UN ermittelt im Kaschmir-Konflikt

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein. Foto: epa/Martial Trezzini
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein. Foto: epa/Martial Trezzini

GENF (dpa) - Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf hat in seinem ersten Bericht zur Unruheregion Kaschmir Menschenrechtsverletzungen auf indischer wie auf pakistanischer Seite festgestellt.

Es herrsche eine Situation chronischer Straflosigkeit der Sicherheitskräfte, hieß es in einer Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Berichts am Donnerstag. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Rad al-Hussein, werde den Menschenrechtsrat drängen, die Gründung einer Kommission für eine unabhängige, internationale Untersuchung zu prüfen.

Zum Streit zwischen den südasiatischen Nachbarländern um die Himalaya-Region wurde er zitiert: «Es ist ein Konflikt, der Millionen ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt hat und bis heute unermessliches Leid verursacht.»

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 streiten die beiden Länder um die Herrschaft über das Kaschmir-Tal. Die Region ist vornehmlich zwischen den beiden heutigen Atommächten aufgeteilt, die darüber bereits zwei Kriege geführt haben. Ein dritter Teil gehört zu China. Immer wieder kommt es im von Indien verwalteten Teil zu Gewalt zwischen Sicherheitskräften und Separatisten, die eine Abspaltung des überwiegend muslimischen Kaschmirs vom mehrheitlich hinduistischen Indien wollen. Dabei kamen seit den späten 1980er Jahren mehr als 44 000 Menschen ums Leben - darunter zahlreiche Zivilisten.

Indische Sicherheitskräfte hätten im beobachteten Zeitraum zwischen Juli 2016 und April 2018 übermäßige Gewalt angewendet und zahlreiche Zivilisten getötet und verletzt, hieß es vom Menschenrechtsbüro. Ein Gesetz von 1990 verleihe ihnen praktisch Immunität. Es gebe auch Hinweise darauf, dass bewaffnete Gruppen im indischen Teil Kaschmirs ein breites Spektrum an Menschenrechtsverletzungen begangen hätten. Zahlreiche Experten seien überzeugt, dass das pakistanische Militär diese Gruppen unterstütze. Im von Pakistan verwalteten Teil würden Anti-Terror-Gesetze missbraucht, um Aktivisten zu unterdrücken.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.