Von Vögeln, Elefanten- und Schweineohren

Der Prototyp des Vogelkäfigs „Hansi 1“ ist fertig gebaut, schon folgen „Hansi 2-5“

Auch die Katzen sind fasziniert, sie haben meine Vögel zum Fressen gern, aber kommen nicht an sie ran.
Auch die Katzen sind fasziniert, sie haben meine Vögel zum Fressen gern, aber kommen nicht an sie ran.

Meine ältesten Freunde nennen mich immer noch Hansi, das war mein Spitzname als Kind und Jugendlicher. Aber trotz dieses Namens – „nomen“ ist doch eigentlich „omen“ – hatte ich offiziell noch nie einen Vogel. Das hat sich nun radikal geändert.

Hier wird mit Garantie nicht nur auf Sand gebaut.
Hier wird mit Garantie nicht nur auf Sand gebaut.

Was, Sie kennen den „Undulatus-Papagei“ nicht? Unter diesem Namen wurden in Deutschland ab 1859 Wellensittiche in den größeren Städten als teure Ziervögel gehandelt. Zunächst wurden Wildfänge aus Australien importiert, wo die Wellensittiche heimisch sind und in großen Gruppen he­rumfliegen. Ursprünglich waren alle Wellensittiche grün, bei den andersfarbigen handelt es sich um gezielte Neuzüchtungen.

Wie bauen wir einen Top-Vogelkäfig?

Eigentlich wollte ich schon immer einen Papagei haben, den Inbegriff eines exotischen Vogels. Da ich aber weiß, dass die tiergerechte Haltung anspruchsvoll ist, will ich in meinem Garten erst mal üben, und zwar an kleinen, relativ anspruchslosen und zudem auch preislich günstigeren Papageien. Wellensittiche sind dazu ideal – ein Vogel kostet zwischen 130 und 180 Baht – und dienen uns gewissermaßen als Versuchskarnickel.

Schweißarbeiten beim Käfigbau.
Schweißarbeiten beim Käfigbau.

Ich schaue mich in Pattaya nach guten, soliden Vogelkäfigen um, die gut im Garten aufgestellt werden können und finde wie so häufig nur unglaublich teuren Schrott. Also bauen wir sie selber. Liefert Google Baupläne? Fehlanzeige. Aber wenn ich nun auf dem Internet segle, bekomme ich jetzt immer Werbung von Vogelkäfig-Herstellern aus China…

Selbst ist der Mann: Wir besorgen und das Material im Baumarkt. Dann zersägen meine handwerklich begabten Mitarbeiter quadratische Stahlrohre und schweißen sie nach meinen Anweisungen sauber zusammen. Der Grundkäfig ist vorhanden, jetzt noch den Dachbalken festschweißen, grundieren, anmalen.

Ohren sind nicht nur zum Hören da

Das Grundgerüst des Käfigs wird sauber gestrichen.
Das Grundgerüst des Käfigs wird sauber gestrichen.

Jetzt schneiden wir eine De­ckenplatte aus Holz zu und befestigen sie. Das Holz oben ist ideal um die Gitter gut zu verankern mittels einer „staple gun“. Auf die Eisen montieren wir Eisenleisten, die die Gitter festzurren. Dann bauen wir Türen ein: Zwei große, damit ein Mensch später auch noch reinkommt, zwei kleine für die tägliche Futterversorgung. Die Türen sollen mit einem Vorhängeschloss zugesperrt werden können. Jetzt wird es sprachbildend: Wie heißen nur diese flachen Metallringe, von denen das Vorhängeschloss gehalten wird? Im Laden mache ich eine ziemlich lausige Zeichnung (ich kann nun wirklich nicht zeichnen!), kein Wunder verstehen mich die Leute nicht… Dann fällt der Groschen doch noch, ein Elefantenohr (hu chang) sucht der Farang, warum sagt er das nicht gleich?

Das Dach ist nun auch angebracht und wir schweißen den Käfig auf den inzwischen gebauten, massiven Sockel, der auch Abflussröhren enthält, damit der Käfigboden bequem mit dem Schlauch gereinigt werden kann.

Gewiss kein Tatort!
Gewiss kein Tatort!

Beim letzten Herumhantieren schlägt Khun Muh (Schwein) den Kopf grauenhaft am seitlich viel zu weit herabhängenden Dach an, wir müssen da unbedingt 30 cm abzwacken. Zum Glück muss ich nicht wissen, wie das entsprechende Säge-Rad heisst, Khun Muh weiß das natürlich, denn es heisst hu muh, also Schweineohr.

Jetzt haben wir nicht nur einen ersten gute Vogelkäfig, „Hansi 1“, den die vier Wellensittichpaare nach anfänglicher Zurückhaltung munter in Beschlag nehmen, sondern wir haben sprachlich und handwerklich wieder einmal viel gelernt. Sofort fangen wir mit dem Bau von „Hansi 2-5“ an und die Arbeit geht nun bereits viel rascher von der Hand.

Besonders fasziniert vom Vogelkäfig und seinem Inhalt sind die Katzen, für sie offensichtlich spannender als „Tatort“ für unsereiner. Und dafür gesorgt, dass der Vogelkäfig kein Tatort wird, haben wir genialen Erbauer!

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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