Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Foto: Pixabay/Sbl0323
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Adidas stellt Zahlen für erstes Quartal vor

HERZOGENAURACH: Inmitten erheblicher weltwirtschaftlicher Probleme stellt der fränkische Sportartikelhersteller Adidas am Freitag (7.30 Uhr) die Zahlen für das erste Quartal vor. Die Geschäfte der weltweiten Nummer zwei der Branche werden unter anderem von der Corona-Politik auf dem wichtigen chinesischen Markt und vom Krieg in der Ukraine negativ beeinflusst.

Investoren hatten für 2022 eigentlich auf eine steile Erholungskurve nach den pandemiebedingten Problemen des Vorjahres gehofft. Die Adidas-Aktie verlor aber seit Sommer vergangenen Jahres deutlich. Die inzwischen erfolgte Trennung von Problem-Tochter Reebok zum Verkaufspreis von 2,1 Milliarden Euro konnte das nicht aufhalten.


Post-Chef blickt weiter optimistisch auf Geschäfte

BONN: Trotz Rückgängen im Paketgeschäft und schwer abschätzbarer Folgen des Ukraine-Krieges blickt der Chef der Deutschen Post DHL, Frank Appel, weiter optimistisch nach vorn. Man rechne damit, dass man in diesem Jahr wie schon 2021 ein operatives Ergebnis (Ebit) von etwa 8 Milliarden Euro machen werde, sagt der Konzernchef laut einer vorab veröffentlichten Rede, die er am Freitag auf der Hauptversammlung des Bonner Konzerns (10.00 Uhr) halten will. Im Jahr 2021 hatte die Post ein starkes Ergebnis eingefahren. «Unsere Prognose bleibt positiv, auch ausgehend von unserer neuen Flughöhe».

Zuletzt hatte die Post allerdings sinkende Paketmengen verkünden müssen. Grund ist, dass die Menschen nicht mehr so viele Waren im Internet bestellen wie noch vor einem Jahr, als Corona-Maßnahmen das Leben einschränkten. Mit dem Minus hatte der Konzern aber gerechnet, nach eigener Darstellung liegt er hier im Plan. Andere Geschäftsbereiche - etwa das Frachtgeschäft - konnten zuletzt hingegen kräftige Zuwächse verzeichnen, sodass die Post insgesamt ein gutes Jahresauftakt-Quartal hinter sich hat.

Für den 60-jährigen Appel ist es seine vorletzte Hauptversammlung als Post-Vorstandsvorsitzender - am Ende des Aktionärstreffs 2023 endet seine Amtszeit. Bei der diesjährigen Hauptversammlung können sich die Anteilseigner des Logistikkonzerns auf eine höhere Dividende einstellen - die Post will 2,2 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten, vor einem Jahr waren es 1,7 Milliarden Euro gewesen.


Hohe Stromrechnungen: Athen bittet Energieunternehmen zur Kasse

ATHEN: Mit einschneidenden Maßnahmen will die griechische Regierung die Belastung der Bürger durch die Energiekrise mindern. Die Preisexplosion der vergangenen Monate bei den Stromkosten werde zu 60 Prozent ausgeglichen, versprach Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag im Staatsfernsehen. Um das Programm zu finanzieren, bittet Athen die Energiekonzerne zur Kasse: Sie sollen vorerst auf alle Gewinne, die über den Durchschnittswerten des Vorjahres liegen, 90 Prozent Steuern zahlen müssen.

Kernstück der Maßnahmen ist die Unterstützung privater Haushalte: Sie werden laut Mitsotakis die Erhöhungen ihrer Stromrechnungen, die durch die steigenden Energiepreise entstanden sind, zu 60 Prozent vom Staat zurückerstattet bekommen. Die Obergrenze der staatlichen Stütze liegt bei insgesamt 600 Euro. Unterstützung beantragen können Bürger mit bis zu 45.000 Euro Einkommen pro Jahr für die Stromrechnungen vom vergangenen Dezember bis Mai. Darüber hinaus sind Subventionen für energiesparende Geräte wie Klimaanlagen und Kühlschränke geplant.

«Gleichzeitig sollen Stromkonzerne stärker besteuert werden, wenn ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr viel höher liegen», sagte Mitsotakis. Das Programm werde insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro kosten, heißt es in der griechischen Finanzpresse. Mitsotakis versicherte, man werde deshalb keine Verschuldungsgrenzen sprengen.

