Bildungsverbot der Taliban «selbstzerstörerisch»

​UN-Generalsekretär  

UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Gespräch mit Journalisten. Foto: epa/Stringer
UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Gespräch mit Journalisten. Foto: epa/Stringer

KABUL: Seit ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban die Rechte von Frauen massiv beschnitten, sie sind nun in ihren Häusern quasi eingesperrt. Nicht nur die UN prangern dies an.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, hat die in Afghanistan herrschenden militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ihr gegen Mädchen und Frauen verhängtes Bildungsverbot aufzuheben. Es sei an der Zeit, «alle diskriminierenden Gesetze und Praktiken» zu beenden, die den Zugang zu Bildung verhindern. Die Regelungen der Taliban nannte Guterres «selbstzerstörerisch». Die UN haben ihren internationalen Tag der Bildung an diesem Dienstag den Frauen und Mädchen in Afghanistan gewidmet.

Seit ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 stehen die Taliban vor allem wegen ihrer massiven Beschneidung von Frauenrechten in der Kritik. So ist Mädchen der Schulbesuch ab der siebten Klasse nicht gestattet, seit Ende vergangenen Jahres dürfen Frauen außerdem keine Universitäten mehr besuchen.

Das Bildungsverbot sorgt auch in Afghanistan selber für Empörung. Immer wieder gehen vor allem Frauen auf die Straße. Mehrere Professoren traten aus Protest zurück, nachdem die Universitäten für Studentinnen schließen mussten. An mindestens einer Universität verweigerten männliche Studenten ihre Prüfung.

Bereits während ihrer ersten Herrschaft in den 90er Jahren untersagten die Taliban Frauen den Zugang zu Bildung. Nach ihrem Sturz im Jahr 2001 ist die Zahl an Frauen, die eine Universität besuchen, laut den Vereinten Nationen innerhalb von 20 Jahren auf das zwanzigfache angestiegen. Während 2001 nur 5000 Frauen in den Hörsälen saßen, waren es 2020 mehr als 100.000, schreibt die UN.

Die Taliban halten seit ihrer erneuten Machtübernahme jedoch an ihrem Bildungsverbot fest. In einer Videobotschaft, die unter Journalisten geteilt wurde, sagt eine Gruppe von afghanischen Aktivistinnen: «Wir, die Mädchen und Frauen Afghanistans, sind in unseren Häusern eingesperrt.»

Auch Selgai Sahar, die bei dem Sturz der alten Regierung die Oberstufe im Osten Afghanistans besuchte, beschreibt die derzeitige Situation ihres Landes gegenüber der Deutschen Presse-Agentur als «Gefängnis». Mit der Unterstützung ihres Vaters unterrichtet sie nun andere Teenager-Mädchen zu Hause. Aufgeben komme für sich noch nicht in Frage. «Wenn sie eine Mauer vor uns aufbauen, werden wir drüber klettern», sagt Selgai.

Matiullah Wesa, Gründer der Organisation Pen Path, reist in abgelegene Gebiete seines Landes, um mit Freiwilligen private Schulen in Häusern zu gründen und für Bildung zu werben. Einfach sei diese Aufgabe nicht, sagt er, «aber wir werden nicht aufhören, bis die Schulen und Universitäten wieder öffnen.»

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