KAIRO: Nach der UN-Klimakonferenz in Ägypten wurde es ruhig um den inhaftierten Aktivisten Abdel Fattah. Laut seiner Familie hätte er nun entlassen werden müssen. Seine Mutter greift zu drastischen Mitteln.
In Ägypten hat die Mutter des inhaftierten Demokratieaktivisten Alaa Abdel Fattah einen Hungerstreik begonnen. «Ich würde lieber sterben statt zuzulassen, dass Alaa weiterhin auf diese Weise misshandelt wird», sagte Laila Saif. «Ich werde nicht mehr essen, bis Alaa freigelassen wird.» Die 68-Jährige lebt in Kairo und will künftig nur noch Wasser und Salz zu sich nehmen, um ihren Blutdruck zu regulieren.
Abdel Fattah zählte zu den Führungsfiguren der Revolution von 2011 in Ägypten, die Langzeitherrscher Husni Mubarak zu Fall brachte. 2013 wurde er beim Protest gegen ein verschärftes Demonstrationsgesetz festgenommen und sitzt seitdem fast durchgehend im Gefängnis. Aus Protest gegen seine Haftbedingungen hatte er zwischenzeitlich selbst auf Essen und auch auf Wasser verzichtet.
Ein Gericht verurteilt Abdel Fattah im Jahr 2021 zu fünf Jahren Haft wegen der Verbreitung von Falschnachrichten, nachdem er Inhalte zum Thema Folter in Ägypten in sozialen Medien geteilt hatte. Zuvor verbrachte er bereits zwei Jahre in Untersuchungshaft. Wie in anderen Fällen - und laut seinen Unterstützern gegen geltendes Strafrecht - wurde ihm diese Zeit aber nicht angerechnet. Obwohl seit seiner Verhaftung fünf Jahre vergangen sind, wurde er am Montag daher nicht wie von seinen Unterstützern gefordert freigelassen.
Menschenrechtler stellen Ägypten immer wieder ein verheerendes Zeugnis aus. Der Fall Abdel Fattah hatte 2022 auch die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten überschattet, wo ihn unter anderem US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz erwähnten. Abdel Fattahs Schwestern sollen am Mittwoch den britischen Außenminister David Lammy treffen, um über den Fall zu sprechen. Abdel Fattah bekam 2021 die britische Staatsbürgerschaft, dies erkennen die ägyptischen Behörden bisher aber nicht an.