Die Regierung arbeite außerdem daran, die Energiepreise von den Stromrechnungen der Menschen zu entkoppeln, sagte Mitsotakis - eine Maßnahme, die er auf EU-Ebene bereits Anfang April gefordert hatte. Am Staatenbund übte er Kritik: Er hätte sich gewünscht, dass man angesichts der Energiekrise so geschlossen wie während der Pandemie agiert hätte. Doch eine gemeinsame Lösung sei nicht in Sicht. Deshalb müsse man handeln. «Wir können nicht warten, bis der langsame europäische Überseedampfer den Kurs ändert.»


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0568

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Donnerstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0568 (Mittwoch: 1,0531) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9463 (0,9496) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85190 (0,84194) britische Pfund, 137,18 (136,84) japanische Yen und 1,0355 (1,0324) Schweizer Franken fest.


Dax im Plus - Anleger greifen nach beruhigenden Fed-Aussagen zu

FRANKFURT/MAIN: Die Aussagen der US-Notenbank zum weiteren Verlauf der Zinswende haben die Aktienanleger beruhigt. Der Dax gewann am Nachmittag 1,48 Prozent auf 14.172 Punkte, wenngleich er damit von seinem Auftaktschwung mit Kursen über 14.300 Punkten etwas einbüßte. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel verbuchte einen Zuwachs von 0,86 Prozent auf 29.951 Punkte.


Experten: Bauziel der Regierung genügt trotz Ukraine-Flüchtlingen

FRANKFURT/MAIN: Immobilien-Fachleute halten das Wohnbauziel der Ampel-Koalition trotz der Zuwanderung Hunderttausender Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine für ausreichend. Die Marke von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr sei dadurch nicht überholt, sagte Michael Vogtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. Der Neubau in Deutschland sei stark.


Teure Tickets, volle Jets - Lufthansa kündigt heißen Sommer an

FRANKFURT/MAIN: Passagiere müssen sich beim erwarteten Neustart des Luftverkehrs im Sommer auf steigende Ticketpreise einrichten. Darauf haben die Chefs von Lufthansa und Air France-KLM hingewiesen. Hintergrund sind Preissteigerungen beim Treibstoff infolge des Ukraine-Kriegs ebenso wie bei verschiedenen Dienstleistungen rund um den Flug.


Turbo für Flüssiggas-Terminals: Nummer eins soll Ende 2022 starten

WILHELMSHAVEN: Die Bundesregierung drückt beim Aufbau einer Infrastruktur zum Import von Flüssigerdgas aufs Tempo. Wirtschaftsminister Robert Habeck unterzeichnete Pachtverträge für vier schwimmende Terminals. Die erste dieser Plattformen soll bis Jahresende in Wilhelmshaven in Betrieb gehen.


Förderstrategie bleibt: Allianz Opec+ erhöht Ölproduktion leicht

WIEN: Unbeeindruckt von den Plänen für ein EU-Embargo gegen russisches Öl hält die Allianz Opec+ an ihrer Strategie einer nur vorsichtigen Ausweitung der Produktion fest. Die von Saudi-Arabien und Russland dominierte Gruppe will nach eigenen Angaben im Juni 432.000 Fass am Tag zusätzlich aus der Erde holen.


Größter deutscher Gasspeicher wird wieder befüllt

REHDEN: Der bundesweit größte Gasspeicher im niedersächsischen Rehden soll wieder deutlich mehr Gas auf Vorrat halten als zuletzt. «In einem ersten Schritt werden ab heute täglich relativ kleine Mengen Gas in Rehden eingespeichert. An der Beschaffung größerer Gasmengen für diesen Speicher wird intensiv gearbeitet», teilte die Bundesnetzagentur am Donnerstag mit. Ziel sei es, die Füllstandsvorgaben des Gasspeichergesetzes zu erreichen: Demnach soll der Speicher zum 1. Oktober zu 80 Prozent, zum 1. November zu 90 Prozent und am 1. Februar zu 40 Prozent gefüllt sein. Anfang der Woche war der Speicher in Rehden zu 0,6 Prozent gefüllt. Zuerst hatte der «Business Insider» über die Pläne berichtet.

