Britischer Forscher fordert finanzielle Anreize für grüne Gärten

LONDON: Um die Folgen des Klimawandels in Städten besser in den Griff zu bekommen, empfiehlt ein britischer Wissenschaftler gezielte Anreize für Gartenbesitzer. Diese sollten für das Anlegen begrünter, nachhaltiger Gärten beispielsweise mit einer Steuererleichterung oder vergünstigten Wasserpreisen belohnt werden, lautet die von Ross Cameron von der Universität Sheffield vorgestellte Idee.

Gärten, die immerhin ein Drittel der urbanen Räume ausmachten, seien «elementar, um Gebäude und städtische Umgebungen im Sommer kühl zu halten, Regen aufzunehmen, Überschwemmungen zu verhindern und einen wichtigen Rückzugsort für Tiere zur Verfügung zu stellen», argumentiert Cameron. Gärten müssten grün und voller Pflanzen sein, so der Wissenschaftler, der dafür plädiert, das Verwildern von Gärten nicht mehr gesellschaftlich zu ächten, sondern zu fördern.

Trends wie Schottergärten könnten sehr schädlich sein für das urbane Umfeld. Betonierte Flächen als Autostellplatz oder sterile Außenbereiche seien Faktoren, die Temperaturen in Städten und das Überschwemmungsrisiko erhöhten, so der Forscher.

Allein in den vergangenen 20 Jahren sind seiner Analyse zufolge in manchen Städten die Hälfte der grünen Gartenflächen verlorengegangen. Pflanzen würden teils mit Unkrautvernichtern bekämpft. «Diese Chemikalien verschmutzen unsere Wasserläufe und schaden der ökologischen Funktion unserer Gärten», sagte Cameron.

Ginge es nach ihm, sollten Gartenbesitzer finanziell belohnt werden, wenn sie mindestens 50 Prozent ihrer offenen Flächen begrünen, Bäume pflanzen oder pflegen. Für ein Verbot sprach sich der Forscher bei Unkrautvernichtern aus - sowie für eine maximal zulässige Fläche, die mit Kunstrasen ausgelegt sein darf. Bei der Planung von Neubauten solle es zudem verpflichtend sein, gut bepflanzte Grünflächen vorzusehen.

Auch in Deutschland stemmen sich Behörden und Umweltschützer zunehmend gegen die Versiegelung von Gartenflächen. Baden-Württemberg verbot 2020 die Neuanlage von Schottergärten, in mehreren weiteren Bundesländern und Gemeinden sind sie ebenfalls nicht erlaubt. Laut Niedersächsischer Bauordnung sind Schottergärten zum Beispiel bereits seit 2012 untersagt - erst kürzlich bestätigte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg, dass Baubehörden in Niedersachsen Schottergärten verbieten dürfen.

Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft (DGG) ruft aktuell zusammen mit dem Projekt «Tausende Gärten - Tausende Arten» und der Gartenakademie Rheinland-Pfalz zur Aktion «Mähfreier Mai» auf. Vielerorts werde im Mai bis zu zwei Mal pro Woche und mehr gemäht, in vielen Nachbarschaften entstehe ein sozialer Druck, «ordentlich» zu sein. «Da mag sich der Aufruf, im Mai nicht zu mähen, geradezu revolutionär anfühlen.»

Doch die Idee ziehe Kreise, viele Gartenfreunde beteiligten sich inzwischen. «Bewusst seltener zu mähen, ist kein Zeichen von Verwahrlosung, sondern von ökologischem Bewusstsein», hieß es von der DGG. Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Garten helfe der globalen Nachhaltigkeitskrise entgegenzuwirken. Und das Ergebnis sei schön: «Nachdem im Mai nicht gemäht wurde, genießen Sie das Pfingstwochenende im Garten und erleben unmittelbar den Effekt Ihres nützlichen «Lazy Gardenings», denn es blüht und summt in allen Ecken.»

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