Dänemark entschuldigt sich für Sozialexperiment

Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Foto: epa/Liselotte Sabroe
Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Foto: epa/Liselotte Sabroe

KOPENHAGEN: Die dänische Regierung hat sich persönlich bei sechs Grönländern entschuldigt, die mit anderen als Kinder vor mehr als 70 Jahren für ein Sozialexperiment nach Dänemark gebracht worden sind. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach die Entschuldigung am Mittwoch im Namen ihres Landes auf einer offiziellen Zeremonie im dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen aus. Das damalige Experiment sei unmenschlich und herzlos gewesen, sagte sie. «Ihr wart Teil von etwas, das niemals hätte geschehen dürfen.»

22 grönländische Kinder, von denen sechs heute noch leben, waren im Jahr 1951 aus ihren Familien gerissen und für einen folgenschweren Versuch von Grönland nach Dänemark geschickt worden. Ursprünglicher Zweck war gewesen, ihnen bessere Voraussetzungen für ein gutes Leben zu verschaffen. Sie sollten auch eine Art dänisch geprägte Vorbilder für ihre Landsleute werden. Doch hatte all das schwere menschliche Folgen für die Betroffenen. Sechs wurden von Familien in Dänemark adoptiert, 16 der Kinder kamen nach ihrer Rückkehr nach Grönland nicht zurück zu ihren Familien, sondern wurden in ein Heim gebracht.

Bereits Ende 2020 hatte sich Frederiksen erstmals schriftlich bei den noch lebenden Betroffenen entschuldigt. Zuletzt hatten sie auch umgerechnet jeweils knapp 34.000 Euro an Entschädigung vom dänischen Staat erhalten. Dass sie von Angesicht zu Angesicht eine Entschuldigung erhalte, bedeute aber, dass unter die ganze Geschichte ein Punkt gesetzt werden könne, sagte eine der Betroffenen, Kristine Heinesen, dem grönländischen Rundfunksender KNR.

Während einer Grönland-Reise in der nächsten Woche plant Frederiksen eine weitere mündliche Entschuldigung. Grönland ist weitgehend autonom, zählt offiziell aber zum Königreich Dänemark.

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