Betrieben wird der Gasspeicher vom Unternehmen Astora - einer hundertprozentigen Tochter der Gazprom Germania, bei der seit dem 4. April die Netzagentur als Treuhänderin das Sagen hat. Der russische Staatskonzern Gazprom hat dadurch keine Möglichkeit, der Befüllung zu widersprechen. Zwar liegen die Nutzungsrechte für den Rehdener Speicher bei Gazprom Export in Russland. Doch das Unternehmen hat über mehrere Monate hinweg nur geringste Mengen Gas dort eingespeichert. Solange Gazprom Export die Befüllung nicht selbst wieder hochfährt, kann der Speicher auch aus anderen Quellen beliefert werden.

Nach Angaben des Betreibers Astora verfügt Rehden über eine Kapazität von rund vier Milliarden Kubikmetern Gas. Das entspreche rund einem Fünftel der gesamten Speicherkapazität in Deutschland und dem Jahresverbrauch von rund zwei Millionen Einfamilienhäusern.


Gazprom will Nord Stream 2 vorerst für russische Gasversorgung nutzen

MOSKAU: Der russische Energieriese Gazprom will Teile der auf Eis gelegten russisch-deutschen Gas-Pipeline Nord Stream 2 vorerst für die Versorgung der eigenen Bevölkerung nutzen. Weil die Ostseepipeline derzeit nicht genutzt werde, habe Gazprom entschieden, «die überschüssigen russischen Gastransportkapazitäten an Land für die Entwicklung der Gasversorgung in den Regionen des Nordwestens von Russland zu nutzen», teilte das Unternehmen am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal mit.

Die Mitteilung enthielt auch eine Warnung an Berlin: Sollte sich Deutschland entscheiden, Nord Stream 2 doch noch in Betrieb zu nehmen, könne in naher Zukunft höchstens der erste Strang der unter Wasser verlegten Trasse angeschlossen werden. Der zweite Strang sei nun nicht mehr vor 2028 zu nutzen.

Die Pipeline Nord Stream 2 hat zwei Stränge mit einer Transportkapazität von je 27,5 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Berlin das vorher schon ausgesetzte Zertifizierungsverfahren vollständig gestoppt. In der neuen Energiestrategie ist vorgesehen, die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas maßgeblich zu verringern.


Bericht: Afghanistan exportiert in Wirtschaftskrise mehr Teppiche

KABUL: In Afghanistan ist einem Bericht zufolge die Produktion von Teppichen im Zuge der schweren Wirtschaftskrise gestiegen. Innerhalb eines Jahres seien mehr als eine Million Quadratmeter Teppiche exportiert worden, berichtete der afghanische Sender Tolonews am Donnerstag unter Berufung auf den Verband der Teppichproduzenten und -exporteure. «Die Produktion ist wegen der Arbeitslosigkeit um 20 Prozent gestiegen. Sie hat sich in Bezug auf die Weberei erhöht», sagte demnach Mohammed Asef Yakubi, Mitglied der Vereinigung.

Ein Großteil der Teppichexporte ist dem Bericht zufolge für Europa und das Nachbarland Pakistan bestimmt. Teppiche werden sowohl maschinell hergestellt oder von Hand geknüpft. Letzteres gilt in der Region als Kunsthandwerk. Die Arbeitslosenquote in Afghanistan ist nach dem Abzug der internationalen Militärkoalition und mit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban gestiegen. In weiten Landesteilen herrscht Armut. Viele Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.


Bericht: London verpflichtet Gastronomen doch nicht zu Trinkgeld

LONDON: Britische Gewerkschaften haben die Regierung davor gewarnt, Gastronomen entgegen früheren Versprechen nicht zur Weitergabe des vollen Trinkgelds an das Personal zu zwingen. Beschäftigte könnten jedes Jahr Tausende Pfund an Einnahmen verlieren, wenn ihnen die Arbeitgeber das Geld verweigerten, sagte die Generalsekretärin der Gewerkschaft Unite, Sharon Graham, der Zeitung «Financial Times» (Donnerstag). Das Blatt zitierte eine ranghohe Regierungsquelle, die Pläne seien auf absehbare Zeit gestoppt worden.

Im September hatte Wirtschaftsstaatssekretär Paul Scully angekündigt, Trinkgeld solle künftig ohne Ausnahmen dem Personal zugutekommen. Gastronomen sollte es verboten werden, die Beträge einzubehalten. Die Regelung werde zwei Millionen Beschäftigten zugutekommen, sagte Scully damals. Das Vorhaben sollte Teil eines Gesetzes werden, das grundsätzlich stärkere Rechte für Arbeitnehmer vorsieht, aber nun laut «FT» nicht zustande kommt. Das Wirtschaftsministerium wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Man wolle der für 10. Mai geplanten Regierungserklärung (Queen's Speech) nicht vorgreifen.

