Die Surin-Inseln

Highlights unter und über Wasser

Auf den Spuren der Chao Leh. Foto: GooYark/Adobe Stock
Auf den Spuren der Chao Leh. Foto: GooYark/Adobe Stock

PHANG-NGA: Etwa 100 Kilometer südlich von Phuket befindet sich die Insel der Seenomaden. Die „Chao Leh“, wie sie von den Thais genannt werden, segelten einst mit ihren Booten über die Andamanensee: Hoch bis Burma, runter nach Phuket und weiter bis vor Thailands Golf. Da „ihr“ Meer heutzutage aufgeteilt ist unter Staaten, deren Bürger sie nicht sein dürfen, wurden sie an die Strände gezwungen, z.B. von Koh Surin Tai.

Es ist 8.30 Uhr am Morgen. Eine Handvoll Touristen hat sich am Greenview Pier in Kuraburi eingefunden. Alle wollen auf die Surin-Inseln. „Im Jahr 1981 wurde der kleine Archipel von fünf Inseln zum Mu-Ko-Surin-Nationalpark ausgerufen“, erklärt der Führer. „Deshalb gelten hier die Nationalparkregeln: Kunststoffverpa­ckungen oder Plastikflaschen sind ein No-Go. Auch auf die Korallen zu treten, darauf zu posieren oder sie abzubrechen ist bei Strafe verboten.“

Die Surin-Inseln liegen in der Andamanensee in der Provinz Phang Nga, etwa 55 km vor der Küste und nur 18 km von der ozeanischen Grenze von Myanmar entfernt. Die Hauptinseln, Ko Surin Nuea und Ko Surin Tai, liegen nur 200 Meter auseinander. Die drei kleinen Inseln heißen Ko Ri, Ko Khai und Ko Klang.

Die Riffe um die Inseln gehören zu den berühmtesten Tauchgebieten der Welt und sind sicher die besten in Thailand. Und das Tolle für Nichttaucher: es gibt viele Plätze in relativ seichtem Wasser, die sich bestens zum Schnorcheln eignen.

Neben dem Schnorcheln im glasklaren Wasser ist der Besuch im Dorf der Seenomaden auf Ko Surin Tai für viele Besucher ein Highlight dieses Ausflugs. Foto: Spraul-Doring
Neben dem Schnorcheln im glasklaren Wasser ist der Besuch im Dorf der Seenomaden auf Ko Surin Tai für viele Besucher ein Highlight dieses Ausflugs. Foto: Spraul-Doring

Deshalb sind die Surin-Inseln keine unbekannten Juwelen mehr. In „normalen“ Zeiten wird der Nationalpark in der Hochsaison von 450 bis 800 Menschen pro Tag besucht. Doch jetzt, dank der Corona-Politik der Regierung und wegen des Ukraine-Kriegs kommen viel, viel weniger Besucher auf die Inseln, Chinesen und Russen fehlen zurzeit ganz. Am Wochenende ist der Park von Thais frequentiert, doch unter der Woche ist die Zahl der Besucher überschaubar.

Korallen haben sich erholt

Wie bei vielen Riffen weltweit, kam es 2010 durch die globale Erderwärmung zur sogenannten Korallenbleiche. Viele Korallen verloren ihre Farbe und starben ab. Die Behörden stellten große Bereiche des Nationalparks unter besonderen Schutz und kennzeichneten spezielle Sperrgebiete. Da die Gezeiten täglich frisches Meerwasser zwischen die beiden Inseln spülen, haben sich die Korallen in der Zwischenzeit gut erholt. Besonders die Hartkorallen blühen wieder und beheimaten viele Fische und andere Tierarten.

Schnorchler freuen sich sehr, wenn sie Clownfische in den Seeanemonen aus nächster Nähe beobachten. Foto: scubabiker / Adobe Stock
Schnorchler freuen sich sehr, wenn sie Clownfische in den Seeanemonen aus nächster Nähe beobachten. Foto: scubabiker / Adobe Stock

Nach einer Stunde Fahrt auf dem Schnellboot ist der erste Schnorchelplatz erreicht. Schon vom Boot aus ist der Blick ins glasklare Wasser atemberaubend. Und nach dem Sprung ins warme Nass fühlt man sich wie im Aquarium. Zwischen vielen Korallen und Felsen tummeln sich bunte tropische Fische. Besonders hübsch sind die eleganten Wimpel- und die bunten Papageienfische anzuschauen. Auch die riesigen Mördermuscheln sind beeindruckend. Die Guides kommen mit ins Wasser und zeigen den Touristen die besten Plätze. Ein Guide entdeckt sogar einen Feuerfisch in drei Meter Tiefe.

