PRAG: Nach einer Serie von Bahnunfällen in Tschechien hat Verkehrsminister Karel Havlicek Lokführern bei Fehlverhalten mit dem Entzug der Fahrerlaubnis gedroht. Bisher war der Lizenzentzug nur nach einer strafrechtlichen Verurteilung oder wegen gesundheitlicher Probleme möglich.
Die Lizenz werde suspendiert oder entzogen, wenn ein Triebfahrzeugführer zum Beispiel wiederholt ein Haltesignal missachtet habe, sagte der 50-Jährige am Freitag in Prag. Er sprach von einer «revolutionären» Neuerung. Zudem soll die Einhaltung der Arbeits- und Pausenzeiten stärker kontrolliert werden. Zuvor hatten Medien berichtet, dass manche Lokführer mehrere Jobs bei verschiedenen Arbeitgebern haben.
Anfang Juli waren im Erzgebirge zwei Züge zusammengestoßen. Zwei Menschen starben, darunter auch ein Deutscher. Nur eine Woche später fuhr bei Prag ein Personen- auf einen Postzug auf. Einer der beiden Lokführer hatte nach ersten Erkenntnissen ein Haltesignal ignoriert. Erst am Dienstag kollidierte ein Güterzug in Jihlava (Iglau) mit einer abgestellten Lokomotive.
Tschechien hat eines der dichtesten Eisenbahnnetze in Europa, doch die Infrastruktur ist vielerorts veraltet. In die Einführung des neuen europäischen Zugsicherungssystems ETCS sollen in den kommenden 20 Jahren nach Angaben des Ministers knapp 120 Millionen Euro jährlich investiert werden.