«Jedes Jahr verspricht diese Regierung, eine faire Trinkgeldregelung zu sichern und tut dann überhaupt nichts, um dieses Versprechen zu erfüllen», kritisierte Gewerkschafterin Graham. Die Generalsekretärin des Gewerkschaftsdachverbands TUC, Frances O'Grady, sagte, wenn die Regierung das Gesetz fallenlasse, «betrügt sie die am geringsten bezahlten und verletzlichsten Arbeitskräfte in Großbritannien».

Seit dem Brexit und der Einführung teurer Arbeitsvisa für EU-Bürger ist es für Gastronomen noch schwieriger geworden, Fachkräfte zu gewinnen. Bis zum britischen EU-Ausstieg arbeiteten mehr Kräfte aus der EU denn aus Großbritannien in Restaurants, Cafés und Hotels.


Auch Bulgarien fordert Ausnahme bei Öl-Embargo gegen Russland

SOFIA: Nach Ungarn, der Slowakei und Tschechien fordert nun auch Bulgarien eine Ausnahme bei dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen Öl-Embargo gegen Russland. «Mit Sicherheit werden wir bei der EU-Kommission auf einen Aufschub bestehen», sagte der bulgarische Energieminister Alexandar Nikolow am Donnerstag. Sein Land werde dies in der kommenden Woche einbringen, sagte Nikolow nach einem Treffen von Energieministern aus Südosteuropa sowie der Ukraine und von Aserbaidschan.

Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erörterten Vertreter und Minister aus Rumänien, Griechenland, der Türkei, Nordmazedonien, Serbien, der Ukraine, Bulgarien sowie Aserbaidschan die Zusammenarbeit bei der Energiesicherheit und die Diversifizierung in diesem Bereich. Ziel sei es, eine regionale Arbeitsgruppe als Teil der EU-Plattform für den Energieeinkauf zu schaffen. «Wir sehen, wie die Energiewirtschaft als Waffe missbraucht wird», sagte Bulgariens Regierungschef Kiril Petkow.


Tschechische Notenbank erhöht Leitzins auf 5,75 Prozent

PRAG: Die tschechische Nationalbank hat ihren Leitzins weiter erhöht.

Er steigt von Freitag an um 0,75 Punkte auf 5,75 Prozent, wie eine Sprecherin am Donnerstag in Prag mitteilte. Der Leitzins liegt damit so hoch wie zuletzt 1999. Hintergrund ist die Inflation, die durch die steigenden Energiepreise aufgrund des Ukraine-Kriegs angeheizt wird. Im März lag die Preissteigerung im Jahresvergleich bei 12,7 Prozent. Die Zentralbank hatte die Zügel zuletzt Ende März angezogen. Das EU-Mitglied Tschechien hat mit der Krone eine eigene Währung.


Wirtschaftsstimmung in Großbritannien trübt sich merklich ein

LONDON: Die Stimmung in der britischen Wirtschaft hat sich im April merklich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global gab gegenüber dem Vormonat um 2,7 Punkte auf 58,2 Punkte nach, wie die Marktforscher am Donnerstag in London laut einer zweiten Schätzung mitteilten. Zunächst war aber ein noch geringerer Wert von 57,6 ermittelt worden.

Belastet wurde der Indikator durch den starken Rückgang im Dienstleistungssektor. Der entsprechende Indikator fiel um 3,7 Punkte um 58,9 Punkte. In der ersten Schätzung waren noch 58,3 Punkte festgestellt worden. Der Indikator für die Industrie war hingegen laut Daten vom Dienstag etwas gestiegen.

Der doppelte Gegenwind durch die steigenden Lebenshaltungskosten und den Krieg in der Ukraine habe sich im April im Dienstleistungssektor bemerkbar gemacht, schreibt Andrew Harker, Direktor für Volkswirtschaft bei S&P Global. «Beunruhigend ist, dass die Unternehmen offenbar mit länger anhaltenden Auswirkungen rechnen», schreibt er.


