BANGKOK: Die chinesische Autoindustrie erobert Südostasien im Sturm, und Thailand steht dabei im Mittelpunkt! Das Land ist längst nicht mehr nur ein Markt für chinesische Fahrzeuge, sondern wird zunehmend auch als Produktionszentrum von strategischer Bedeutung.
Thailand, mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur und langjährigen Erfahrung in der Automobilherstellung, zieht daher immer mehr chinesische Hersteller an, die den Standort als Drehscheibe für den gesamten südostasiatischen Markt nutzen. Das Freihandelsabkommen zwischen China und den ASEAN-Staaten sowie die entschlossene Unterstützung der Branche durch die thailändische Regierung könnte in naher Zukunft für größere Mengen chinesischer Automarken „Made in Thailand“ in der Region und vielleicht sogar darüber hinaus sorgen.
Chinesische Autos aus Thai-Produktion
Bisher fallen im täglichen Verkehr vor allem BYD, MG und Neta auf, die gefühlt täglich mehr werden. Andere im Westen noch eher unbekannte Brands oder Unternehmen wie Changan und GWM sind allerdings mit Ora oder Haval ebenfalls auf dem Sprung, wenn man sich die zahlreichen Werbetafeln am Straßenrand anschaut. Hat bis Juli 2024 lediglich MG in Thailand produziert, so produziert seit Juli 2024 auch die erste BYD-Fabrik für Elektroautos in Rayong. Ein Investment von ungefähr 500 Millionen US-Dollar, das Arbeitsplätze für ca. 10.000 Mitarbeiter schafft bei einer jährlichen Produktionskapazität von rund 150.000 Fahrzeugen. Sollte man später nach Europa exportieren wollen, könnte das „Made in Thailand“ von großem Vorteil sein, falls sich Handelskonflikte zwischen China und dem Westen zuspitzen sollten.
Südostasiens Handel wächst kräftig
Neben Thailand setzt China in Südostasien vor allem auf Geschäfte mit Malaysia, Vietnam, Indonesien und den Philippinen. Diese Strategie dürfte aufgehen, da gerade in Südostasien wegen des 2020 in Kraft getretenen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP-Abkommen) der Handel zwischen den beteiligten Ländern bei signifikant fallenden Zollbeschränkungen in den nächsten Jahren rasch und kräftig wachsen dürfte.
Wo es Gewinner gibt, muss es bei der Frage von Marktanteilen leider auch Verlierer geben. Bisher waren japanische Anbieter wie Honda oder Toyota auf den oben angeführten Märkten die unangefochtenen Platzhirsche mit Marktanteilen von 80 Prozent und mehr. Dies dürfte sich nun rasch ändern und wir dürfen gespannt sein, wie die Antwort dieser großen Konzerne auf die neue Herausforderung aus China ausfallen wird. Den Konsumenten dürfte die neue Konkurrenz in jeder Hinsicht nutzen.
Erwähnt sei außerdem noch die hervorragende Planung der chinesischen Anbieter. Nichts wird dem Zufall überlassen. Den Anbietern ist beispielsweise klar, dass ihre Pläne nur aufgehen können, wenn sie möglichst frühzeitig für eine funktionierende Ladeinfrastruktur sorgen. Es ist beeindruckend und nötigt Respekt ab, wie konzentriert und zielstrebig chinesische Anbieter in den letzten 20 Jahren an ihren Zielen festgehalten haben und diese auch umgesetzt haben. Wer dabei war, fühlt sich an die Expo 2010 in Shanghai erinnert, auf der die einzelnen Provinzen Chinas in jeweils eigenen kleinen Pavillons ihre Zukunftsprojekte vorstellten. Heute lässt sich sagen, vieles davon ist inzwischen Realität. Auch das chinesische Netz von Hochgeschwindigkeitszügen, das damals noch ganz am Anfang stand, zeigt, was alles auch in kurzer Zeit möglich ist, wenn man einen Plan hat.
Zulieferer schaffen neue Arbeitsplätze
Die Expansion chinesischer Automobilhersteller in Thailand ist jedoch nicht nur ein Gewinn für die Unternehmen selbst, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft. Neue Arbeitsplätze entstehen auch in großer Zahl bei der Zulieferindustrie. Technologien werden transferiert und Thailand profitiert von weiteren Investitionen in Milliardenhöhe.
Fazit: Der Vormarsch der chinesischen Autoindustrie in Südostasien, insbesondere in Thailand, ist nicht nur beeindruckend, sondern könnte die Zukunft der Automobilindustrie in der gesamten Region prägen. Mit Thailand als strategischem Produktionsstandort und einer starken Fokussierung auf Elektromobilität setzen die chinesischen Hersteller Maßstäbe. Die Kombination aus kosteneffizienter Produktion, fortschrittlicher Technologie und einer wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Fahrzeugen dürfte sicherstellen, dass der Einfluss der chinesischen Autoindustrie in Südostasien weiter wächst. Thailand wird im Zentrum dieser spannenden Entwicklung stehen.
Über den Autor
Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hong Kong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting Haus und ist seit 2016 als Chairman einer der ältesten digitalen Marketingagenturen in Südostasien tätig. Feedback zum Gastbeitrag per E-Mail erwünscht!