Tamilische Hindus feiern Thaipusam

Fest des Schmerzes 

Riesige Kavadi-Opferkäfige werden von Hindu-Anhängern in einer Prozession während des Thaipusam-Festes an den Batu-Höhlen am Stadtrand von Kuala Lumpur getragen. Foto: Vincent Thian/Ap/dpa
Riesige Kavadi-Opferkäfige werden von Hindu-Anhängern in einer Prozession während des Thaipusam-Festes an den Batu-Höhlen am Stadtrand von Kuala Lumpur getragen. Foto: Vincent Thian/Ap/dpa

KUALA LUMPUR: Schon der Anblick tut weh: Bei einem wichtigen Hindu-Festival verstümmeln sich viele Gläubige in Malaysia selbst. Teilnehmer sagen, sie spüren keinen Schmerz. Wie kann das sein?

Durchbohrte Wangen und Haken im Rücken: Zahlreiche hinduistische Tamilen haben in Malaysia das bedeutende Thaipusam-Festival gefeiert und sich dabei teilweise selbst verstümmelt. Das religiöse Fest, das unter anderem auch in Indien, Sri Lanka und Singapur begangen wird, wird zu Ehren von Murugan abgehalten, einer der populärsten Gottheiten unter tamilischen Hindus. Mit dem Ritual gedenken die Teilnehmer des Sieges Murugans über einen Dämon - dank eines Speers, den er von seiner Mutter Parvati erhalten hatte.

Eigentlich ist Malaysia muslimisch geprägt, aber die ersten tamilischen Auswanderer aus Indien nahmen Ende des 19. Jahrhunderts ihre Bräuche und Traditionen mit, als sie nach Malaysia zogen. Das Land war damals britische Kolonie, viele fanden Arbeit auf Plantagen. Heute ist Thaipusam in Teilen Malaysias ein offizieller Feiertag.

Zentrum der Feierlichkeiten sind die Batu Caves in der Nähe der Hauptstadt Kuala Lumpur. In den riesigen Kalksteinhöhlen befinden sich heilige Hindu-Schreine. Zehntausende Gläubige nahmen am Donnerstag seit den frühen Morgenstunden an der Prozession teil und stiegen die 272 Stufen zu einer Statue von Murugan empor. Auch auf der Insel Penang pilgerte eine riesige Zahl Gläubiger zu einem bekannten Tempel.

Selbstverstümmelungen als Opferakt

Die Selbstverstümmelungen sind ein Opferakt, mit dem Gläubige Murugan um Hilfe anflehen, etwa für die Heilung eines geliebten Menschen. Die Anhänger bereiten sich sorgsam auf die Rituale vor und haben wochenlang gebetet und gefastet. Oft sind sie in einer Art Trance, wenn ihre Haut mit Haken und kleinen Speeren durchbohrt wird.

«Dies ist eine Form strenger Buße, die Lord Murugan gewidmet ist», sagte der 34-jährige Harish der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte sich Hunderte kleine Haken tief durch die Haut gezogen, an denen kleine Gefäße hingen - aber es floss kaum Blut. «Die meisten von uns spüren keinen Schmerz, da wir unseren Körper Lord Murugan geweiht haben - und er übernimmt den Schmerz. Das ist es, woran wir glauben: Das ist göttliche Besessenheit.»

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