N'DJAMENA: In dem zentralafrikanischen Land wurde nach drei Jahren militärischer Übergangsregierung erstmals gewählt. Der Sieger ist wie sein Vater ein wichtiger Verbündeter Frankreichs.
Im Tschad ist der Sohn des früheren Machthabers und jetzige Übergangspräsident, Mahamat Idriss Déby Itno, zum Präsidenten gewählt worden. Der Verfassungsrat des zentralafrikanischen Landes bestätigte am Donnerstag das Ergebnis der ersten Präsidentschaftswahl vom 6. Mai, wonach Déby mit 61 Prozent gesiegt hat. Einsprüche der Opposition gegen das Wahlergebnis lehnte das Gremium ab. «Die von den Kandidaten festgestellten Unregelmäßigkeiten sind nicht geeignet, die Ordnungsmäßigkeit der Wahlvorgänge zu beeinträchtigen», erklärte der Präsident des Verfassungsrats.
Das Land mit rund 19 Millionen Einwohnern hat seit seiner Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht Frankreich 1960 noch nie einen friedlichen Machtwechsel erlebt. Experten bezweifelten, dass die Wahl im viertärmsten Land der Welt fair verlaufen würde. Der Tschad liegt an einer wichtigen Schnittstelle zwischen den Krisenstaaten Sudan, Libyen, dem Niger und der Zentralafrikanischen Republik und beherbergt mehr als eine Million Flüchtlinge.
Déby hatte 2021 nach dem Tod seines Vaters an der Front mit einer Gruppe Generäle die Macht übernommen und die Verfassung ausgesetzt. Sein Vater, Idriss Déby Itno, hatte das Land zuvor mehr als 30 Jahre lang regiert. Anders als andere Militärmachthaber in der Region ist Déby ein wichtiger Verbündeter Frankreichs, das nach Putschen in der Sahel-Zone seine Truppen in den Tschad verlagert hat. Für Aufsehen sorgte aber ein Besuch Débys bei Russlands Präsident Wladimir Putin im Januar und jüngst ein Schreiben, das die US-Militärpräsenz im Land in Frage stellte. Die USA zogen die Truppe daraufhin nach eigenen Angaben vorübergehend ab.
Der ältere Déby hatte die Macht 1990 nach einem Putsch gegen den Diktator Hissène Habré übernommen. Seine Volksgruppe der Zaghawa, die ein bis fünf Prozent der Bevölkerung ausmacht, regiert seitdem den Vielvölkerstaat mit rund 200 Ethnien und 120 Sprachen. Trotz Ölreichtums leben die meisten Einwohner außerhalb der Hauptstadt in Armut bei kaum vorhandener Infrastruktur.