Wenig bekannter Senator führt Übergangsregierung

Die Anwälte des ehemaligen Premierministers Imran Khan wollen nach seiner Verhaftung Berufung beim Obersten Gericht in Islamabad einlegen. Foto: epa/Sohail Shahzad
Die Anwälte des ehemaligen Premierministers Imran Khan wollen nach seiner Verhaftung Berufung beim Obersten Gericht in Islamabad einlegen. Foto: epa/Sohail Shahzad

ISLAMABAD: Seit Monaten toben Machtkämpfe in der Atommacht Pakistan. Der Oppositionsführer ist hinter Gittern. Nun soll kurz vor den Wahlen ein weitgehend unbekannter Politiker die Regierung führen.

Nach der frühzeitigen Auflösung der pakistanischen Nationalversammlung führt ein weitgehend unbekannter Senator die Regierungsgeschäfte. Präsident Arif Alvi unterzeichnete am Samstag die Ernennung von Anwarul Haq Kakar. Zuvor hatten sich Regierungschef Shehbaz Sharif und die Opposition auf den Senator aus der Provinz Belutschistan verständigt. Kakar soll die Regierungsgeschäfte der Atommacht bis zur geplanten Parlamentswahl kommissarisch leiten.

Kakar stammt aus der von Unruhen geplagten Grenzprovinz Belutschistan und übte dort eine Führungsrolle in einer regionalen Partei aus. Seine Nominierung gilt als Kompromiss zwischen dem Regierungsbündnis der Familiendynastien und der Oppositionspartei PTI, da der 52-Jährige keiner großen etablierten Partei angehört. Politiker der Provinz genießen in der Regel den Rückhalt des mächtigen Militärs.

Am Mittwoch hatte Präsident Arif Alvi der vorzeitigen Auflösung der Nationalversammlung zugestimmt und damit den Weg für die Wahl innerhalb der kommenden 90 Tage geebnet. Einen konkreten Termin gibt es noch nicht. Auch wegen einer neuen Volkszählung könnte sich der Termin verzögern, weil Wahlkreise neu zugeschnitten werden sollen.

«Er ist vielleicht die politisch unumstrittenste und angenehmste Wahl, die man unter den gegebenen Umständen treffen kann», hieß es in einem Kommentar der pakistanischen Zeitung «Dawn». Auch seine Herkunft aus Belutschistan könne eine bisher vernachlässigte Perspektive in die Regierungspolitik einbringen. Er müsse jedoch der Versuchung widerstehen, länger im Amt zu bleiben als vorgesehen.

Das südasiatische Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Es tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen der Regierung Sharifs und Ex-Premierminister Imran Khan. Der frühere Kricket-Star wurde vor einer Woche in einem Korruptionsverfahren zu drei Jahren Haft verurteilt und inhaftiert. Beobachter vermuten politische Gründe.

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