«Kopf» der «Nelkenrevolution» von 1974 gestorben

Ein Foto vom 20. April 2017 von Otelo Saraiva de Carvalho, Militär und Stratege der Revolution vom 25. April 1974, der im Militärkrankenhaus in Lissabon gestorben sein soll. Foto: epa/Miguel A. Lopes
Ein Foto vom 20. April 2017 von Otelo Saraiva de Carvalho, Militär und Stratege der Revolution vom 25. April 1974, der im Militärkrankenhaus in Lissabon gestorben sein soll. Foto: epa/Miguel A. Lopes

LISSABON: Portugal trauert um den wohl legendärsten wie auch umstrittensten Anführer der «Nelkenrevolution» vom 25. April 1974: Otelo Saraiva de Carvalho starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren im Militärkrankenhaus von Lissabon. Bei einer Totenwache in der Kirche der Militärakademie würden die Portugiesen am Dienstag in der Hauptstadt von dem Oberst im Ruhestand Abschied nehmen können, berichteten Medien am Montag unter Berufung auf die «Vereinigung 25. April». Die Beerdigung werde am Mittwoch stattfinden, hieß es.

Die «Nelkenrevolution» beendete 1974 die Gewaltherrschaft von Marcelo Caetano und den 1933 von Diktator António Salazar (1889-1970) ausgerufenen «Estado Novo», den «Neuen Staat». Der nahezu unblutige Aufstand verdankt seinen Namen den Blumen, die die jubelnde Menge den Soldaten der Revolution in die Gewehrläufe steckte.

Saraiva de Carvalho wurde von Medien wie den Renommierzeitungen «Público» und «Diario de Notícias» am Montag als «Stratege» und «Kopf» der aufständischen Militärgruppe gewürdigt, die vor knapp 47 Jahren der ältesten Diktatur Westeuropas nahezu ohne Blutvergießen ein Ende bereiteten. Nicht vergessen wurde aber auch, dass der Artillerie-Offizier 1986 als einer der Anführer der linksextremistischen Terrorgruppe «FP 25 de Abril» zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. 1991 wurde Saraiva de Carvalho begnadigt.

Der Mann, der sich 1976 erfolglos um die Präsidentschaft seines Landes bewarb, blieb bis zu seinem Lebensende politisch aktiv. Als sich Portugal während der Euro-Krise einer strengen Spar- und Reform-Politik unterziehen musste, rief er zum Beispiel die aktiven Militärs zum Sturz der damaligen konservativen Regierung auf.

Es sei noch zu früh, damit die Geschichte Saraiva de Carvalho «mit gebührendem Abstand würdigt», betonte Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa auf der Homepage des Präsidialamtes. «Es scheint jedoch unbestreitbar, welch große Bedeutung er am 25. April hatte.» Einer der wichtigsten Helden von 1974, Vasco Lourenço, der Präsident der «Vereinigung 25. April», hob in seiner Würdigung hervor, Saraiva de Carvalho habe die Bewegung gegen eine Diktatur angeführt, die «die Portugiesen in Obskurantismus, Kolonialkrieg und Armut geführt» habe.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.