Gescheiterte Maßnahmen gegen Brandrodung

AQIAir: Chiang Mai war am Donnerstag erneut die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt

Foto: The Nation
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CHIANG MAI: Während die Einwohner von Chiang Mai unter der weltweit schlimmsten Luftverschmutzung ersticken, hat Premierminister Prayut Chan-o-cha Maßnahmen gegen den Smog versprochen, aber auch zugegeben, dass die Bemühungen, das Abbrennen von Feldern zu verhindern, die den Smog speisen, gescheitert sind.

Laut dem Schweizer Luftqualitätsunternehmen IQAir führte Chiang Mai in der vergangenen Woche die Rangliste der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit an.

Die jahreszeitlich bedingten Smogwerte steigen in ganz Nordthailand sprunghaft an. In Chiang Rai sind die PM2,5-Werte – gefährliche Feinstaubpartikel, die Lungen- und andere Probleme verursachen – 11-mal höher als der nationale Grenzwert. Auch die Krankenhäuser im Norden des Landes melden eine hohe Zahl von Patienten, die wegen Atemwegserkrankungen behandelt werden müssen.

Am Mittwoch (29. Mrz. 2023) versuchte Premier Prayut, die wachsende öffentliche Verärgerung über die Verschmutzungskrise zu besänftigen, indem er den Menschen versicherte, dass das Problem nach wie vor als nationale Aufgabe behandelt wird. Er sagte, die Regierung habe in jeder Provinz Zeitfenster für das Verbot des Abbrennens festgelegt, um zu verhindern, dass Landwirte ihre Felder zur gleichen Zeit abfackeln.

Satellitenbilder zeigen, dass Nordthailand und die Nachbarländer Myanmar und Laos von Tausenden von Bränden heimgesucht werden, weil die Bauern ihre Felder roden.

„Unsere Nachbarn haben das gleiche Problem. Die Menschen kooperieren nicht, wenn es darum geht, das Abbrennen von Ernten zu reduzieren. Die Behörden müssen ihnen das Gesamtproblem der Luftverschmutzung begreiflich machen“, sagte Prayut, ohne näher darauf einzugehen, wie dies geschehen könnte.

Thailändischen Landwirten drohen Strafen und Bußgelder für das Anzünden von Feuern außerhalb der Verbrennungszeit, aber die Durchsetzung in ländlichen Gebieten ist lax.

Umweltschützer sagen, dass ein Großteil der Brände von Landwirten im Auftrag von Agrarkonzernen gelegt wird, die in Thailand und jenseits der Grenze tätig sind.

Für kleine Bauernhöfe ist das Abbrennen auch die billigste Art, Felder zu roden.

Premier Prayut sagte, dass die Emissionen des Verkehrs ebenfalls zum PM2,5-Problem beitrügen, und fügte hinzu, dass die Regierung daran arbeite, die Zahl der mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge zu verringern und die Einführung von Elektrofahrzeugen zu fördern.

„Wir streben an, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Fahrzeuge auf Thailands Straßen elektrisch betrieben werden“, sagte er.

Der Premierminister führte fort, dass er die Gouverneure von Provinzen mit hohem Verkehrsaufkommen, darunter Bangkok, beauftragt habe, Maßnahmen zur Verringerung der Fahrzeugemissionen zu erwägen, z. B. die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Bilder des Suomi-Satelliten zeigten am Mittwoch 2.870 Glutnester in ganz Thailand, teilte die Behörde für Geoinformatik und Entwicklung der Raumfahrttechnologie mit.

Davon befanden sich 1.479 in geschützten Wäldern, 1.080 in nationalen Wäldern und 100 in landwirtschaftlichen Gebieten.

Die Dichte der Brände war in Myanmar und Laos jedoch noch größer.

Der Satellit entdeckte 3.964 Brandherde in Myanmar und 2.139 in Laos. Weit weniger wurden am Mittwoch in Vietnam (205) und Malaysia (53) entdeckt.

Einheimische, die Anfang der Woche in Mae Sai, Chiang Rai, protestierten, forderten ein gemeinsames Vorgehen der ASEAN-Mitgliedsstaaten bei der Bekämpfung der saisonalen Verbrennung von Agrarprodukten.

Laut AQIAir war Chiang Mai am Donnerstag (30. Mrz. 2023) erneut die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt. Die PM2,5-Werte lagen 45,7 Mal höher als der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Standard für saubere Luft.

