Dänemark hofft auf indischen Einfluss auf Russland

Dänemark Indien Offizieller Besuch. Foto: epa/Martin Sylvest
Dänemark Indien Offizieller Besuch. Foto: epa/Martin Sylvest

KOPENHAGEN: Nach seinem Besuch in Berlin ist der indische Regierungschef Narendra Modi nach Dänemark weitergereist. Der 71-Jährige wurde am Dienstag von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen begrüßt. Neben einer Partnerschaft zur Umstellung Indiens auf umweltfreundlichere Energieträger stand dabei auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Fokus. Kremlchef Wladimir Putin müsse den Krieg und das Töten stoppen, forderte Frederiksen. Sie hoffe darauf, dass Indien seinen Einfluss bei Russland in dieser Diskussion geltend machen werde. Modi forderte eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine sowie Dialog und Diplomatie.

Bei dem ersten Besuch eines indischen Regierungschefs in Dänemark seit 20 Jahren unterzeichneten Vertreter beider Länder eine ganze Reihe von Absichtserklärungen und Vereinbarungen. Dänemark und Indien waren 2020 eine Partnerschaft bei der Umstellung der größten Demokratie der Erde auf erneuerbare Energien eingegangen.

Modis Regierung habe große Ambitionen bei der grünen Wende und dabei, Indien unabhängiger von fossilen Brennträgern zu machen, sagte die Dänin. Dass dänische Lösungen dabei eine Schlüsselrolle spielten, mache sie stolz. Ihr Büro wies zuvor auch darauf hin, dass Russlands Krieg in der Ukraine gezeigt habe, dass die grüne Energieumstellung sowohl für das Klima als auch für die Sicherheit zentral sei.

Indien hat zum Ukraine-Krieg eine neutrale Haltung eingenommen. Es trägt westliche Sanktionen nicht mit und enthält sich bei Resolutionen im Weltsicherheitsrat. Zugleich kaufte Indien zuletzt mehr günstiges russisches Öl. Mit Russland pflegt Indien seit langem gute Beziehungen, es ist bei seiner militärischen Ausrüstung und bei entsprechenden Ersatzteilen stark auf Moskau angewiesen. Allerdings hat Indien auch gute Beziehungen zum Westen und zuletzt erst seine Zusammenarbeit mit den USA verstärkt.

Modi war am Montag zu deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Berlin gewesen. Dabei hatte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) darauf hingewiesen, dass Indien ein Schlüsselland im Hinblick auf den globalen Klimaschutz sei. Indien, das derzeit eine dramatische Hitzewelle erlebt, ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde - entsprechend wichtig ist es beim Kampf gegen die globale Klimakrise.

Auf Modis Programm Kopenhagen stand am Mittwoch auch ein indisch-nordischer Mini-Gipfel. Dabei sollten neben Frederiksen zudem die weiteren Ministerpräsidentinnen aus Schweden, Finnland und Island sowie der Ministerpräsident aus Norwegen dabei sein.

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Ingo Kerp 04.05.22 13:40
Indien hat sich bei Sanktionen RUS gegenüber neutral verhalten. Es bestehen mehrere Abkommen zwischen RUS und Indien. Außerdem ist Indien einer der groeßten Kunden für russ. Militärgut. Da dürften doch einige Zweifel angebracht sin, ob Indien der richtige Ansprechpartner ist, was Unterstützung beim Einfluß auf RUS anbelangt.