Lage weiter katastrophal

«Wir brauchen humanitäre Hilfe» 

Menschen suchen nach Überlebenden nach den schweren Unwettern.In Libyen herrscht nach den furchtbaren Überschwemmungen weiter der Ausnahmezustand. Foto: Yousef Murad/Ap/dpa
Menschen suchen nach Überlebenden nach den schweren Unwettern.In Libyen herrscht nach den furchtbaren Überschwemmungen weiter der Ausnahmezustand. Foto: Yousef Murad/Ap/dpa

BENGASI: Die Lage in Libyen ist auch Tage nach den Überschwemmungen weiter verheerend. Ganze Regionen sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das Land braucht nach Meinung von Experten dringend mehr Hilfe. Aus Deutschland macht sich unterdessen ein Einsatzteam auf den Weg.

In Libyen schwindet nach den furchtbaren Überschwemmungen die Hoffnung auf Überlebende. Während Rettungsteams weiter in den Trümmern eingestürzter Gebäude suchen, müssen in Leichensäcke gehüllte Opfer in Massengräbern verscharrt werden. Nach Angaben der Verwaltung im Osten des Landes kamen mehr als 5000 Menschen ums Leben. Die genaue Zahl ist nur schwer unabhängig zu beziffern. Es wird aber befürchtet, dass noch weit mehr Tote geborgen werden. Unterdessen gibt es verzweifelte Rufe nach mehr humanitärer Hilfe für die Überlebenden in dem nordafrikanischen Land, das sich seit Jahren im Bürgerkrieg befindet.

Das deutsche Technische Hilfswerk (THW) brachte derweil Hilfslieferungen auf den Weg. Es handelt sich nach Angaben der Organisation um 100 Zelte mit Beleuchtung, 1000 Feldbetten, 1000 Decken, 1000 Isomatten und 80 Stromgeneratoren. Einem Sprecher zufolge brachen acht Lastwagen noch am Mittwochabend in Richtung Wunstorf bei Hannover auf. Vom dortigen Bundeswehrstandort sollte die Fracht an diesem Donnerstag nach Libyen gebracht werden.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kündigte für Donnerstag die Ankunft eines Notfallteams in der schwer betroffenen Stadt Darna an. Es bestehe aus Logistikern und medizinischem Personal, gab die Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter) bekannt. Man bringe zudem Notfallausrüstung mit zur Behandlung von Verletzten und Leichensäcke für Libyens Wohlfahrtsorganisation Roter Halbmond.

Die Sorge gelte auch den Hunderttausenden von Flüchtlingen und anderen Migranten aus mehr als 40 Ländern, für die Libyen das Sprungbrett nach Europa sei, berichtete die englischsprachige Zeitung «Arab News» mit Sitz in Saudi-Arabien. Auch unter diesen Menschen dürfte es Opfer geben, die von den Überschwemmungen mitgerissen wurden, hieß es.

Derweil hat die Europäische Union ihr Katastrophenschutzverfahren aktiviert und koordiniert Hilfsangebote aus verschiedenen EU-Ländern. Auch die Vereinten Nationen haben ein Team vor Ort. Libyen hatte ein internationales Hilfeersuchen gestellt.

Allein in Darna sind mehr als 30.000 Menschen obdachlos geworden, wie die Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf X mitteilte. Rund 10.000 Menschen gelten als vermisst. Videos in sozialen Medien zeigten Fahrzeugkolonnen, die Tote abtransportierten, auf anderen Aufnahmen trieben Leichen im Meer. Ganze Straßenzüge sind in Schlamm versunken.

Neben Darna sind auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. «Wir brauchen einfach Leute, die die Situation verstehen - logistische Hilfe, Hunde, die Menschen riechen können und sie aus dem Boden holen. Wir brauchen einfach humanitäre Hilfe, Leute, die wirklich wissen, was sie tun», sagte ein libyscher Arzt, der in einer Klinik nahe Darnas arbeitet, dem britischen Sender BBC.

Der Sturm «Daniel», der zuvor auch in Griechenland gewütet hatte, erfasste Libyen am Sonntag. Nahe Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der Hafenstadt ihren rund 100.000 Einwohnern wurden ins Meer gespült.

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