Ja, ich gebe es zu: Früher war ich froh, wenn die Hochsaison vorbei war. Endlich konnte ich wieder eine freie Liege an meinem Pool finden, endlich wurde ich wieder freudig am Strand begrüßt, und auch in meinem Stammrestaurant waren wieder reichliche Plätze frei.

Tempi passati – die Zeiten haben sich verändert. Die Saison ist vorbei. Die Läden sind leer zu vermieten oder zu verkaufen. Überall begegnen einem diese Annoncen. Ich stelle mir vor, ich hätte hier in Thailand ein Geschäft und müsste in sechs Monaten soviel einnehmen, wie ich im Jahr bräuchte. Unmöglich. Deshalb sind meine Eingangssätze auch nichts als purer Egoismus. Ich wünschte den Thais eine Jahressaison. Aber da ist der Monsun davor.

Und dann gibt es ja auch noch diese ungewählte Militärregierung, deren Legitimation ausschließlich auf einem Putsch beruht. Zwar lebe ich zurzeit nicht in Thailand, aber was meine Freunde mir berichten, lässt sich mir die Haare sträuben. Angeblich berät die Regierung darüber, alle Strände von Liegen und Schirmen zu befreien – wie bereits in Phuket. Haben die Verantwortlichen schon mal was von Hautkrebs gehört? Oder spinnen sie nur?

Auch der Alkoholgenuss steht – wie ich höre – zur Debatte. Wie bitte? Zum Mittag oder zum Abendessen darf ich nur noch zeitlich begrenzt ein Bier oder einen Wein genießen? Gehirn-Ebola in Thailand – oder was? Wissen diese Bürokraten nicht, warum die meisten Touristen nach Thailand kommen – oder soll das der Anfang einer Touristen-Säuberung sein? Sie könnten es damit schaffen, denn die Schwäche des Rubels und des Euros führt jetzt schon dazu, dass weniger Urlauber ins Land kommen.

Für mich war Thailand seit Jahrzehnten ein Land der Freiheit. Was jetzt zur Diskussion steht ist in meinen Augen genau das Gegenteil. Und ich bin sicherlich nicht der Einzige, der darüber nachdenkt, in ein anderes Land zu wechseln.

Allerdings überwiegt meine Hoffnung: Diese Beamten werden sich nicht durchsetzen, denn sie riskieren mit ihren obskuren Plänen die Insolvenz des Landes. Die Menschen, die aus aller Welt nach Thailand kommen, um hier Urlaub zu machen, die wollen sich amüsieren, sie bringen Geld und Wohlstand ins Land. So schnell wie sie gekommen sind, werden sie auch wieder gehen. Die Folgen sind Arbeitslosigkeit, Drogenkriminalität und Prostitution. Ist das wirklich das Ziel der Regierung?

Da ich lange genug in Thailand lebe, weiß ich auch, dass hier Gesetze verabschiedet werden, die niemals umgesetzt wurden, sei es, dass einflussreiche Personen sie verhinderten oder dass man sie irgendwann einfach vergisst. Beispiele gibt es zuhauf. Jeder hier lebende Expat kennt sie und die damit einhergehende Korruption, von denen ganze staatstragende Behörden leben. Solange es uns persönlich nicht betrifft, können wir mit diesem Pragmatismus gut umgehen, denn alles lässt ich ja irgendwie regeln – oder?

Aber sollten die oben genannten Pläne der Regierung wirklich realisiert werden, dann kann dieses Land mich mal gerne haben. Aber aus der Ferne.