Umstrittenes Gesetz gegen Whistleblower beschlossen

Der kroatische Premierminister Andrej Plenkovic hält seine Rede auf der zweiten Plenarsitzung der Europäischen Volkspartei. Foto: epa/Robert Ghement
Der kroatische Premierminister Andrej Plenkovic hält seine Rede auf der zweiten Plenarsitzung der Europäischen Volkspartei. Foto: epa/Robert Ghement

ZAGREB: Kroatiens Parlament hat ein umstrittenes Gesetz beschlossen, durch das Informanten, die Angaben aus Ermittlungsakten der Justiz an die Presse weitergeben, bestraft werden können. Das berichteten kroatische Medien am Donnerstag. Das Gesetz gegen sogenannte Whistleblower wurde in Kroatien monatelang kontrovers diskutiert und auch vom Europarat kritisiert.

Nach Protesten von Journalistenverbänden und Anhängern der Opposition wurde aus dem ursprünglichen Gesetzentwurf der Passus gestrichen, dem zufolge auch Journalisten für die Veröffentlichung dieser Informationen hätten bestraft werden können. Ihre Arbeit würde dennoch behindert, dadurch dass den Whistleblowern Strafe droht, sagen Kritiker. Im Volksmund heißt die Neuregelung «Lex AP», nach den Anfangsbuchstaben im Namen des bürgerlichen Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic. Seine Regierung hatte die Neuregelung im Strafgesetz eingebracht.

Die Opposition wirft Plenkovic vor, mit der von ihm durchgesetzten Neuregelung einer Vertuschung korrupter Machenschaften seiner Parteifreunde Vorschub leisten zu wollen. Zum Thema Justiz stand Plenkovic zuletzt immer mehr in der Kritik. Anfang Februar hatte das Parlament auf sein Betreiben den umstrittenen Juristen Ivan Turudic zum obersten Staatsanwalt gewählt.

Turudic, bis dahin Richter am obersten Strafgerichtshof, wird vorgeworfen, mit mehreren korruptionsverdächtigen Personen in freundschaftlichem Kontakt gestanden zu haben. Das hatten durchgesickerte Angaben aus Ermittlungsakten ergeben. Aus Protest waren alle Verfassungsrichter Kroatiens am Mittwoch der feierlichen Vereidigung von Turudic im Parlament ferngeblieben.

Plenkovic hat zudem mehrfach deutlich gemacht, dass er mit der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) nicht ohne Einschränkungen zusammenarbeiten wolle. EPPO arbeitet seit Juni 2021 und soll grenzübergreifend zu Korruptionsfällen ermitteln, in denen es um EU-Gelder geht. Offiziell arbeiten 23 EU-Staaten mit EPPO zusammen, darunter Kroatien.

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