Neue Partei gewinnt Parlamentswahl

​Wahlforscher 

Montenegros Präsident Jakov Milatovic gibt während der Parlamentswahlen in Podgorica seine Stimme ab. Foto: epa/Boris Pejovic
Montenegros Präsident Jakov Milatovic gibt während der Parlamentswahlen in Podgorica seine Stimme ab. Foto: epa/Boris Pejovic

PODGORICA: Die neue reformorientierte Bewegung «Europa Jetzt!» (PES) hat nach Berechnungen von Wahlforschern die Parlamentswahl in Montenegro gewonnen. Nach Auszählung fast aller Wahllokale kam sie auf 26 Prozent der Stimmen und damit auf 24 von 81 Mandaten, erklärte das Wahlforschungsinstitut CDT am späten Sonntagabend in Podgorica. Zweitstärkste Kraft wurde die ehemalige Präsidentenpartei DPS. Sie bekam 23 Prozent der Stimmen und kann mit 21 Mandaten rechnen.

Nach der Abwahl des lange regierenden pro-westlichen Präsidenten Milo Djukanovic im April und dem rapiden Aufstieg von «Europa Jetzt!» wird die Macht im kleinen Balkan- und Nato-Land nun neu verteilt.

PES-Spitzenkandidat Milojko Spajic (35) erhob noch in der Wahlnacht den Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten. «Es ist offensichtlich, dass wir die neue pro-europäische Regierung bilden werden», sagte er auf einer Pressekonferenz in Podgorica.

Um künftig regieren zu können, wird Spajic Partner brauchen. Dafür kämen wohl zwei pro-serbische Wahlallianzen sowie die Volksgruppen-Parteien der Bosniaken, Albaner und Kroaten infrage. Eine Koalition mit der DPS, die unter Djukanovic gut 30 Jahre lang die Politik in Montenegro bestimmt hatte, hat Spajic ausgeschlossen.

«Europa Jetzt!» war als Favoritin in die Wahl gegangen. Die neue Partei gibt sich modernisierungsfreudig und will das Land in die EU führen. Zugleich steht sie aber auch für eine stärkere Anlehnung an das Nachbarland Serbien. Mit Jakov Milatovic (36) stellt sie bereits das neue Staatsoberhaupt. Bei der Präsidentenwahl im April hatte er Djukanovic deutlich geschlagen. Dieser hatte das Land 2006 in die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die Nato geführt. Zugleich stand er wegen Korruption und Misswirtschaft in der Kritik.

Die Wahlbeteiligung lag den Angaben der Wahlforscher zufolge bei 56 Prozent. Sie lag damit deutlich unter den Erwartungen.

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