Etwas Kulturelles zwischendurch

Teil 3: Geisterhäuschen

Rote Fanta ist bei den Geis­tern besonders beliebt.
Rote Fanta ist bei den Geis­tern besonders beliebt.

THAILAND: Sicherlich ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass bei vielen privaten Gebäuden neben einem Buddha Schrein auch ein kleineres Modell eines thailändischen Holzhäuschens aufgebaut ist. Meistens sind die beiden Objekte im ähnlichen oder sogar gleichen Stil gehalten. Diese können einfach, aber ebenso pompös ausgestaltet sein. Je nachdem, wie sich der Hausherr präsentieren will oder kann.

Auf jeden Fall nehmen sie Bezug auf das dazugehörige Grundstück. Ich will mich hier nur mit dem kleineren Geisterhäuschen befassen. Diese Geis­terhäuschen nennt man „San Phra Phum“. Übersetzt heißt das „Schrein der Erdgeister“. In Thailand ist der animistische Glauben traditionell verbreitet. Gemäß diesem Glauben wird die Welt von vielen „Phis“ bewohnt. „Phis“ sind Geister und Gespenster. Phis bewohnen Grundstücke, Bäume, Häuser, leben in und auf der Erde. Will man nun ein Grundstück überbauen, muss für diese Geister einen Ersatz für ihre verlorene bisherige Behausung angeboten werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Schatten des zu erstellenden Gebäudes nicht auf den San Phra Phum trifft. Die Einweihung des San Phra Phum findet an einem von erfahrenen Astrologen festgelegten Datum statt. In einer religiösen Zeremonie werden die Geister zum Einzug in ihr neues Heim eingeladen. Der bekannteste Bewohner unter ihnen heißt Chayamonkhon. Er ist gleichzeitig der Beschützer des Hauses. Im Schrein und darum herum werden kleine Figuren, die die verschiedenen Geister und Ahnen repräsentieren, aufgestellt, wobei der Platz und die Reihenfolge festgelegt sind. Die Geisterhäuschen werden zudem mit Blumen und bunten Bändern geschmückt. Über alles muss das Geisterhäuschen hübscher sein als das dazu gehörende Gebäude. Sonst könnten die Geister unzufrieden sein und wieder ausziehen. Um die Geister weiter zu befriedigen, werden regelmäßig Opfergaben erbracht. So werden die Geis­ter mit Wasser, Obst und Reis bedacht. Süßigkeiten, Schnaps und Reiswein werden natürlich auch gerne angenommen. An Tagen, die Buddha geweiht sind, fallen die Opfergaben üppiger aus als sonst.

Keine Bar, die nicht täglich ihren Altar mit frischen Gaben, wie trinkfertige frische Limonade mit Trinkhalm, und einigen Räucherstäbchen bestückt. Die Geister bedienen sich dann von den Gaben während die Stäbchen abbrennen. Dabei erfahren sie von den Wünschen der Opfererbringer. Die Geister kann man nämlich auch für persönliche Belange und Wünsche anrufen. Das erfordert aber eine Zusatzgabe, die aber noch so gerne vom Bittsteller erbracht wird. Dafür ist sich der Bittsteller der Unterstützung der Geister für ein Ereignis sicher.

