Willi Berke stolperte über seinen Wohnpark Heimat

Der Deutsche und seine Frau festgenommen / Vertragsbruch

Willi Berke startete seinen „Wohnpark Heimat“ mit einer faustdicken Lüge. Das Bauland an der Soi Paradise Villa gehöre ihm, liess er Interessenten und Käufer wissen. Mitnichten! Mehr als drei Jahre nach dem ersten Spatenstich gehört dem thailändischen Grundbesitzer noch immer ein Grossteil des Areals. Bauherrn warten auf die Grundstücksübertragung, haben sich zusammengeschlossen und Anzeige erstattet: Willi Berke, so ihr Vorwurf, habe sie betrogen. Seit Donnerstag, 24. April, sind der 51jährige Deutsche und seine Frau Pornpen in Haft.

Willi Berke wurde festgenommenGerüchte um den Deutschen und sein Siedlungsprojekt machen sein Monaten in Pattaya die Runde. Pleite wäre er, er hätte seine Käufer abkassiert, Rechnungen der Handwerksbetriebe hingegen erst nach vielen Mahnungen bezahlt. Nach einem Bericht der grössten thailändischen Boulevardzeitung, der Thai Rath, sollen sich Berkes Aussenstände auf mindestens 28 Millionen Baht belaufen.

Der aus Bodenwerder im südlichen Niedersachsen stammende Handwerker hatte zwei Firmen gegründet: die German- Asia T.C.S. und die Heimat T.C.S. Village, die den Wohnpark an der Strasse zum Bamroongsee erschliessen sollte. Als Direktoren fungieren Willi Berke und seine Frau Pornpen. Im September 1999 hatte der Deutsche in einem Interview mit dem FARANG sein Bauvorhaben vorgestellt: „Wir haben vor einem Jahr 30 Rai erworben. Auf dem Areal können 64 Häuser errichtet werden.“

Mehr als ein knappes Dutzend sind es bis heute nicht geworden. Und alle Käufer bzw. Bauherrn klagen über und gegen Willi Berke. Zehn Parteien setzten sich letztlich an einen Tisch und formulierten eine Beschwerde an die Polizei. Kurz darauf fanden sich der Deutsche und seine Frau in einer Zelle der Polizeistation Banglamung wieder.

Der „Wohnpark Heimat“: Viele Gebäude stehen erst im Rohbau, drei wurden inzwischen gepfändet.
Der „Wohnpark Heimat“: Viele Gebäude stehen erst im Rohbau, drei wurden inzwischen gepfändet.

Am folgenden Tag liess sich Chonburis stellvertretender Gouverneur Suphot Lawansiri in Pattayas City Hall von den Wohnpark-Leuten informieren. Zwölf Thais und Ausländer übergaben ein weiteres Schreiben mit ihren detaillierten Beschwerden. Die Kritik gipfelt in dem Vorwurf, sie hätten für ihre Projekte Zahlungen geleistet, die Berke an den Grundeigentümer weitergeleitet hätte. Auf der Baustelle aber habe sich nichts getan. Der Vizegouverneur sicherte seine Unterstützung zu und ordnete an, Personen und Firmen zu durchleuchten.

Nach einem Bericht der Thai Rath-Zeitung soll sich Suphot Lawansiri gegen eine Haftentlassung auf Kaution ausgesprochen haben. Die Begründung: Berke und Frau könnten aus Thailand flüchten.

Im „Wohnpark Heimat“ haben inzwischen zehn Westeuropäer Geld investiert bzw. Zahlungen für Grundstück und Hausbau geleistet. Die Betreuung von Interessenten und Bauherrn in Deutschland hatte ein Manfred Paul übernommen.

Drei Ausländer und Willi Berke wohnen bereits in der Anlage. Ingesamt, so wurde dem FARANG im Wohnpark versichert, sollen erst vier der zehn Parteien ein Chanod (Grundstückspapier) besitzen. Drei Wohnhäuser wurden inzwischen per Gerichtsbeschluss gepfändet. Die Pfändungsbescheide kleben gut sichtbar an den Neubauten, für die Anzahlungen geleistet wurden.

Ein Europäer zählt sich zu den Hauptgeschädigten. Er hatte mit Willi Berke für Grundstückskauf und Hausbau einen Endbetrag von 14 Millionen Baht vereinbart und 7 Millionen anbezahlt. In die Heimat zurückgekehrt, liess er sich ständig telefonisch über den Baufortschritt informieren. Heute weiss der Bauherr: „Berke hat tüchtig übertrieben.“ Als ein Verwandter sich vor Ort umschaute und seinen Bericht weitergab, setzte sich der Grundstückskäufer ins nächste Flugzeug.

In Pattaya forderte er vom Wohnpark-Initiator sein Geld zurück. Vergeblich, zumal der thailändische Grundeigentümer einen Teil des vom Deutschen vermeintlich rechtens erworbenen Landes bereits beschlagnahmt hatte. Berke soll seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Landbesitzer nicht nachgekommen sein. Im Wohnpark heisst es weiter, Berke habe Vertragstermine platzen lassen und so das Recht auf das Gelände verwirkt.

Die vom deutschen Handwerker - er stammt übrigens nicht aus der Baubranche - vermeintlich betrogenen Westeuropäer hoffen nun, in direkten Gesprächen mit dem Landeigentümer an ihr Wunschgrundstück zu kommen.

Berke, so ein weiterer Vorwurf, soll Bewohner und Besucher des Wohnparks seit Monaten schikaniert haben. Verwandte und Bekannte der Bewohner, ja selbst Bauherrn habe der Handwerker an der Schranke zurückgewiesen.

So unfertig wie die „Heimat“ wird voraussichtlich auch Berkes zweites Projekt bleiben: Er plante eine zweite Siedlung.

Eigentlich einfach . . .

Die sichere Abwicklung eines Immobiliengeschäftes ist in Thailand einfach. Wenn der Käufer einige Grundsätze beachtet. So muss vor dem Kauf sichergestellt sein, dass der Verkäufer das Land, das er anbietet, auch besitzt. Dazu reicht der Blick einer kompetenten, der Thai-Schrift mächtigen Person auf das Original des Besitztitels (Chanod). Ein seriöser Anbieter wird das nicht verweigern. Das Chanod gibt auch darüber Aufschluss, ob das Grundstück durch Darlehn/Hypothek belastet ist. Ergeben sich Fragen, sollten Ausländer einen Rechtsbeistand suchen. Im Fall Berke scheint der Lemming-Effekt eine Rolle gespielt zu haben. Jeder Bauwillige hat wohl angenommen, bei so vielen Personen hätten sicherlich einige bereits die legalen Aspekte des Kaufs geprüft.

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