Zwei Jahre nach MH370-Katastrophe: Kein Trost für die Angehörigen

Immerhin gibt es ein Wrackteil der Maschine von Flug MH370, angespült auf einer Insel im Indischen Ozean. Aber Aufschluss über das mysteriöse Verschwinden des Flugzeugs vor zwei Jahren gibt das nicht. Foto: epa/Azhar Rahim
Immerhin gibt es ein Wrackteil der Maschine von Flug MH370, angespült auf einer Insel im Indischen Ozean. Aber Aufschluss über das mysteriöse Verschwinden des Flugzeugs vor zwei Jahren gibt das nicht. Foto: epa/Azhar Rahim

Kuala Lumpur (dpa) - Mehr als 700 Tage Verzweiflung, Trauer und Wut liegen hinter den Angehörigen der Insassen von Flug MH370. Die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen bleibt verschollen. Kurz vor dem zweiten Jahrestag (8.3.) weiß man kaum mehr als dies: das Verschwinden von MH370 ist weiter eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Was in den zwei Jahren passiert ist:

DAS VERSCHWINDEN:

8. März 2014, 01.20 Uhr Ortszeit Malaysia: «Gute Nacht, Malaysian drei sieben Null». Das sind die letzten Worte aus dem Cockpit der Boeing 777, Malaysia-Airlines-Flug MH370. Die Maschine ist mit 239 Menschen an Bord in der Hauptstadt Kuala Lumpur gestartet und soll fünf Stunden später in Peking landen. Sie kommt dort nie an. Tage später legen Satellitenauswertungen nahe, dass die Maschine radikal den Kurs wechselte, stundenlang Richtung Süden flog und als das Benzin alle war, im Indischen Ozean abstürzte.

DIE SUCHE:

Seit 2014 suchen Spezialisten mit Bergungsschiffen und unbemanntem Unterwasservehikel mehr als 2.000 Kilometer westlich der australischen Stadt Perth nach dem Wrack. Es ist eine der am wenigsten erkundeten und unwirtlichsten Meeresgegenden mit häufigen Stürmen. Das Wasser ist dort bis zu 6.000 Meter tief, mit Bergen und mehr als 1.000 Meter tiefen Gräben. Das Suchgebiet mit 120.000 Quadratkilometern ist so groß wie Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen zusammen. Sie haben nichts gefunden.

DER ERSTE FUND:

Im Sommer 2015 taucht ein Wrackteil auf: eine zwei Meter lange mit Muscheln überwucherte Flügelklappe, die allem Anschein nach monatelang im Ozean trieb, wird an der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion vor Madagaskar angeschwemmt. Das liegt 4.000 Kilometer westlich von dem angenommenen Absturzort. Strömungsmodelle zeigen aber, dass das passt: ein Wrackteil hätte tatsächlich von der angenommenen Absturzstelle nach La Réunion gespült werden können.

DIE ANGEHÖRIGEN:

Von den 239 Menschen an Bord kommen 152 aus China, 49 aus Malaysia. Besonders die Chinesen hadern mit Malaysia Airlines und der malaysischen Regierung. Gerade in den ersten Tagen nach dem Verschwinden haben beide kein Konzept: Sie sagen wenig, und das wenige ist konfus. Die Angehörigen argwöhnen bis heute, dass etwas vertuscht werden sollte.

DIE THEORIEN:

War ein Entführer an Bord? Die Piloten haben keinen Panik-Knopf gedrückt. Kam es zu einem katastrophalen Systemausfall? Die Piloten haben nie Instrumentenprobleme angezeigt. Wurde die Maschine versehentlich abgeschossen und es wird vertuscht? Da müssten sehr viele Geheimdienste unter einer Decke stecken und gemeinsam dicht halten. Hat ein Pilot die Maschine absichtlich ins Verderben gelenkt? Die abrupte Kursänderung, keine Kommunikation aus dem Cockpit - diese Theorie gilt als wahrscheinlichste, nicht erst seit der Germanwings-Tragödie im März 2015, als ein deutscher Kopilot eine Maschine mit 150 Menschen an Bord nach Überzeugung der Ermittler in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz brache.

KOMPENSATION:

42 Angehörige haben nach Angaben von Malaysia Airlines finanzielle Entschädigung angenommen. Wieviel, sagt die Fluggesellschaft nicht. Aber nach dem Montrealer Abkommen steht ihnen knapp 150.000 Euro pro Passagier zu. Viele andere Passagiere wollen nach Angaben von Anwälten aber auf Millionenentschädigung klagen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.