Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Foto: epa/dpa Fotomontage
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Ukraine meldet Verletzte in Dnipro - Kindergarten beschädigt

DNIPRO: Ein neuer russischer Raketenangriff trifft in der zentralukrainischen Metropole Dnipro laut Behörden einen Kindergarten und eine Hochschule. Mehrere Menschen werden verletzt.

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind in der ukrainischen Großstadt Dnipro offiziellen Angaben zufolge mindestens 18 Menschen verletzt worden. Unter ihnen seien auch fünf Kinder, die nun in Krankenhäusern behandelt würden, teilte der Gouverneur der zentralukrainischen Region, Serhij Lyssak, am Dienstag mit. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte in seiner abendlichen Videoansprache, dass eine Hochschule und ein Kindergarten beschädigt worden seien.

Selenskyj forderte vor diesem Hintergrund erneut mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung: «Die Luftverteidigungssysteme, die es auf der Welt gibt, dürfen nicht einfach irgendwo auf den Stützpunkten verstauben, wenn sie Tausende Menschenleben vor dem russischen Terror retten könnten.»


Außenminister der Nato-Staaten beraten in Brüssel

BRÜSSEL: Die Außenminister der Nato-Staaten wollen an diesem Mittwoch bei einem Treffen in Brüssel die Vorbereitungen für den nächsten Bündnisgipfel vorantreiben. Konkret soll es insbesondere um die Frage gehen, wie die Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine noch schlagkräftiger gestaltet werden kann. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat dazu nach Angaben von Diplomaten mehrere Vorschläge gemacht. Sie sehen unter anderem vor, dass künftig eine Nato-Mission die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte übernimmt.

Die Koordination von Waffenlieferungen für die Ukraine nehmen derzeit die USA federführend wahr. Sie organisieren dazu regelmäßig Treffen auf ihrem Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein oder zum Beispiel in Brüssel. Die Idee von Stoltenberg ist es nach Angaben von Diplomaten, die Unterstützung der Ukraine zu vergemeinschaften, um sie weniger abhängig von politischen Entwicklungen in einzelnen Bündnisstaaten zu machen.

Am zweiten Tag des Außenministertreffens soll dann am Donnerstag der 75. Geburtstag der Nato gefeiert werden. Das Verteidigungsbündnis wurde am 4. April 1949 in Washington in Reaktion auf die als bedrohlich wahrgenommene Politik der kommunistischen Sowjetunion gegründet. Im Kalten Krieg sollte das Verteidigungsbündnis der östlichen Militärmacht ein abschreckendes Gegengewicht entgegensetzen und zu Frieden und Sicherheit beitragen. Für Deutschland wird Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu den Gesprächen erwartet.


Waffenhilfe für Ukraine: Nato-Generalsekretär will Rolle für Bündnis

BRÜSSEL: Die Nato soll nach dem Willen von Generalsekretär Jens Stoltenberg eine deutlich größere Rolle bei der Unterstützung der Ukraine bekommen.

Wie mehrere Diplomaten am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur bestätigten, hat der Norweger dafür unter anderem den Aufbau einer speziellen Nato-Mission für das von Russland angegriffene Land vorgeschlagen. Zudem will er die Bündnispartner dazu bewegen, der Ukraine für die kommenden fünf Jahre militärische Unterstützung im Wert von 100 Milliarden Euro zuzusagen. Gespräche zu den Vorschlägen laufen den Angaben zufolge derzeit im Verteidigungsbündnis. Endgültige Entscheidungen sollen beim Bündnisgipfel im Juli in Washington getroffen werden.


Artilleriemunition für Ukraine: Deutschland gibt 576 Millionen Euro

BERLIN: Die von Deutschland zugesagte Beteiligung an der tschechischen Munitionsinitiative für die Ukraine wird 576 Millionen Euro kosten.

Dies sei der Betrag, der für die Beschaffung von 180.000 Artilleriegranaten gegeben werde, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin am Dienstag. Tschechien will insgesamt 800.000 Granaten in Ländern außerhalb der Europäischen Union einkaufen, um die unter Munitionsmangel leidenden ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung gegen Russland zu unterstützen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die deutsche Beteiligung im März nach einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein (Pfalz) verkündet.


Russland malt zur Täuschung Flugzeuge auf

LONDON: Russland greift nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums auf mehreren seiner Luftwaffenstützpunkte auf Täuschungsmanöver zurück. Auf dem Militärflugplatz Kirowskoje auf der besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim seien russische Kampfflugzeuge auf den Beton gemalt worden, teilte das Ministerium in London am Dienstag auf der Plattform X (früher Twitter) mit. «Solche Gemälde wurden auch schon auf mindestens zwölf weiteren russischen Luftwaffenstützpunkten beobachtet.» Das verdeutliche die Sorge Russlands über künftige ukrainische Angriffe und ihre Fähigkeit, diese abzuwehren.

Trotzdem landeten regelmäßig russische Helikopter auf den aufgemalten Silhouetten, was den Täuschungsversuch vollkommen untergrabe, schrieben die Briten. Sie veröffentlichten eine Aufnahme, die einen Hubschrauber auf einem aufgemalten Kampfflugzeug des Typs Su-30 zeigen soll. Die Briten hatten bereits im März geschrieben, dass Russland seine Kampfjets und Kriegsschiffe mithilfe von Nachbauten und anderer Täuschung vor ukrainischen Angriffen schützen wolle. Nach ihrer Einschätzung offenbart das Vorgehen auch die wahre Flugzeugstärke auf diesen Stützpunkten, was Russland wahrscheinlich vor ukrainischen Geheimdiensten zu verbergen versuche.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.


Mindestens sieben Verletzte bei Drohnenangriff

MOSKAU: Mutmaßlich ukrainische Drohnen schlagen an einem russischen Studentenheim ein. Die Studenten sollen in der Rüstungsproduktion mitgearbeitet haben.

Bei einem Drohnenangriff auf die russische Teilrepublik Tatarstan am Dienstag sind nach Angaben der Rettungsdienste mindestens sieben Menschen verletzt worden. Ziele seien Industrieanlagen in den Städten Jelabuga und Nischnekamsk gewesen, teilte Republikschef Rustam Minnichanow auf seinem Telegram-Kanal mit. Der «technologische Prozess» der Unternehmen, wie er es nannte, sei aber nicht gestört worden. In russischen Medienberichten war die Rede von drei mutmaßlich ukrainischen Drohnen, die die Region etwa 1200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt angegriffen hätten.

In Jelabuga explodierten nach russischen Angaben zwei Drohnen dicht bei einem Studentenheim. Videos in Telegram-Kanälen zeigen, wie sich Menschen angesichts der Explosionen zu Boden werfen. Nach früheren ukrainischen Angaben werden in einer Sonderwirtschaftszone in Jelabuga Kampfdrohnen des iranischen Bautyps Shahed produziert. Die Studenten einer technischen Hochschule arbeiten in dieser Fabrik. In der zweiten angegriffenen Stadt Nischnekamsk gibt es große Ölverarbeitungsanlagen des regionalen Ölkonzerns Tatneft.

Bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskrieges greift die Ukraine seit mehreren Wochen systematisch russische Ölraffinerien mit Kampfdrohnen hoher Reichweite an. Russland seinerseits setzte nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht auf Dienstag zehn Shahed-Drohnen gegen die Ukraine ein. Davon seien neun abgeschossen worden, hieß es.

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