Corona-Maßnahmen lasten weiter auf Chinas Dienstleistungssektor

PEKING: Die Aktivität im chinesischen Dienstleistungssektor ist erneut eingebrochen. Der am Donnerstag vom Wirtschaftsmagazin «Caixin» veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Service-Bereich fiel von 42,0 Punkten im März auf 36,2 Punkte im April. Liegt der Index unter der Marke von 50 Punkten, wird von einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit ausgegangen.

Bereits im März war der Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor um 8,2 Punkte und damit so stark wie seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren nicht mehr eingebrochen. Nun bewegt sich der Index auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2020.

Die jüngsten Covid-Ausbrüche in China belasteten den Angaben zufolge weiterhin die Verbraucherausgaben und bedrohen das Wirtschaftswachstum. Die April-Daten erfassten auch die Auswirkungen des Lockdowns in Shanghai, wo Millionen wochenlang in ihren Häusern eingesperrt waren, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.


Öl-Embargo: Linken-Politiker verlangt «Rettungsschirm für den Osten»

BERLIN: Der Linken-Politiker Sören Pellmann hat der Bundesregierung vorgeworfen, das geplante Öl-Embargo der Europäischen Union auf Kosten der ostdeutschen Länder mitzutragen. Dies sei «eine westdeutsche Entscheidung einer personell westdeutschen Regierung», sagte der Ostbeauftragte der Linken-Bundestagsfraktion am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Der Importstopp ist ein soziales Pulverfass insbesondere für den Osten.»

Der Leipziger Bundestagsabgeordnete nannte das Embargo eine naive Fehlentscheidung, die Deutschland vermutlich mehr schade als dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Pellmann forderte einen «Schutzschirm für den Osten» und betonte: «Drei-Euro-Spritpreise oder weitere Erhöhungen darf es nicht geben.» So müsse die Energiesteuer für den Osten dauerhaft drastisch gesenkt oder ganz ausgesetzt werden. Er bekräftigte den Appell, bereits geplante Entlastungen für Energiekosten auch Rentnern zugute kommen zu lassen.

Die Bundesregierung hatte sich nach längerem Zögern entschlossen, ein Öl-Embargo der Europäischen Union gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs zu unterstützen. Dies soll Putins Einnahmen schmälern und die dauerhafte Abkehr der EU von russischen Energieimporten voranbringen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte gesagt, dies sei für Deutschland handhabbar. Es könne allerdings insbesondere für Ostdeutschland rumpelig werden. Dort hängen die Raffinerien in Leuna und Schwedt bislang an russischen Öllieferungen über die Druschba-Pipeline.


EZB-Direktor Panetta: Könnten Ende negativer Zinssätze beschließen

FRANKFURT/MAIN: Die Anzeichen für eine baldige Kursänderung der Europäischen Zentralbank (EZB) angesichts der extrem hohen Inflation mehren sich. «Unter den derzeitigen Umständen sind negative Zinssätze und Nettokäufe von Vermögenswerten möglicherweise nicht mehr notwendig», sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta der italienischen Tageszeitung «La Stampa» (Donnerstag). «In den nächsten Wochen werden wir entscheiden, wann im dritten Quartal die Nettoanleihekäufe enden werden. Wir werden dann über die Zinssätze entscheiden und könnten beschließen, die negativen Zinssätze zu beenden.»

Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Volkswirte erwarten, dass die Notenbank in diesem Jahr wahrscheinlich in mehreren Schritten zunächst diesen negativen Einlagensatz auf null Prozent anheben wird. In der Folge könnte dann auch der Leitzins im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, wieder steigen.

Im Euroraum hatte die Inflation im April mit 7,5 Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent an. «Wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass die Inflation durch internationale Faktoren angeheizt wird, die die Kaufkraft verringern und die Verbrauchernachfrage und die Investitionen schwächen», sagte Panetta. «Die Geldpolitik hat nur begrenzten Spielraum, um diese importierte Inflation zu beeinflussen. Die Triebkräfte der Inflation sind global, nicht europäisch.»

Vor allem kräftig steigende Energiepreise trieben die Teuerung zuletzt nach oben. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Lage noch verschärft. «Wir können die Inflation nicht im Alleingang eindämmen, ohne hohe Kosten für die Wirtschaft zu verursachen. Wir müssen an mehreren Fronten handeln, nicht nur durch die Geldpolitik», sagte Panetta. «Die Ukraine zu unterstützen und alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit der Krieg schnell beendet wird, ist zugleich der beste Weg, um die Inflation schnell zu senken.»


