Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Montag

Foto: epa/dpa Fotomontage
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Moskau wirft Kiew Angriff auf Atomkraftwerk vor

MOSKAU/KIEW: Das russische Außenministerium hat Kiew die volle Verantwortung für Drohnenangriffe auf das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine zugeschrieben. «Mit ihren kriminellen Handlungen macht die Ukraine, unterstützt von den USA und ihren westlichen Satelliten, deutlich, dass sie den Weg des nuklearen Terrors eingeschlagen hat», heißt es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des Außenamtes in Moskau. Laut Atombehörde IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) am Sonntag mit.

«Aufgabe der Weltgemeinschaft und der internationalen Organisationen, allen voran der IAEA, ist es, Kiew die Möglichkeit zu nehmen, Terroranschläge auf Atomanlagen zu verüben», forderte das russische Außenministerium weiter. Moskaus UN-Botschafter Wassili Nebensja kündigte nach Angaben der Staatsagentur Tass an, den Vorfall bei einer der nächsten Sitzungen des Weltsicherheitsrates zur Sprache bringen zu wollen. Die Ukraine hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert.

Moskau sah die Verantwortung für den Angriff auf das größte Atomkraftwerk Europas «in vollem Umfang bei der Führung jener Staaten, die das Kiewer Regime mit Waffen und Geheimdienstinformationen versorgen und ihm finanzielle Mittel zur Verfügung stellen». Russland selbst, dessen Truppen das Kraftwerk seit über zwei Jahren besetzt halten, «tut alles Notwendige, um die Sicherheit des AKW im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und den internationalen rechtlichen Verpflichtungen zu gewährleisten».

Die sechs Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart im Atomkraftwerk Saporischschja wurden heruntergefahren und produzieren keine Energie mehr. Die Reaktoren selbst befinden sich jeweils in einem Betonwürfel mit Betonwänden von einem Meter Dicke. In deren Mitte sind die Reaktoren, deren Sicherheitsbehälter noch einmal eine 20 Zentimeter dicke Stahlschicht haben. Allein für eine Zerstörung der Betonwände wären Experten zufolge mehrere gezielte Treffer mit großkalibrigen Granaten oder spezieller bunkerbrechender Munition notwendig.


Selenskyj: Maximaler Schutz für Charkiw

KIEW: Die Ukraine unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj «maximale Anstrengungen» für Schutz und Unterstützung der Großstadt Charkiw im Osten des Landes. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstrich Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen.» Nach Dafürhalten der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Großoffensive gegen Charkiw gerichtet sein.

Jüngste russische Angriffe gegen die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht. Die ukrainische Regierung habe erst am Montag Vorschläge erhalten, den Stromausfall in Charkiw zu beenden und die schweren Schäden am gesamten Energienetz der Ukraine zu beheben. «Ich bin allen unseren Stromtechnikern und Reparaturteams dankbar», sagte Selenskyj. «Jeder, der das System, die Netze und die normale Versorgung der Menschen wiederherstellt, ist ein wirklich guter Arbeiter.» Russische Präzisionsangriffe mit Marschflugkörpern und Raketen haben in den vergangenen Wochen das ukrainische Energienetzwerk schwer getroffen.


London: Krankenhäuser in Russland leiden unter Aufwand für Krieg

LONDON: Wichtige zivile Dienste in Russland wie Krankenhäuser leiden nach britischer Darstellung unter den Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Grund seien die gewaltigen personellen und finanziellen Ressourcen, die für den Krieg bereitgestellt würden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit. «Die Zahl der medizinischen Fachkräfte in Russland wird im Laufe des Jahres 2024 weiter sinken.»

Als Ersatz rekrutiere Russland medizinisches Personal in Afrika, hieß es unter Berufung auf die Denkfabrik Center for European Policy Analysis in Washington. Diese Mitarbeiter müssen demnach keine Qualifikationsnachweise vorlegen außer einer Selbsteinschätzung. Das Vorgehen gefährde die klinischen Leistungen, betonte das britische Ministerium.

Die Behörde zitierte den russischen Parlamentsvorsitzenden Wjatscheslaw Wolodin, der Anfang April von 30.000 fehlenden Ärztinnen und Ärzten gesprochen habe. Bei Bezirkskrankenhäusern liege der Mangel bei rund 50 Prozent. Das sei eine leichte Steigerung im Vergleich zum November 2023. Grund sei, dass einige Fachkräfte zu privaten Anbietern gewechselt seien und andere das Land verlassen hätten. Etwa 2 Prozent der Ärzte und des Fachpersonals seien ausgereist, um der Teilmobilmachung im September 2022 zu entgehen, hieß es in London weiter.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriff Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.


Schäden nach neuen russischen Drohnenangriffen

KIEW: Russland hat die Ukraine einmal mehr mit Drohnenattacken überzogen. Die meisten wurden abgeschossen, trotzdem gab es Schäden durch herabfallende Trümmer.

Nach neuen russischen Drohnenangriffen in der Ukraine haben Behörden in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw von Schäden berichtet. Im Gebiet Odessa haben Trümmer einer abgeschossenen Drohne ein Objekt der Transportlogistik und eine Tankstelle beschädigt, wie die Behörden am Montag mitteilten. Im Gebiet Mykolajiw sei durch abgeschossene Drohnenteile eine Elektroleitung beschädigt worden, wodurch in 14 Ortschaften der Strom ausgefallen sei. Verletzte habe es in den Fällen nicht gegeben. Insgesamt seien 17 von 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftstreitkräfte in Kiew mit.

Im Gebiet Saporischschja meldeten die ukrainischen Behörden drei Tote nach und drei Verletzte nach Artilleriebeschuss. Die teils von russischen Truppen besetzten Region Saporischschja ist schwer umkämpft. Moskaus Armee will das annektierte Gebiet komplett unter seine Kontrolle bringen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Täglich überzieht Moskau das Nachbarland mit Drohnen und Raketenangriffen. Kiew fordert deshalb vom Westen mehr Flugabwehrsysteme, um die Städte besser schützen zu können. Besonders im Osten und im Süden des Landes gibt es neben den Luftschlägen auch massive Artilleriegefechte, bei denen immer wieder Zivilisten sterben.

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