Initiative für sauberes Kochen in Afrika

Einige der hunderten von Menschen bilden eine Menschenkette, um gespendete Lebensmittel und Kleidung zu einer nahe gelegenen Notunterkunft in der Innenstadt von Johannesburg zu bringen. Foto: epa/Kim Ludbrook
Einige der hunderten von Menschen bilden eine Menschenkette, um gespendete Lebensmittel und Kleidung zu einer nahe gelegenen Notunterkunft in der Innenstadt von Johannesburg zu bringen. Foto: epa/Kim Ludbrook

PARIS: Viele Menschen in Afrika kochen noch über offenem Feuer, was schlecht für Gesundheit, Umwelt und Klima ist. Die Internationale Energieagentur fordert Hilfe für die Umstellung auf Gas- und Stromherde.

Mit internationaler Finanzhilfe wollen die Internationale Energieagentur (IEA) und die Afrikanische Entwicklungsbank die Lage der rund eine Milliarde Menschen in Afrika verbessern, die noch über offenem Feuer oder mit einem einfachen Herd kochen. Dies habe massive negative Auswirkungen auf die Gesundheit, die Umwelt und das Klima, hieß es auf einer Konferenz, die die IEA zu der Problematik am Dienstag in Paris organisiert hat. An dem Treffen waren knapp 60 Länder beteiligt, darunter über 20 aus Afrika. Von Regierungen und aus dem Privatsektor gab es in Paris finanzielle Zusagen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro.

Das Einatmen von gefährlichem Rauch aus Holz, Holzkohle, Tierdung und landwirtschaftlichen Abfällen ist nach einer IEA-Studie die zweithäufigste Ursache für den vorzeitigen Tod von Frauen und Kindern auf dem Kontinent. Diese verpassten wegen der Zeit, die sie für das Sammeln von Brennmaterial aufwenden müssten, auch Chancen auf Bildung und Beschäftigung. Beim täglichen Sammeln von Brennmaterial seien Frauen außerdem dem Risiko von Gewalt und Übergriffen ausgesetzt.

Kochen mit Holz trägt zur Abholzung von Wäldern bei

Einfache Kochmethoden mit Holz und Holzkohle trügen oft zur Abholzung von Wäldern bei, erklärte die IEA. Jedes Jahr würden Wälder in der Größe Irlands abgeholzt, wobei die schlimmsten Auswirkungen im östlichen und südlichen Afrika zu beobachten seien, wo große Bevölkerungsgruppen zunehmend auf schwindende Wälder angewiesen seien. Dies habe in einigen Regionen, in denen Obstbäume zur Gewinnung von Brennholz gefällt würden, auch zu Nahrungsmittelknappheit geführt.

Während es in China, Indien und Indonesien vor allem mit dem Bereitstellen kostenloser Herde und subventionierter Flüssiggaskanister gelungen sei, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberen Kochmöglichkeiten zu halbieren, nehme diese in Afrika südlich der Sahara weiter zu, heißt es in der Studie. Dort mangele es oft an politischer Unterstützung und finanziellen Mittel, um Kampagnen für ein sauberes Kochen umzusetzen. Die weltweite Energiekrise mit hohen Energiepreisen habe die Situation noch verschlechtert.

Kochen mit Flüssiggas und Strom bevorzugte Lösung

Die bevorzugte Lösung für ein sauberes Kochen sei Flüssiggas, gefolgt von elektrischen Herden und auch Geräten wie Reiskochern. In ländlichen Regionen ohne eine sichere Stromversorgung könnten auch als Zwischenlösung verbesserte Herde eingesetzt werden, die mit weniger Brennstoff auskämen und weniger gefährliche Abgase erzeugten. Die Investitionen in saubere Kochherde, Ausrüstung und Infrastruktur müssten in diesem Jahrzehnt von derzeit jährlich etwa 2,3 auf 7,4 Milliarden Euro steigen, erklärte die IEA.

«Dieser Gipfel hat ein nachdrückliches Bekenntnis zu einem Thema abgegeben, das von zu vielen Menschen zu lange ignoriert worden ist», sagte IEA-Direktor Fatih Birol.«Und die heute angekündigten Verpflichtungen gehen über das Geld allein hinaus - sie legen konkrete Schritte fest, wie Regierungen, Institutionen und der Privatsektor zusammenarbeiten können, um die Herausforderung des sauberen Kochens in diesem Jahrzehnt zu lösen.»

Für das Klima sei der Einsatz für sauberes Kochen in Afrika auf jeden Fall ein Gewinn, hieß es. Wenn alle Haushalte bis 2030 Zugang zu umweltfreundlichem Kochen erhielten, erhöhe das den Energiebedarf um weniger als drei Prozent, während die Verwendung von Brennholz und Holzkohle in Schwellen- und Entwicklungsländern um 70 Prozent zurückgehe. Außerdem könnten 2,5 Millionen vorzeitige Todesfälle vermieden werden und Frauen sparten täglich eineinhalb Stunden Zeit ein, die sie für Bildung oder eine Arbeit nutzen könnten.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.