Das Dorf der Moken

Der nächste Programmpunkt ist der Besuch des Moken-Dorfes auf Ko Surin Tai. Was für die einen wie ein Ausflug in einen Menschenzoo anmutet, ist für andere ein Höhepunkt der Fahrt. Natürlich sind die Moken hier an Besucher gewöhnt und sie haben gelernt, sie wenig zu beachten.

Der Guide bereitet seine Gäste darauf vor, sich respektvoll zu verhalten und erzählt einfühlsam über das Leben der Moken früher und heute. „Früher zogen die Moken als Seenomaden im Mergui-Archipel zwischen Myanmar und den Inseln der nordandamanischen Küste Thailands umher. Sie verbrachten einen Großteil ihres Lebens auf Booten, den sogenannten Kabangs.“ Hier zeigt der Guide auf ein drei Meter großes Modell eines Kabangs. Man sieht das strohgedeckte Dach, das Segel aus Palmblättern, die Schlaf-und Kochstellen. „Die Moken haben keine geschriebene Sprache, ihre Geschichte wurde mündlich weitergegeben. Interessant ist, dass die Moken-Sprache kein Wort für persönlichen Besitz kennt, da alles allen gehört.“

Die Moken-Kinder auf Ko Surin dürfen ein unbeschwertes Leben führen, nackt herumspringen und im Meer plantschen. Foto: Spraul-Doring
Die Moken-Kinder auf Ko Surin dürfen ein unbeschwertes Leben führen, nackt herumspringen und im Meer plantschen. Foto: Spraul-Doring

„Noch sind die Moken Animisten“, fährt der Guide fort. „Wir sind durch die Totempfähle geschritten, welche den Dorfeingang markieren. Auch sehen wir an verschiedenen Stellen Altäre zur Ahnenverehrung. Die Moken haben großes Verständnis für die Natur um sie herum und es ist für sie selbstverständlich, ihre Ressourcen zu schützen. Sie verwenden über 80 Pflanzenarten als Nahrung, 28 für medizinische Zwecke.“

Man könnte zwar meinen, ein Seefahrervolk ernährt sich vor allem vom Fischen. Aber tatsächlich sammeln sie auch Muscheln, Seegurken und andere Meeresfrüchte auf dem Meeresgrund.

Heutzutage ist die Bewegungsfreiheit der Seezigeuner auf Ko Surin stark eingeschränkt, da sie im Nationalpark nicht frei fischen und sammeln dürfen. Bekannt wurden die Moken nach dem Tsunami von 2004. Sie wuss­ten die Zeichen des Meeres zu deuten, spürten angeblich die Monsterwelle kommen und brachten sich rechtzeitig in Sicherheit. Ihre provisorischen Unterkünfte und die Boote wurden restlos zerstört.

Die Behörden nahmen das zum Anlass, die Moken fest anzusiedeln und ihnen 60 Häuser hinzustellen. Auch eine Schule und ein Gesundheitszentrum sind entstanden. Dass diese Ansiedlung nicht reibungslos verlief, kann man sich vorstellen. Sie waren ein freies Volk, auf dem Meer zuhause und sollen jetzt brave Thais werden. Von verschiedenen Seiten werden Anstrengungen unternommen, den Moken zu helfen. Sie lernen, sich in der schnell entwickelnden Welt zurechtzufinden, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen und ihre traditionellen Werte beizubehalten. Beispielsweise haben die Dorfbewohner das Moken Tourism Team gebildet.

