Ex-Junta-Chef in Guinea aus Gefängnis entkommen

Guinea Ex-Junta-Chef Moussa Dadis Camara. Foto: epa/Str
Guinea Ex-Junta-Chef Moussa Dadis Camara. Foto: epa/Str

CONAKRY: Im westafrikanischen Guinea sind der wegen eines Massakers angeklagte Ex-Junta-Chef Moussa Dadis Camara und mehrere seiner Verbündeten aus dem Gefängnis entkommen. Schwerbewaffnete griffen am frühen Samstagmorgen das Gefängnis im Zentrum von Guineas Hauptstadt Conakry an, überwältigten die Wärter und befreiten Camara und drei Mitglieder seiner Militärregierung, wie ein dpa-Reporter aus Justizkreisen erfuhr. In Conakry waren am Samstagmorgen vorübergehend Schüsse zu hören. Das Gefängnis wurde von Militärfahrzeugen gesichert.

Guineas Justizminister Alphonse Charles Wright sagte am Samstagvormittag örtlichen Medien, dass einer der entkommenen Verbündeten Camaras bereits wieder festgenommen worden sei. Die Grenzen des Landes seien geschlossen. Die Regierung betonte, die Lage unter Kontrolle zu haben.

Moussa Dadis Camara hatte 2008 in einem Putsch die Macht in dem westafrikanischen Küstenstaat mit aktuell rund 14 Millionen Einwohnern übernommen. Am 28. September 2009 hatten Soldaten bei einem Protest von Zehntausenden Zivilisten gegen die Junta in einem Stadion die Zugänge abgeriegelt und in die Menge geschossen. Anschließend kam es unter anderem zu Massenvergewaltigungen. Mehr als 150 Menschen wurden getötet und mehr als 100 Frauen vergewaltigt.

Ein Prozess gegen Camara und neun weitere Angeklagte begann im September 2022 erst unter der derzeitigen Militärregierung nach dem jüngsten Putsch von 2021. Camara sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er vor dem Prozess aus dem Exil zurückgekehrt war. Er soll bis heute Rückhalt in Teilen der Armee genießen.

Camara hatte nach einem Attentat auf ihn wenige Wochen nach dem Massaker Ende 2009 das Land verlassen. 2010 wurde Alpha Condé zum Präsidenten gewählt. Im September 2021 übernahm eine Militärjunta unter der Führung von Mamady Doumbouya die Kontrolle im Land, nachdem Condé sich 2020 nach einer Verfassungsänderung für eine dritte Amtszeit hatte wählen lassen. Auch Condé wurde unter anderem exzessive Gewalt gegen Demonstranten mit Dutzenden Toten vorgeworfen.

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Ingo Kerp 05.11.23 13:30
Guinea, eines der ärmsten Länder der Welt putscht und erschießt mittels Militär-Junta die eigene Bevoelkerung. Es gleicht in dieser Hinsicht dem absolut verarmten Haiti. Seit Guinea aus der franz. Kolonialherrschaft entlassen wurde, geben sich Putsch und Gewalt die Klinke in die Hand. Obwohl Guinea über sehr große Bauxit Vorkommen und Gold und Diamanten Vorkommen verfügt, haben die Erloese bisher immer nur die Taschen des jeweiligen Präsidenten und des Militärs gefüllt.