Erstes Urteil: Wirecard-Bilanzen waren falsch

MÜNCHEN: Das Landgericht München hat in einem Zivilverfahren die Bilanzen des Skandalkonzerns Wirecard der Jahre 2017 und 2018 für nichtig erklärt. Die Kammer gab einer Klage des Insolvenzverwalters Michael Jaffé statt. Nichtig sind damit auch die Dividendenbeschlüsse für die beiden Jahre.


Siemens Gamesa vergrößert Nettoverlust - Prognose bleibt ausgesetzt

ZAMUDIO: Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa ist im zweiten Quartal noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. In den Monaten Januar bis März stieg der Fehlbetrag unter dem Strich auf 377 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage endgültiger Zahlen in Zamudio mitteilte. Im Vorjahr hatte sich der Nettoverlust auf 66 Millionen Euro belaufen. Lieferkettenprobleme, hohe Kosten sowie anhaltenden Probleme mit ihrer neuen Landturbine belasteten die Tochter des Münchner Energietechnikkonzerns Siemens Energy.

Der Auftragseingang sank im zweiten Quartal von 5,5 Milliarden auf 1,2 Milliarden Euro. Der Grund war ein deutlich schwächeres Geschäft mit Windturbinen an Land. Dies war auf längere und Neuverhandlungen von Projekten auch infolge der steigenden Kosten zurückzuführen, wie es hieß. Zudem geht Siemens Gamesa selektiver bei der Annahme von Aufträgen um. Aber auch das Geschäft mit Windturbinen auf See verlief deutlich schlechter, was das Unternehmen neben Lieferkettenstörungen auch mit in der Branche üblichen Schwankungen begründete.

Siemens Gamesa hatte bereits Ende April vorläufige Zahlen vorgelegt, die deutlich schlechter ausfielen als erwartet. Die Prognose setzte das Unternehmen aus und will sie überprüfen.


Beck's-Brauer AB Inbev profitiert von höheren Bierpreisen

LEUVEN: Die weltgrößte Bierbrauerei AB Inbev hat im ersten Quartal wie viele Konkurrenten von steigenden Bierpreisen profitiert. Der Umsatz legte um acht Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar (12,4 Mrd Euro) zu, wie der im EuroStoxx 50 notierte Konzern am Donnerstag in Leuven mit. Bereinigt um die Folgen von Währungsumrechnung sowie Zu- und Verkäufe habe das Wachstum elf Prozent betragen. Der Anstieg geht zu knapp drei Prozentpunkten auf einen gestiegenen Absatz und zum Großteil auf den Verkauf von teureren Marken und höheren Preisen zurück.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um fünf Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar gestiegen. Das Unternehmen, das unter anderem Marken wie Budweiser, Beck's und Stella Artois herstellt, bestätigte zudem seine Prognose.


Ölkonzern Shell mit Milliardengewinn trotz Russland-Abschreibung

DEN HAAG/LONDON: Der Ölkonzern Shell hat zum Jahresstart dank hoher Ölpreise und trotz Abschreibungen durch den Rückzug aus dem Russland-Geschäft einen Milliardengewinn erzielt. Unter dem Strich blieben 7,1 Milliarden US-Dollar (6,68 Mrd Euro) hängen, wie Shell am Donnerstag in London mitteilte. Das ist ein Viertel mehr als vor einem Jahr, aber mehr als ein Drittel weniger als im Schlussquartal 2021.

Allerdings hatte der Konzern wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine beschlossen, seine Geschäftstätigkeiten in Russland einzustellen, wofür nun Abschreibungen von 3,9 Milliarden Dollar notwendig wurden. Anfang April hatte der Konzern noch von einer Belastung von 4 bis 5 Milliarden gesprochen. Das um solche Sondereffekte bereinigte Ergebnis von 9,1 Milliarden Dollar legte im Vergleich zum vergangenen Quartal sowie zum Vorjahreszeitraum sehr deutlich zu und übertraf die durchschnittliche Analystenschätzung.

Die Quartalsdividende soll nun um vier Prozent auf 0,25 Dollar je Aktie steigen. Zudem kommt Shell beim 8,5 Milliarden Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm voran: Die noch offenen 4,5 Milliarden sollen bis zur Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal ausgeben sein.


Deutsche Industrie erhält deutlich weniger Aufträge

WIESBADEN: Die deutsche Industrie hat den zweiten Monat in Folge weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen im verarbeitenden Gewerbe sanken im März gegenüber dem Vormonat um 4,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Grund war vor allem die Zurückhaltung von Kunden aus dem Ausland.


