 Mal so hoch wie das britische Durchschnittsgehalt und 3500 Mal höher als das Salär von Premierminister Rishi Sunak.

Das Blatt berichtete weiter, Hohn habe den Gewinn offenbar wieder in seinen Fonds investiert. Der öffentlichkeitsscheue Milliardär gilt als Philanthrop und unterstützt seit Jahren Kinder in ärmeren Staaten. Das US-Magazin «Forbes» führt ihn mit einem geschätzten Vermögen von 7,9 Milliarden US-Dollar (7,58 Mrd Euro) auf Platz 259 ihrer globalen Reichenliste.

Auch in den Vorjahren hatte Hohn enorme Jahresdividenden erhalten. Im Geschäftsjahr bis Februar 2020 waren es laut «Guardian» 479 Millionen Dollar, 2021 dann 152 Millionen Dollar. Kritiker forderten höhere Steuern für Mega-Verdiener. Dann würde ein Großteil der Summe die Einkommen gewöhnlicher Arbeitnehmer stärken oder lebenswichtige öffentliche Dienste finanzieren, sagte Luke Hildyard von der Organisation The High Pay Centre.


Dämpfer für deutsche Maschinenbauer im Oktober

FRANKFURT/MAIN: Die unsicheren Konjunkturaussichten haben die Geschäfte der deutschen Maschinenbauer im Oktober gedämpft. Nach Zuwächsen im August und September blieben die Bestellungen bereinigt um Preiserhöhungen (real) um zwölf Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats, wie der Maschinenbauverband VDMA am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. «Zahlreiche Kunden sind angesichts der anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten zurückhaltender mit ihren Einkäufen von Maschinen und Komponenten und zögern mit neuen größeren Investitionen», erläuterte VDMA-Chefvolkwirt Ralph Wiechers.

Die Inlandsorders gingen im Oktober um 13 Prozent zurück, die Aufträge aus dem Ausland um 11 Prozent. Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum August bis Oktober 2022 gingen die Bestellungen insgesamt um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Ein echter Rückschlag bei den Aufträgen sei zumindest im Maschinenbau bisher ausgeblieben, sagte Wiechers. Zudem seien die Orderbücher nach wie vor gut gefüllt. «Diese Bestellungen müssen erst einmal abgearbeitet werden.»

Der Maschinenbauverband ging zuletzt im laufenden Jahr von einem Wachstum der Produktion von einem Prozent aus. Im kommenden Jahr muss nach Einschätzung des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) dagegen preisbereinigt mit einem Produktionsminus von zwei Prozent gerechnet werden. Ein deutlich schwächeres Wachstum in China, der Krieg in der Ukraine, hohe Inflationsraten und die daraus resultierenden Bremsmanöver der Notenbanken ließen auf Zurückhaltung bei Investitionen schließen, erläuterte der Verband vor einigen Wochen.


Russische Behörden heben Preise für Gas und Strom an

MOSKAU: Die russischen Behörden heizen die Inflation durch die Anhebung der staatlich regulierten Nebenkostentarife deutlich an. Die Preise für Gas steigen nach Medienangaben vom Donnerstag um 8,5 Prozent, für Strom um 9 Prozent. Auch die Wasser- und Wärmeversorgung wird teurer. Es ist bereits die zweite Tarifanhebung im laufenden Jahr.

Normalerweise hebt die Regierung die Preise jeweils zum Juli an. In diesem Jahr sind die Nebenkosten so um vier Prozent gestiegen. Anfang Herbst teilte das Wirtschaftsministerium jedoch mit, dass wegen des Reparaturbedarfs an den Gas- und Wärmeleitungen die Tarife im Dezember noch einmal angehoben werden. Damit sollen die Kosten auf die Verbraucher umgelegt werden.

Die russischen Bürger haben seit Kriegsbeginn mit einer zweistelligen Inflationsrate zu kämpfen. Obwohl der Rubel sich gegenüber den Leitwährungen Euro und Dollar seither verteuert hat, sind vor allem technische Geräte und andere Importwaren kostspieliger geworden.

Die von einigen Wirtschaftsexperten geäußerte Hoffnung, dass nach der Reduzierung der Rohstoffexporte Gas auf dem Binnenmarkt billiger wird, hat sich ebenfalls nicht erfüllt. Umfragen zufolge reicht das Gehalt von 43 Prozent der Bevölkerung nicht bis zum Monatsende.


China: Stimmung in kleinen Industriebetrieben bessert sich etwas

PEKING: In China hat sich die Stimmung in den kleinen und privaten Industriebetrieben im November trotz der harten Corona-Politik des Landes etwas aufgehellt. Der vom Wirtschaftsmagazin «Caixin» ermittelte Indexwert für die Stimmung der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe stieg auf 49,4 Punkte, nach 49,2 Zähler im Oktober, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung hervorgeht. Analysten hatten einen Rückgang erwartet.

