Zwei proiranische Milizionäre getötet

​US-Angriff im Irak 

Begräbnisfeier für den in Syrien getöteten hochrangigen IRGC-Kommandeur. Foto: epa/Abedin Taherkenareh
Begräbnisfeier für den in Syrien getöteten hochrangigen IRGC-Kommandeur. Foto: epa/Abedin Taherkenareh

BAGDAD/WASHINGTON: Das US-Militär hat nach eigenen Angaben in der irakischen Hauptstadt Bagdad zwei Mitglieder einer mächtigen proiranischen Miliz getötet, darunter einen Kommandeur. Das teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Donnerstag in Washington mit. Es habe sich um einen Akt der Selbstverteidigung gehandelt, da der Kommandeur aktiv an der Planung und Durchführung von Anschlägen gegen US-Kräfte beteiligt gewesen sei. Details nannte Ryder nicht. Er betonte aber, es seien keine Zivilisten verletzt worden. Die Attacke sei «notwendig», «angemessen» und «verhältnismäßig» gewesen.

Aus irakischen Sicherheitskreisen hieß es, der Luftangriff habe im Osten Bagdads eine Einrichtung der sogenannten Volksmobilisierungskräfte getroffen. Sechs weitere Milizionäre seien verletzt worden. Ein Sprecher der irakischen Armee kritisierte die Aktion scharf und sagte, der «ungerechtfertigte» Angriff mit einer Drohne unterscheide sich nicht von «terroristischen Handlungen».

Der Pentagon-Sprecher wollte sich trotz mehrerer Nachfragen von Reportern nicht zu der Kritik äußern oder dazu, ob die irakische Regierung vorab informiert worden sei. Auch andere Fragen zu Details und Hintergründen des Angriffs ließ er unbeantwortet, betonte aber: «Wir werden weiter sehr eng mit unseren irakischen Partnern zusammenarbeiten.» Wenn die eigenen Streitkräfte bedroht würden, behielten sich die USA zum Schutz ihrer Leute aber das Recht auf Selbstverteidigung vor.

In proiranischen Propaganda-Kanälen war von der Tötung zweier ranghoher Anführer die Rede. Ein Milizen-naher TV-Sender berichtete von einem Angriff mit drei Raketen. Bilder in sozialen Medien zeigten das Wrack eines Autos, das offenbar getroffen wurde. Nach dem Angriff sperrten Dutzende Fahrzeuge der irakischen Sicherheitskräfte laut Augenzeugen die Gegend ab. Über dem Stadtgebiet kreisten irakische Armeehubschrauber. Ministerpräsident Mohammed al-Sudani rief den Nationalen Sicherheitsrat zusammen, um über den Angriff zu beraten.

Die Lage im Irak ist wie in der gesamten Nahost-Region wegen des Gaza-Kriegs und tödlichen Eskalationen unter anderem im Libanon und im Iran sehr angespannt. Die proiranischen Milizen haben im Irak wie auch in Syrien großen Einfluss. Diese haben seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten mehr als 100 Angriffe auf US-Truppen im Irak und in Syrien verübt.

Das US-Militär hatte auf die Attacken mehrfach mit Luftangriffen im Irak reagiert. Der Angriff in Bagdad vom Donnerstag ist der vierte US-Angriff im Irak seit Beginn des Gaza-Kriegs. Die USA - der wichtigste Verbündete Israels - und ihre Truppen stehen stark im Visier proiranischer Milizen in der Region. Der Iran will mit ihnen eine «Achse des Widerstands» gegen Israel schaffen. Im Irak fordern die Milizen auch einen Abzug der etwa 2500 verbleibenden US-Truppen.

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