Asiatische Feigen schmecken leider nicht

Tolle Kugeln, viele Avocado-Blüten und ein Hibiscus für sauren, roten Tee

Lustige Holzkugeln bringt der Kalebaschen-Baum hervor, daraus lässt sich allerlei basteln. Fotos: hf
Lustige Holzkugeln bringt der Kalebaschen-Baum hervor, daraus lässt sich allerlei basteln. Fotos: hf

Nur für kurze Zeit bin ich diesmal in Nong Khai. So lange die Grenze weiterhin zu ist, befindet sich der Ort im Dornröschenschlaf, und es ist hier – für meinen Geschmack – etwas langweilig.

Meine tägliche Routine beginnt in Nong Khai mit zwei Spaziergängen. Bobo und Modschi, die zwei Labrador-Rüden, werden von mir an der Leine im riesigen Garten herumgeführt. Lässt man sie allein springen, vergreifen sie sich leider an den Hühnern und Enten des Nachbarn. Auch eigene Gänse habe ich hier deswegen noch keine.

Asiatische Feigen in Massen entstehen an den lokalen Bäumen, sie schmecken leider gar nicht.
Asiatische Feigen in Massen entstehen an den lokalen Bäumen, sie schmecken leider gar nicht.

Gestrandet am mächtigen Mekong

In den vergangenen Covid-Zeiten ist jenseits der laotischen Grenze im verschlafenen Ländle Sensationelles passiert. Anfangs Dezember ist die Eisenbahn von Vientiane über Luang Prabang nach Kunming eröffnet worden. Oder eher umgekehrt, denn der Anstoß dazu kam eindeutig von den Chinesen. Bereits sollen über eine Million Passagiere die Strecke ganz oder teilweise absolviert haben, der Warenverkehr über die Grenze hat sich verdoppelt.

Während ich also mit meinen Hunden durchs morgendlich feuchte Gras stampfe, bemerke, dass die Kalebaschen-Bäume diese typischen hölzernen Kugeln gebildet haben, wäre ich lieber auf der anderen Flussseite im hochmodernen Zug, vielleicht nur auf ein Mittagessen in Luang Prabang. Stattdessen könnte ich – wenn ich es wirklich wollte – hier aus den vielen Holzkugeln des Kalebaschen-Baumes allerlei Holzgeschirr basteln. Das ist mir aber zu provinziell und zu langweilig, sorry, ich will hier auch einmal so richtig meckern dürfen!

Feigen, die zwar ganz gut aussehen…

Besonders schön sind im Garten zu Nong Khai nun die drei lokalen, asiatischen Feigensorten. Am eindrucksvollsten sind momentan sicher die Elefantenohr-Feigen, deren großen Blätter eben ganz an Jumbo-Ohren erinnern. Später werden sie sehr große, rote Früchte bilden, die aber steinhart und somit ungenießbar bleiben. Schön anzusehen sind sie alleweil. Das gilt auch für die anderen zwei Sorten aus Thailand, die zahllose rote bzw. gelbe Früchte liefern – wahre Fruchtbarkeitssymbole – die zwar wohl Viechern schmecken, aber nicht unbedingt uns Menschen.

Roselle ist die Grundlage für „Campari“.
Roselle ist die Grundlage für „Campari“.

Besonders der größte unserer veredelten Avocados – die Sorte heißt Booth 7 und liefert wohlschmeckende, runde Früchte – blüht gerade wieder mal auf „Teufel komm raus“. Doch ein Blick in die FB-Erinnerungen zeigt, dass hat der schon die vergangenen Jahre sehr üppig getan und die Ernte blieb trotzdem „überschaubar“ bis inexistent. Nun, wir hoffen einmal mehr, doch mit weniger Enthusiasmus als in der Vergangenheit.

Nicht schwer anzubauen ist hingegen Roselle (Hibiscus sabdariffa), der hier in Nong Khai auch wild entlang der Fahrradwege wächst. Ursprünglich stammt diese Pflanze aus Afrika, sie ist heute aber in vielen tropischen Ländern heimisch. Aus ihren roten Blütenblättern lässt sich ein tiefroter, saurer und erfrischender Tee kochen. Ich koche Roselle als Grundlage für meinen „Fake Campari Orange“, den ich in meiner gegenwärtigen Phase des Alkoholverzichts fast kübelweise trinke.

Zitronensaft und Schalen zusammen mit Roselle aufkochen und reduzieren, mit Zucker oder Stevia süßen, kalt stellen. Zusammen mit Orangensaft „on the rocks“ servieren.

Dieser Drink flutscht so gut, man vergisst fast völlig, dass da kein Alkohol drinsteckt…


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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Klaus Roeper 27.02.22 18:20
Wie immer super , informativ und lustig !
Ich werde Dank Ihnen noch Botaniker !
Gans herzlichen Dank dafür !