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Franziska Arnet 04.04.23 02:19
Brandrodung
Wenn ich die Zahlen der gezählten Feuer- resp. Glutherde anschaue, sind ja offenbar die landwirtschaftlichen Zonen ja das kleinste Problem und die Landwirtschaft im üblichen Sinne nicht für das Problem verantwortlich. Es erscheint mir daher als verständlich, dass es schwierig ist, die Landwirte dazu zu bringen, ihre Felder nicht zu brennen... die Idee eine Zeitstaffel einzuführen ist jedoch sicherlich eine gute zusaetzliche Idee... Bei der Menge der Feuer in geschützten und staatlichen Waeldern ist jedoch enorm und ich kann kaum nachvollziehen, wie es sein kann, dass da angeblich niemand weiss, was da weiter dahintersteckt - ich kann mir kaum vorstellen, dass so viele nachlässige bis kriminelle Brandstifter in der Gegend rum rennen und gezielte Brandstiftung im Sinne von Rodung nutzt ja nichts, wenn einen der Boden nicht gehört und man dann nichts mit der gewonnen Fläche anfangen kann.... Demnach müsste man doch genau wissen, wem denn das nutzt (direkt und indirekt).....
Livio Tagliavini 01.04.23 15:59
Luftverschmutzung
ich wohne in Pattaya, hier die heutigen Werte:
https://www.iqair.com/thailand/chon-buri/pattaya
und in Phayao wohnte ich vor 3 Jahren, so sieht es heute dort aus:
https://www.iqair.com/thailand/phayao
Also...lieber in Pattaya leben !
michael von wob 31.03.23 19:40
Google bildet Khun Siegfried
Der Luftqualitätsindex in Bangkok liegt zwischen 105 und 185, der Schnitt bei 158. Der Durchschnitt über 150 gilt als ungesund .
michael von wob 31.03.23 19:30
@ Siegfried
Ganz in der Nähe von BKK. Der Flug dauert 1,5 Std. 555
Siegfried Naumann 31.03.23 19:04
Ich lebe in Chiang Mai
und meine Nachricht an Michael von Wob ist: Nur weil Sie in BKK leben und daher "nix sehen, hören und riechen" heißt das nicht, dass die Angaben über die in diesem Jahr besonders schlimme Luftverschmutzung nicht stimmen. Ich sehe seit Tagen keine Berge mehr. Sichtweite ca. 600 Meter. Der Hals brennt nach einigen Minuten, wenn man draußen ist. Heute morgen habe ich meinen Luftreiniger im Zimmer eingeschaltet: 307 ugm3. Es dauerte 30 Minuten, bis ich wieder eine einigermaßen "normale" Luft hatte. Schauen Sie sich das hier an: https://aqicn.org/city/chiang-mai/de/
Detlef Gritschke 31.03.23 19:01
Groteske Übertreibung der Medien
Ich war letztens ins Chiang Mai und habe auch die abgebrannten Felder gesehen. Im Gegensatz zu Bangkok und Samut Sakhon ist dort die Luftverschmutzung jedoch nicht tagtäglich. Wenn ich morgens von Samut Sakhon mit dem Auto nach Bangkok fahre kann ich jeden Tag die Dunstglocke sehen. So zumindest mein persönlicher Eindruck.
Strauss 31.03.23 17:00
das Verbrennen von organischen Rückständen
in den Feldern ist nicht das Hauptproblem. In den Grossstädten hat es gar keine Felder.
Der Dreck, Smog, Mief kommt von den Verbrennermotoren. Heute schon etwas besser da die tuck tuck s und Motorbicks heute 4 Takt Motoren haben, wo kein Oel mehr im Benzin ist.Heute ist der Rauch nicht mehr bläulich... Aber durch die viel grössere Anzahl von Motorfahrzeugen vor allem in den Ballungsgebieten noch viel katastrophaler. Die Abhilfemassnahmen , von den fossilen Energie weg zu kommen sind hinreichend bekannt. Die Umstellung läuft aber noch zu langsam. Vor allem wenn man bedenkt, dass auch das Nachbarland Malaysia für den Erhalt ihres Erdöls kämpft. (Petronas)
Stephan Wolf 31.03.23 16:50
Enteignung & Verstaatlichung abgebrannter Wälder