Trotz des leichten Anstiegs liegt der Indexwert weiter unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten, was auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. Der Caixin-Indexwert, der die Stimmung der Einkaufsmanager in eher kleineren und privaten Industrieunternehmen des Landes widerspiegelt, liegt bereits den vierten Monat in Folge unter der Expansionsschwelle.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der offizielle Einkaufsmanagerindex für die Industrie im November von 49,2 Punkten im Vormonat auf nur noch 48,0 Punkte gefallen ist. Der offizielle Index misst vor allem die Stimmung in großen und staatlichen Unternehmen.

«Das Wachstum in China dürfte weiterhin unter dem Eindruck der anhaltenden Immobilienkrise, aber insbesondere auch wegen der negativen Auswirkungen der Null-Covid-Politik, unter Druck bleiben», kommentierten Experten vom Bankhaus Metzler. Auch wenn an den Kapitalmärkten immer häufiger darauf gesetzt werde, dass es zu einer raschen Lockerung der Corona-Maßnahmen kommen könnte, spiegelten die Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung zunächst die wachsenden Schwierigkeiten wider.


Habeck reist nach Namibia und Südafrika

BERLIN: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bricht am Sonntag zu einer fünftägigen Reise nach Namibia und Südafrika auf. Das teilte das Ministerium am Donnerstag auf Anfrage mit. Auf der ersten Station in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, gehe es um eine engere Zusammenarbeit bei Wasserstoff. Namibia besitze hohe Potenziale bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne. Deutschland setzt bei der klimaneutralen Transformation der Wirtschaft langfristig auf «grünen» Wasserstoff. Geplant ist ein Gespräch Habecks auch mit dem Staatspräsidenten Namibias.

In Südafrika besucht Habeck Kapstadt, Johannesburg und Pretoria. Der Minister will unter anderem einen deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel eröffnen. Erst vor kurzem war Habeck in Singapur bei einer Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft. Er hatte Unternehmen dazu aufgerufen, einseitige Abhängigkeiten von China zu verringern und sich breiter aufzustellen.


Eurokurs steigt weiter - Dollar-Schwäche nach Powell-Aussagen

FRANKFURT/MAIN: Der Euro ist am Donnerstag gestiegen und hat damit an die Kursgewinne vom Vorabend angeknüpft. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0444 US-Dollar gehandelt und damit etwas höher als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,0376 Dollar festgesetzt.

Auftrieb erhielt der Euro durch eine Dollar-Schwäche, die am Vorabend eingesetzt hat und sich am Morgen fortsetzt. Auslöser für die Kursverluste bei der amerikanischen Währung waren Aussagen des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell. Powell hatte Signale für kleinere Zinserhöhungen in den USA gegeben.

«Der Zeitpunkt für eine Verringerung der Zinserhöhungen könnte schon auf der Dezember-Sitzung kommen», sagte Powell am Mittwochabend in Washington auf einer Veranstaltung des Instituts Brookings. Eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos von zuletzt 0,75 Prozentpunkte auf nur noch 0,50 Prozentpunkte war zwar schon allgemein erwartet worden, sagte Devisenexpertin Esther Reichelt von der Commerzbank. Aber als Powell in dieser mit Spannung erwarteten Rede bestätigt habe, dass «schon auf der Dezember-Sitzung» der Zeitpunkt gekommen sein dürfte, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln, «passten die Finanzmarktteilnehmer ihren Ausblick noch einmal signifikant an».


Deutsche Industrie: Ratifizierung von Ceta-Handelsabkommen überfällig

BERLIN: Industriepräsident Siegfried Russwurm hat die erwartete Ratifizierung des EU-Freihandelsabkommens mit Kanada durch den Bundestag als überfällig bezeichnet. Dies müsse der EU nun neuen Schwung in der Handelspolitik verleihen, erklärte Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie. «Deutschland und die EU brauchen offene Märkte, gerade in Zeiten des zunehmenden Protektionismus.»

Der Bundestag stimmt am Donnerstag nach jahrelangen Debatten über eine Ratifizierung des umstrittenen EU-Handelsabkommens mit Kanada (Ceta) ab. Ceta ist seit September 2017 vorläufig in Kraft - allerdings nur in denjenigen Bereichen, für die allein die EU zuständig ist und nicht deren Mitgliedstaaten. Die anderen Teile etwa zum Investitionsschutz liegen auf Eis, bis die Ratifizierung abgeschlossen ist. In der EU fehlt noch die Zustimmung aus mehreren Staaten, darunter Deutschland.

Russwurm sagte, das Handelsvolumen sei seit der vorläufigen Ceta-Anwendung 2017 bereits deutlich gestiegen. Kanada sei die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt und ein Wertepartner für Deutschland.

Die vor allem von der FDP geforderte Ratifizierung von Ceta gehört zu einer Einigung der Ampel-Koalitionsfraktionen über eine Neuausrichtung der Handelspolitik. Zuvor gab es bei den Grünen heftigen Widerstand gegen Ceta. An Ceta wird unter anderem kritisiert, es schütze einseitig Konzerninteressen zum Nachteil von Klima, Umwelt und Sozialem.

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