Überlegen Sie sich doch, ob sie nicht auch ein kleines Geisterhäuschen für sich mit nach Hause nehmen. Es könnte zum Beispiel doch sein, dass sich der Dauerärger mit ihrem Nachbar in Nichts auflöst, wenn heimatlose Seelen wieder eine Behausung haben. Eine grandiose Lebensqualitätssteigerung! Garantiert ist es nicht. Aber ganz ausschließen werden Sie es auch nicht können. Man muss halt daran glauben. So wie die Thais.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 30.07.18 22:22
Danke, Herr Wurst, für den Hinweis
Ich wurde ja bereits mehrfach auf diese Art der Entsorgung hingewiesen.
Kurt Wurst 30.07.18 16:32
Das ist kein Dreckhaufen,
das sind Sachen, die man immer noch mal gebrauchen könnte *g
Jürgen Franke 29.07.18 21:23
Bedauerlicherweise ist es noch nicht
einmal gelungen, für diese Aufnahme den Dreckhaufen im Hintergrund abzudecken.
aurel aurelis 29.07.18 21:23
Fragen
Danke, Herr Harms, das mit den Erd- und den Luftgeistern leuchtet ein. Ich habes bislang so gesehen, dass ein Häuschen immer höher steht. Das dürfte ja dann für die Luftgeister sein.
Weil ich schon am Fragen bin. Dass die Thais einen Spitznamen haben soll auch was mit dem Aberglauben zu tun haben, nicht bloß weil die meisten Namen so fürchterlich lang sind. Für unseren Sohn wollte ich als 2. Vornamen einen thailändischen. Ich suchte lange. Ich fand dann Aran. Das soll auf Thai, laut der Erklärung in der Auswahlliste "Fels" heißen. Also ist es synonym zu Peter, Pierre, Pedro, usw. Wenn wir im Urlaub sind kann die Oma "Alan" rufen. Die Stiefschwestern haben Englisch gelernt und sagen den deutschen Vornamen Henrik. Die finden das cooler! Die Ältere hat schon den Bachelor gemacht und lernt jetzt Deutsch, damit sie hier bei uns weiter studieren kann. Sie war schon fast 18 als wir geheiratet haben, zu alt für die Familienzusammenführung. Da sie nicht zu den Millionen gehört, die Deutschland in den letzten Jahren überschwemmten, muß sie zum Bleiben hier den Master machen. Zahlen darf ich. Für die Millionen zahlt der Staat von unseren Steuern!
Oliver Harms 29.07.18 19:00
herr aurelis es geht nicht um gute und böse geiste
das kleiner häuschen ist für die erdgeister und das größere für die luftgeister gedacht.
einen buddhaschrein braucht man nicht zum schutz vor den geistern und d.h. findet man diesen so gut wie überhaupt nicht,sie können ihn aber mit den mit den im süden europa zu findenen kleinen herr gotts winkel oder kapellen vergleichen.also ein kleines häuschen mit einer figur buddhas.
aurel aurelis 29.07.18 16:41
Frage
Auf dem Foto sind nun 3 Häuschen. Bisher glaubte ich von den 2 Häuschen ist eines für die "braven" und eins für die "bösen" Geister. Aus meiner Thaifamilie bekomme ich, wohl auch aus Gründen des Aberglaubens keine Antwort. Wie sieht dann der Buddhaschrein aus?
Meine Frau hatte einen Rohbau eines schönen, großen Holzhauses auf Pfeilern. Es war sogar mit Ziegeln eingedeckt. Jetzt hat jemand der Oma eingeredet, in dem Haus seien "Insekten". Diese würden das Holz fressen. Sie hat es für eine mir nicht bekannte Summe verkauft. Die Geister werden an den Geisterhäusern weiter "gefüttert". Das Gleiche passierte jetzt mit dem traditionellen, auf Stützen stehenden Bauernhaus mit einer Grundfläche von etwa 15x 15 m. Oben im Haus schliefen nur gelegentlich Gäste und es wurden die Geschenke (auf Schwäbisch: Gruscht) aus Jahrzehnten aufbewahrt. Darunter und in einem Anbau hielt man sich üblicher Weise auf. Das Holzhaus verschwand sauber zerlegt. Als Ersatz bekamen sie ein Haus aus dünnen Mauern mit Dach aus Blech-Dämmung.-Blech Platten. Ich habe gesagt, mir sei es gleich ob Oma über den Tisch gezogen wurde oder nur meine Frau und die Geschwister verkohlt. Ich bedauere nur das schöne Holzhaus. Ich bin nur neugierig ob sie das schöne Reishaus aus Teak auch noch verscherbelt. Gut ist nur, Oma spielt nicht. Sie läuft fleißig in den Tempel. Das ist weniger teuer!