Kein Löwe wird eine Antilope reißen, wenn er nicht hungrig ist. Der Mensch bringt andere Menschen um, ohne Hunger und ohne Grund, und wenn es einen Grund gäbe, dann vielleicht weil der Andere anders ist, anders spricht oder einem anderen Glauben angehört. Wer ist die Bestie auf dieser Welt? Der Mensch oder das Tier?
Während ich kürzlich mit einem Freund im Restaurant bei einem Steak saß und wir uns über meinen kurzen Krankenhausaufenthalt unterhielten, sagte er plötzlich: „Niemals könnte ich als Chirurg arbeiten. Das wäre für mich undenkbar“. Ich antwortete ihm darauf: „Während Du Dein Steak zerschneidest, tust Du doch nichts anderes als jeder Chirurg“. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, was ich ihm damit sagen wollte. Dann nickte er: „Eigentlich hast Du damit vollkommen recht. Was ich hier gerade in kleine Stücke schneide, war vorher lebendig“. Und kurze Zeit später fügte er hinzu: „Ich denke schon lange darüber nach, ob ich nicht Vegetarier werden sollte“.
Der Mensch ist zu vielem bereit, vielem, was mit Humanität nichts mehr zu tun hat. Erinnern wir nur mal an die Roten Khmer in Kambodscha. Es ist noch gar nicht lange her, dass sie sich dabei filmen ließen, wenn sie lebendige Babys an die Wand schmissen, wo diese elendig verendeten. Oder denken wir an den sogenannten Islamischen Staat. Ihre Anhänger köpfen auch heute noch Menschen, weil sie anderen Glaubens sind und lassen dabei die Kameras laufen. Wenn wir dann noch an die deutschen KZ’s denken, müssen wir uns doch fragen: Sind das Menschen, die so etwas machen? Was hat sie dazu getrieben, diese Mordlust auszuleben? Die Opfer waren Juden, sie waren homosexuell oder „Zigeuner“, korrekt Sinti oder Roma. Die Helfer dieses inhumanen Systems waren größtenteils das, was man anständige Bürger nannte, sie liebten ihre Frauen, Kinder, Hunde oder Katzen, die sie sorgfältig versorgten. Hatten die kein Gewissen? Konnten die ruhig schlafen? Ich begreife das nicht. Ich habe schon Probleme, wenn ich mit einem Freund in einen kleinen Streit gerate. Dann bin ich, wie man bei uns sagt, bis zur Beendigung dieser kleinen Auseinandersetzung „neben der Kapp“.
Um auf den Kern dieser kleinen Kolumne zurück zu kommen, und dabei zitiere ich Meister Goethe: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“. Das war wohl eine idealistische Illusion, der ich auch immer noch anhänge. Tatsache ist: Der Mensch ist unter allen Bestien die schlimmste Art. Nichts ist ihm zu widerwärtig, um andere zu enteignen oder umzubringen. Ein Blick in die Zeiten der Kolonisationen reicht aus, um den schrecklichen Kreislauf dieses Spiels zu begreifen. Jetzt, nachdem der Westen diese Länder weitgehend ausgeraubt hat, wollen ihre Einwohner zu uns kommen, weil sie hungrig sind, krank und nichts mehr zum Leben haben.
Ja, da fragen sich einige, denen es viel besser geht: Ja, sind denn diese Flüchtlinge oder Asylanten noch bei Verstand? Haben wir denn mit uns selbst nicht genug zu tun? Wir sind doch nicht das Sozialamt der Welt.
Ein kurzer Rückblick: Tiere bringen andere Tiere um, weil sie hungrig sind. Menschen bringen andere Menschen um, weil sie anders sind. Aber die jetzt bei uns an die Türen klopfen, was sind das für Kreaturen? Dreckig, ungebildet, verlaust. Weg damit!
Falls Sie wirklich zu denen gehören, die dieser Meinung sind, dieser idiotischen Meinung, dann wünsche ich Ihnen einen schönen langen Aufenthalt irgendwo in Nigeria oder Syrien in einer Wellblechhütte ohne Brot, Wasser und Strom. Und ohne Verstand, denn der ist Ihnen so fern wie der Mars.