Es würde nur helfen hart und konsequent durchzugreifen mit drakonischen Strafen. Eine Warnung mit hoher Geldstrafe für abfackeln von Feldern, beim nächsten Mal Enteignung und Verstaatlichung. Speziell die Großgrundbesitzer wie u.a. die Zuckerrohrplantagen Besitzer sollten hart bestraft werden, denn sie sind mit die Hauptverantwortlichen. Die Brandstifter und Ihre Gehilfen zerstören unsere Umwelt und tragen die Schuld an den gesundheitlichen Schäden der betroffenen Bewohner dieser Gebiete. Die gelegten Brände in Wäldern und sogar in Naturschutzgebieten können nur dadurch verhindert werden, dass diese Wälder allesamt verstaatlicht werden, falls sie Privatbesitz sind. Diese abgebrannten Flächen dürften nicht für Plantagen und Bewirtschaftung freigegeben werden sondern sollten auf Kosten der Verantwortlichen, soweit diese ermittelt werden können, wiederaufgeforstet werden. Durch die Vielzahl der Brände ist seit Monaten der gesamte Golf von Siam mehr oder weniger davon betroffen - der trübe Himmel und hohen Feinstaubwerte wird zumindest die erwünschten Qualitätstouristen mehr und mehr davon abhalten im einen Smog Urlaub in Thailand zu buchen. Ich weiß nicht was noch alles passieren muss, damit die Regierung und die verantwortlichen Staatsbediensteten vor Ort hart und rigoros gegen die Brandstifter vorgehen. Den Politikern geht es jedoch um die Wählerstimmen der Farmer, um wohlgesinnte Großgrundbesitzer & Konzerne - aus diesem Grund wird sich wohl leider nichts ändern.
Helmut Spiegel 31.03.23 14:00
Helmut Spiegel
Jetzt sagt P.P.C., das Bemuehen die Verbrennungen zu stoppen ist gescheitert.?????
Vorige Woche hat er noch gesagt, man sollte nichts abbrennen, aber es wuerde auch keine Strafe
geben. Es wuerde sonst Schwierigkeiten geben???
Also ihr Hirnlosen fackelt weiter alles ab und vergiftet Euch.
michael von wob 31.03.23 13:50
@ Johann
Glaub nicht alles was die Leute von sich geben. Nur weil ich die schwarzen Felder sehe, weiß ich daß sie abgebrannt wurden. Gemerkt oder gerochen habe ich davon gar nix ! In BKK wird nix abgebrannt und die Luft ist am schlechtesten. Ich "glaube" daß maßlos übertrieben wird !
Ingo Kerp 31.03.23 12:00
Egal welche Erklärungen und Statements der PM abgibt, es gibt nur eine Erkenntnis = die Regierung mit ihren Maßnahmen ist grandios gescheitert und voellig machtlos.
Hammmmm 30.03.23 23:50
Der schenkelklopfer
Als russende Truks verboten wurden musste ich schmunzeln. Als Personen auf ladeflächen verboten wurden......als ich hörte das es im "seebad" keine prostituierten gibt, canabis darf nur einen geringen Anteil an stoff!!! Enthalten, nun das abbrennen verboten...
Hey....die cops fahren durch den brandnebel und steigen nichtmal aus. BKK ist weit weg.
Sandro Rudin 30.03.23 20:52
Das Problem zeigt sich ja schon bei der Aussage, "die Regierung habe in jeder Provinz Zeitfenster für das Verbot des Abbrennens festgelegt, um zu verhindern, dass Landwirte ihre Felder zur gleichen Zeit abfackeln". Offenbar hat die Regierung noch nicht einmal begriffen, dass alles ausser ein komplettes Brandverbot ohnehin nix bringt. Und da haben wir noch nicht mal von der Durchsetzung gesprochen.

Schön auch der Hinweis, der nationale Grenzwert für Feinstaub seit elffach überschritten worden - nur nicht auch noch darauf hinweisen, dass dieser Grenzwert ja ohnehin bereits 10x höher angesetzt ist als von der WHO empfohlen...
Andreas Hamm 30.03.23 18:10
Und daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern. Die heiße Luft die die Politiker verspühen ist Jahr für Jahr die Gleiche. Bin gespannt ob und wie sich die verschiedenen Parteien vor den Wahlen dazu äußern.
Dirk 30.03.23 17:50
Neu
Der Bericht ist bestimmt eine alte Kopie der letzten Jahre, allerdings neu ist, das der General einsieht das die Bauer immer noch machen was sie wollen