Teures Geschenk für Könige - oder sogar Götter

Zimt ist ein uraltes Gewürz, das aus der Rinde von Bäumen gewonnen werden kann

Hier reift die Baumwolle, die den Samen nachhaltig beim Fliegen hilft. Fotos: hf
Hier reift die Baumwolle, die den Samen nachhaltig beim Fliegen hilft. Fotos: hf

Zimt war während tausenden von Jahren nicht nur ein unglaublich teures Gewürz, sondern auch mysteriös: Um ihre einträglichen Monopole zu schützen, verschleierten die Händler die Herkunft des Zimts mit Erfolg.

Meine Zimtbäume blühen jetzt zwar, aber die Vermehrung erfolgt meistens über Stecklinge.
Meine Zimtbäume blühen jetzt zwar, aber die Vermehrung erfolgt meistens über Stecklinge.

Schon die alten Ägypter importierten Zimt 2.000 Jahre vor Christi Geburt. Doch die genaue Herkunft dieses sagenhaften Gewürzes war ein streng gehütetes Geheimnis, das nur wenigen Insidern bekannt war. Theorien besagten, dass der Zimt bei den Nilquellen am Ende der Welt mit Netzen aus dem Wasser gefischt würde. Andere meinten, dass der sagenhafte Vogel Phönix Zimt beim Nestbau verwenden würde und die Menschen es ihm stibitzen würden. Eines war hingegen klar: Zimt war so teuer und wertvoll, dass das Gewürz nicht nur als Geschenk für Könige galt, sondern auch als adäquates Mitbringsel für Götter taugte.

Unfreiwillige Erntehelfer

Noch im Mittelalter war die Herkunft des Zimts praktisch nur den arabischen Händlern bekannt, die ihn zumeist aus dem heutigen Sri Lanka bezogen. Die Insel hatte danach über Jahrhunderte ein eigentliches Monopol, bis man entdeckte, dass Zimt aus der Rinde von etwa zwölf verschiedenen Baumsorten, die eng miteinander verwandt sind, gewonnen werden kann und diese in diversen Ländern wachsen.

Das Gewürz wird aus dem Innern des Stamms gewonnen.
Das Gewürz wird aus dem Innern des Stamms gewonnen.

Würmer galten kurioserweise als unfreiwillige Ernte­helfer, indem sie die äußerste Rinde der Zimtstämme auffraßen und so die interessanten inneren Zimtschichten freilegten. Die Qualität des Zimts bestimmt sich über die Breite der verwendeten Rindenschicht: „Alba“, die höchs­te Qualität, verwendet nur 6 mm, während „Hamburg“ 32 mm verarbeitet.

Gut verwurzelte Zimtbäume werden etwa zwei Jahre wachsen gelassen und dann oberhalb des Wurzelwerkes abgeschnitten. Rund um den Wurzelstock wachsen dann während zweier Jahre neue Zimtbäume heran, etwa ein Dutzend, die dann wiederum geerntet werden. Der Zimt muss übrigens sofort herausgeschält werden, so lange die innere Rinde noch nass ist, insofern entpuppt sich die Geschichte mit den Würmern wohl als nettes Geschichtchen. Vielleicht haben Würmer bei der ursprünglichen „Entde­ckung“ des Zimts eine Rolle gespielt, aber die liegt ja ohnehin im Dunkeln.

Vermehrung erfolgt durch Stecklinge

So sehen die Zimtstangen am Schluss aus.
So sehen die Zimtstangen am Schluss aus.

Momentan blühen meine großen, älteren Zimtbäume gerade wieder, doch Samen hatten wir von ihnen noch nie. Die Vermehrung erfolgt meistens über Stecklinge. Bei meinen Bäumen handelt es sich wohl um Cinnamomum cassia, dem weltweit verbreitetsten Zimt. Und eine einzige Zimtpflanze, mit länglichen Blättern, stammt aus Indonesien, die habe ich erst ein paar Tage und weiß ihren genauen Namen nicht.

Ich verwende Zimt eigentlich nur beim Backen. Apfelkuchen fällt einem natürlich sofort ein oder die saisonalen Zimtsterne. Heute ist Zimt ja ein ausgesprochenes Massenprodukt und billig überall zu kaufen, hat viel von seinem ursprünglichen „Glamour“ eingebüßt.

Wie der Zimt wächst, haben allerdings die wenigsten Besucher des Discovery Garden vorher schon einmal gesehen. Und das ist auch bei der Baumwolle so, die nicht nur geblüht hat. Sie hat auch Früchte gebildet, die jetzt am Reifen sind und sich jetzt öffnen, das heißt, die Samen können dank der Baumwollfasern fliegen und sich so verbreiten. Wer das selber mal versuchen will, kann ab sofort auch Samen bestellen.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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