Trauer um Opfer des Prager Amoklaufs

Einen Tag nach der Schießerei an der Karlsuniversität in Prag erweisen die Menschen ihr Beileid. Foto: epa/Martin Divisek
Einen Tag nach der Schießerei an der Karlsuniversität in Prag erweisen die Menschen ihr Beileid. Foto: epa/Martin Divisek

PRAG: Nach dem Schock kam die Trauer: Mit einer Schweigeminute und Glockengeläut gedachte Tschechien der Opfer der schweren Gewalttat an der Prager Karls-Universität. Es gibt erste Rufe nach Konsequenzen.

Nach der schrecklichen Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität hat Tschechien um die 14 Todesopfer des Schützen getrauert. Am Ort der Gewalttat legten die Menschen über die Weihnachtsfeiertage weiter Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Am Samstag, dem Tag vor Heiligabend, beging das Land einen Tag der Staatstrauer. Um 12.00 Uhr mittags hielten die Menschen für eine Schweigeminute inne. Überall läuteten die Kirchenglocken. An öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Rathäusern wehten die Fahnen auf halbmast und waren mit einem schwarzen Band versehen.

Nach Angaben des Innenministeriums in Prag tötete ein Student am Donnerstag (21.12.) in einem Universitätsgebäude unweit der Karlsbrücke 14 Menschen und verletzte 25 schwer bis lebensgefährlich. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler erschoss er sich dann selbst. Bereits vor dem Amoklauf soll der 24-Jährige seinen Vater sowie einen Spaziergänger und dessen Baby getötet haben. Für Kritik sorgte, dass der Schütze offensichtlich ein ganzes Waffenarsenal legal erwerben konnte, ohne dass die Behörden Verdacht schöpften.

Im Veitsdom auf der Prager Burg fand ein Trauergottesdienst statt, an dem auch Präsident Petr Pavel am Samstag teilnahm. Für jeden der Toten wurde eine Rose zum Altar gebracht. «Die Realität des Lebens zeigt uns, dass das Böse existiert», sagte der Prager Erzbischof Jan Graubner. Er forderte Konsequenzen: «Wir stellen eine Zunahme der Depressionen und Suizide bei Kindern und jungen Menschen fest, aber wir reden nur davon, die Zahl der Psychiater zu erhöhen.»

Derweil wurden die ersten Namen der Toten bekannt gegeben. Das Institut für Musikwissenschaft der Karls-Universität trauerte um seine Leiterin Lenka Hlavkova. Die Zeitung «Lidove noviny» machte den Tod einer jungen Mitarbeiterin öffentlich, die an der Universität Gebärdensprache studierte. Der Leichtathletikverband berichtete vom Verlust einer Nachwuchs-Kugelstoßerin und Literatur-Studentin.

Das Tatmotiv blieb weiter unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zu den Umständen. Aus vielen Teilen der Welt trafen Bekundungen des Mitgefühls ein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb bei X: «Europa steht in dieser schwierigen Zeit bei euch.»

In der Vergangenheit war Staatstrauer unter anderem 2011 nach dem Tod des tschechoslowakischen und tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel ausgerufen worden.

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