Mischkonzern Baywa mit Gewinnsprung zum Jahresstart

MÜNCHEN: Der Boom der Erneuerbaren Energien und hohe Getreidepreise haben dem Mischkonzern Baywa im ersten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Die Nachfrage nach Solarmodulen sei hoch gewesen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Im Segment Regenerative Energien sei zudem der Verkauf von zwei Großprojekten in den USA hinzugekommen. Zudem habe das Bau-Geschäft den saisonüblichen Auftaktverlust erheblich verringert, da die relativ milde Witterung fast durchgehendes Bauen erlaubt habe und die Nachfrage im Baustoffhandel bei steigenden Preisen hoch gewesen sei.

Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal im Jahresvergleich um mehr als die Hälfte auf fast 6,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 144,9 Millionen Euro war mehr als dreimal so hoch wie vor einem Jahr. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 34,8 Millionen Euro nach 4,7 Millionen vor einem Jahr. Die Jahresziele wurden bestätigt.


Euro hält sich über 1,06 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat sich am Donnerstag im frühen Handel über der Marke von 1,06 US-Dollar gehalten. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,0610 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch deutlich tiefer auf 1,0531 Dollar festgesetzt.

Auftrieb erhielt der Euro durch Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Federal Reserve. Zwar hatte die Fed ihren Leitzins am Vorabend zur Bekämpfung der hohen Inflation deutlich um 0,5 Prozentpunkte angehoben und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Fed-Chef Jerome Powell erteilte aber der an den Märkten gehandelten Möglichkeit noch stärkerer Schritte um beispielsweise 0,75 Punkte eine Absage. Der Dollar geriet daraufhin unter Druck, andere Währungen profitierten.

Auch am Donnerstag steht die Geldpolitik im Blick. In Großbritannien trifft die Bank of England ihre Zinsentscheidung. Es wird erwartet, dass der Leitzins zum vierten Mal in der Corona-Pandemie angehoben wird. Auch die norwegische Notenbank gibt ihre Zinsentscheidung bekannt. An Konjunkturdaten dürften Auftragsdaten aus der deutschen Industrie und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA Beachtung finden.


Wintershall plant Großprojekt für Wasserstoff in Wilhelmshaven

WILHELMSHAVEN: Der Gas- und Ölkonzern Wintershall Dea will am Standort Wilhelmshaven künftig umweltschonenden Wasserstoff aus norwegischem Erdgas produzieren. Im Rahmen des Großprojekts BlueHyNow sollen dabei über 200.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde hergestellt werden, wie das Unternehmen am Donnerstag ankündigte. Das entspreche einem Jahresvolumen von 5,6 Terawattstunden (TWh) und in etwa dem dreifachen Energieverbrauch des Wolfsburger Volkswagenwerks im Jahr 2019. BlueHyNow soll nach jetzigem Planungsstand Ende 2028 in Betrieb gehen.

Der produzierte Wasserstoff soll ins Pipeline-Transportnetz eingespeist und an Industriekunden geliefert werden. Für das Projekt will Wintershall Dea gemeinsam mit weiteren Partnern mehr als eine Milliarde Euro investieren. Mit potenziellen Partnern würden dazu bereits konkrete Gespräche geführt. Geplant ist, das bei der Wasserstoffherstellung abgeschiedene Kohlendioxid (CO2) von Wilhelmshaven aus über den Seeweg zu Lagerstätten in Norwegen und Dänemark zu transportieren und dort unterirdisch einzulagern.

«Unser Projekt steht für Fortschritt. Für die deutschen Netto-Null- Ziele bei den Emissionen als auch für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und für sichere, flexible Energieversorgung», sagte der Vorstandschef von Wintershall Dea, Mario Mehren. Er verwies auf aktuelle Prognosen, wonach der jährliche Wasserstoffbedarf in Deutschland von heute 55 TWh bis 2030 auf 90 bis 110 TWh steige.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird am Donnerstag in Wilhelmshaven erwartet, wo noch in diesem Jahr das erste schwimmende Terminal für Flüssigerdgas (LNG) in Betrieb gehen soll. Gemeinsam mit Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) will er auch Vereinbarungen über einen Ausbau Wilhelmshavens zu einer Drehscheibe für saubere Energie für Deutschland unterzeichnen.

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