Die meisten von uns kennen die gute Cashewnuss, kaum einer weiß hingegen, dass die Nuss gewissermaßen nur der Wurmvorsatz einer ebenso delikaten Frucht ist, die Cashew-Apfel heißt.
Schon vor vielen Jahren habe ich Cashew-Bäume im Garten von Pattaya und Nong Khai gepflanzt, mit mäßigem Erfolg. In Nong Khai hatten wir mal drei Früchte, das war alles. Doch nun haben sich im Pattaya-Garten erstmals etwa zwei Dutzend Früchte gebildet, wobei ich die Cashew-Äpfel verspeist habe (zum Beispiel im Müesli) und die Nüsse oder Samen in ihrer doppelwandigen Schale gepflanzt habe, Cashews lassen sich problemlos über Samen vermehren, das dauert keine Ewigkeit.
Keine Frucht für die Supermärkte
Unsere lieben Thais kennen die Cashew-Früchte, die Cashew-Äpfel sehr wohl, schätzen sie aber nicht besonders. Im Gegenteil: Weil sie sie nicht verwerten, die Früchte aber in großer Zahl anfallen und verfaulen, gelten die Cashew-Bäume als stinkend und werden – wenn überhaupt – weit weg von den Häusern gepflanzt, eine typische Thai-Lösung des Problems: Aus den Augen, aus dem Sinn…
In Südamerika hingegen, wo die Cashews ursprünglich herkommen, werden die Früchte sehr geschätzt, roh gegessen, zu Saft verarbeitet oder zu alkoholhaltigen Fruchtweinen vergoren. Dort stellt sich das Problem mit den stinkenden Früchten eben nicht.
Für Supermärkte sind die Cashew-Äpfel – unsere sind gelb, es gibt aber auch rote – denkbar ungeeignet, weil sie weich und leicht verletzlich sind, kaum transport- oder auch lagerfähig. Cashew-Früchte – also Apfel und Same – bilden sich in der heißen Zeit, wahrscheinlich haben die mächtigen Bäume tiefe Wurzeln und saugen noch das letzte verbliebene Nass aus der Erde. Sie fallen dann ungefähr mit den ersten Regentagen zu Boden und keimen sehr rasch. Vermutlich dient der Cashew-Apfel auch als Wasserreservoir und als Köder für Tiere, die damit den Samen verschlucken und weiterverbreiten.
Weitere Strategien zur Verbreitung
Erstmals haben nun auch unsere afrikanischen Baobab-Bäume Knospen gebildet. Wahrscheinlich blühen sie in der Nacht, denn ich kenne die große, weiße Blüte nur von Bildern. Die Früchte habe ich schon im Botanischen Garten von Singapur gesehen, sie werden sich auch in unseren Gärten irgendwann einstellen. Auch sie enthalten essbares Fruchtfleisch, das von Mensch und Tier gefressen wird und durch die darin enthaltenen Samen wird die Art weiterverbreitet.
Momentan blühen auch die Kanonenkugel-Bäume (Couroupita guianensis) zum Ende der so heißen Zeit wie verrückt. Auch ihr Fruchtfleisch ist für Mensch wie Tier essbar, doch es stinkt völlig penetrant, und ich kann mir schlechterdings keinen Zweibeiner vorstellen, der diese Pampe herunterbringt.
Sei es drum: Wer diese attraktiven Bäume vermehren will, lasse eine der schweren Kugeln auf einen harten Untergrund fallen, so dass die harte Schale aufgebrochen wird. Das stinkt dann zwar sofort, aber aus dem vermodernden Fruchtfleisch wachsen nach relativ kurzer Zeit Sämlinge, die problemlos entnommen und umgetopft werden können.
Wer nicht so lange warten will oder kann, bestellt bei uns einen Kanonenkugel-Baum, wir haben sie in allen Größen.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!