Früher verbrachten die Moken einen Großteil ihres Lebens auf Booten, den sogenannten Kabangs, hier ein Modell. Foto: Spraul-Doring
Früher verbrachten die Moken einen Großteil ihres Lebens auf Booten, den sogenannten Kabangs, hier ein Modell. Foto: Spraul-Doring

Die Kinder machen sich wenig Gedanken über Vergangenheit und Zukunft. Sie dürfen ein unbeschwertes Leben führen, nackt herumspringen und im Meer plantschen. Ein herzerfreuender Anblick! Während der Corona-Zeit kann der Besuch des Moken-Dorfes eingeschränkt sein.

Nach so viel Kultur muss für das leibliche Wohl der Touristen gesorgt werden. Das Mittagessen wird auf der nördlichen Insel, Ko Surin Nua im Restaurant des Nationalparks serviert. Hier stehen auch Zelte und einige Bungalows an traumhaften Stränden. So mancher wird sich vornehmen, im nächsten Jahr hier einige Tage zu verbringen. Während der Freizeit kann man über die Insel schlendern und mit etwas Glück Affen oder Warane sehen, auf jeden Fall unzählige Krabben.

Fantastische Schnorchelplätze

Der nächste Schnorchelstopp führt in eine traumhafte Bucht, wo viele kleine Fische entlang einer Riffkante zu beobachten sind. Man schwimmt fast auf Tuchfühlung durch die Schwärme hindurch, ohne jemals berührt zu werden. Auch trifft man hier auf die blaugelben Engelfische und die malerischen Doktorfische. Der Guide kennt die Plätze, wo sich die Muränen verstecken, und freut sich, wenn er sie für seine Gäste fotografieren kann. Das ist das Besondere an der Greenview Tour. Die Guides, die viel besser in die Tiefe tauchen und dabei die Kamera ruhig halten können, machen Unterwasserfotos für die Touristen.

Beim letzten Stopp haben die Schnorchler Gelegenheit, die sehr beliebten Nemos, die Clownfische, aus nächster Nähe beobachten zu können. Clownfische leben mit Seeanemonen in einer perfekten Symbiose. Die Anemone bietet den Nemos mit ihren giftigen Nesselzellen Schutz vor anderen Fischen. Im Gegenzug sorgen die bunten Clownfische für saubere Tentakeln ihrer Wirtin und wedeln nachts Sauerstoff heran.

Für die Rückfahrt geht es wieder auf das Schnellboot. Wenn man Glück hat, kann man im Küstenbereich Walhaie erspähen oder sogar ein paar Schildkröten. Auch wenn die Überfahrt etwas holprig ist, sind alle Teilnehmer zufrieden, glücklich und müde.


Informationen

Öffnungszeiten: Der Park ist vom 15. Oktober bis 15. Mai geöffnet und bleibt während der Regenzeit den Rest des Jahres geschlossen. Bei schlechtem Wetter kann der Park früher schließen.

Anreise: Von Bangkok aus nimmt man am besten ein Flugzeug nach Phuket oder nach Ranong und vom Flughafen einen und einen Bus oder ein Taxi nach Kuraburi. Mit eigenem Wagen fährt man auf dem Highway 4 bis zum Kilometer 747. Dort biegt eine gut ausgeschilderte Stichstraße zum Hafen von Kuraburi ab.

Von Khao Lak aus kann man sich von Greenview Tour am Hotel abholen lassen. Natürlich organisieren auch alle Hotels oder Reisebüros den Transfer.

Preise: Ein Schnorcheltrip zu den Surin-Inseln ist nicht gerade billig. Es gibt nur wenige Anbieter, die eine solche Tour anbieten, die Preise unterscheiden sich nur geringfügig. Ein Tagestrip kostet zurzeit bei Greenview Tour (E-Mail: greenviewtour99@gmail.com) 2.500 Baht/ Person, inkl. Nationalparkeintritt, Schnorchel-Equipment und Verpflegung. 2 Tage 1 Nacht kosten 5.900 Baht/ Person, 3 Tage 2 Nächte 6.900 Baht/ Person. Freitags, samstags, sonntags bietet Greenview Tour einen Transfer nach Khao Lak für 600 Baht p. P. im Minibus an. Ein Privattransfer kostet unter der Woche 1.500 Baht/ Weg.


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Marcel Edouard Petter 24.04.22 13:50
Interessante Reportage
Allerdings mit einem Makel. Die Surin-Inseln befinden sich gut 100 km nördlich von Phuket, nicht wie im Artikel geschrieben südlich.