Der Holzfäller, der aus der Wüste kam

​Kokospalmen müssen gefällt werden, sie sind im Weg und stellen eine Gefahr dar

Hier waren offensichtlich Könner am Werk: Der Baumstamm wird filetiert, dicke Bretter kommen am Ende dabei heraus, vorher, nachher.
Hier waren offensichtlich Könner am Werk: Der Baumstamm wird filetiert, dicke Bretter kommen am Ende dabei heraus, vorher, nachher.
Natürlich kommt das Sägewerk zu uns, und zwar in Form eines kleinen zähen Männleins und seiner lieben, hilfreichen Frau.
Natürlich kommt das Sägewerk zu uns, und zwar in Form eines kleinen zähen Männleins und seiner lieben, hilfreichen Frau.

Drei große Kokospalmen sind mir gewissermaßen schon lange ein Dorn im Auge. Sie sollen gefällt werden. Meine zwei Gärtner-Jungs sagen, das können wir. Trotz gewisser Zweifel lasse ich sie als Baumfäller arbeiten. Fast geht die Sache schief...

In Thailand sterben jährlich mehr Menschen durch fallende Kokosnüsse als durch Schlangenbisse. Im Eingangsbereich will ich zwei Kokospalmen weghaben, da sollen ein paar Zitrusfrüchte „Buddhas Hand“ hin. Und die dritte Kokospalme liefert Nüsse, die niemand mag, auch sie muss weichen.

Die Axt im Haus erspart vielleicht...

In Kanada tauchte einst ein ganz kleiner Holzfäller auf, der auf seiner Axt aber ein wahrer Virtuose war. Er fällte selbst Riesenbäume im Tempo des gehetzten Affen. Und natürlich wollten die Leute, die sich sehr wunderten, eines Tages wissen, wo er das denn gelernt habe?

Ein Seil soll den unglaublich schweren Baumstamm schlussendlich in die gewünschte Richtung ziehen.
Ein Seil soll den unglaublich schweren Baumstamm schlussendlich in die gewünschte Richtung ziehen.

„In der Wüste“, war seine Antwort.

Und als die Leute immer noch bedeppert dreinschauten, weil in der Wüste ja nur wenige Bäume stehen, sagte er nur:

„Eben.“

Meine Gärtner-Jungs befestigen zunächst ein Seil etwa auf halber Höhe der zu fällenden Palme und machen sich dann am Stamm mit der Axt zu schaffen. Immer tiefer wird der Einschnitt auf der Seite, wo der Stamm nicht hinfallen soll. Ich helfe etwas mit beim Ziehen am Seil, und zwei Mal gelingt das Fällen recht gut: Die Baumstämme stürzen in der vorgesehenen Richtung. Dann wird die Krone abgehackt, unglaublich, wie schwer die Reststämme sind, sie lassen sich nur dank der Hebelwirkung der Brechstange einigermaßen bewegen.

Wie bringen wir die je ins Sägewerk?

Die fleißigen Gärtner bei der Arbeit.
Die fleißigen Gärtner bei der Arbeit.

Da die Stämme immer noch im Weg sind, binden meine Thais sie am Pickup an und schleppen sie so 2 oder 3 Meter weg. Ich frage mich, wie wir die je ins Sägewerk bringen können? Und die allerschwers­te, größte Palme ist ja noch gar nicht gefällt...

Ihr geht es jetzt an den Kragen: Wieder wird ein Seil angebunden, das aber im entscheidenden Moment reißt, und der schwere Stamm stürzt etwa 45 Grad neben die geplante Falllinie. Zum Glück ist der Kollateralschaden klein, und – wichtiger – niemand ist verletzt, wieder mal Schwein gehabt.

Konzentration und Präzision sind da gefragt.
Konzentration und Präzision sind da gefragt.

Und das vermeintliche Problem mit dem Transport zum Sägewerk entpuppt sich wieder einmal als eine völlig unbegründete Farang-denk-nicht-so-viel-Angst: Natürlich kommt das Sägewerk zu uns, und zwar in Form eines kleinen zähen Männleins und seiner lieben, hilfreichen Frau.

Der Mann ist Besitzer von zwei großen Kettensägen und somit ein Thai Stör-Sägewerk. Er ist ein Virtuose seines Fachs und geht mit höchster Konzentration ans Werk. Ich halte Maulaffen feil und schaue ihm ganz fasziniert bei seiner schweren Arbeit zu. Zunächst schneidet er den Stamm auf eine verarbeitbare Länge. Was dabei als Abfall anfällt, dient ihm gleich zur Fixierung des Stamms. Dann befreit er den Stamm von der Rinde und filetiert ihn kunstgerecht, immer assistiert von seiner Frau, da ist klar ein eingespieltes Team am Werk, jeder Griff sitzt. Im Nu entstehen Bretter in großer Zahl.

Die Hand Buddhas ist eine Laune der Natur.
Die Hand Buddhas ist eine Laune der Natur.

Wenn Sie mich fragen würden, wo der wohl sein Handwerk gelernt hat, würde ich ohne eine Sekunde zu zögern antworten:

„In der Wüste.“

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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