Trump und Putin wollen weiter über atomare Abrüstung reden

Foto: epa/Michael Klimentyev/SPUTNIK/KREML
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OSAKA (dpa) - Das Verhältnis der beiden Atommächte Russland und USA ist angespannt wie lange nicht. Sanktionen, Wirtschaftsgefechte und unterschiedliche Auffassungen zu Konflikten nähren den Disput. Über Abrüstung wollen Putin und Trump aber weiter reden.

Die USA und Russland wollen trotz ihres angespannten Verhältnisses die Gespräche über gemeinsame Rüstungskontrolle fortsetzen. «Beide Führungspersönlichkeiten stimmten überein, dass verbesserte Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland im gemeinsamen Interesse beider Länder sind und im Interesse der Welt», teilte das Weiße Haus am Freitag nach einem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels der großen Wirtschaftsnationen im japanischen Osaka mit.

«Die Präsidenten stimmten überein, dass die beiden Länder ihre Diskussionen über ein Modell zur Waffenkontrolle für das 21. Jahrhundert fortsetzen wollen», heißt es weiter. Trump habe seiner Forderung Nachdruck verliehen, dass dabei auch China beteiligt werden müsse.

Die USA hatten Anfang Februar den INF-Vertrag über das Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenwaffen gekündigt und diesen Schritt damit begründet, dass Russland das Abkommen seit Jahren mit dem Mittelstreckensystem SSC-8 verletze. Die sechsmonatige Kündigungsfrist läuft am 2. August aus.

Bei den Gesprächen zwischen Trump und Putin in Osaka sei es auch um die Situation im Iran, in Syrien, Venezuela und der Ukraine gegangen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der bei den Unterredungen zugegen war, sprach im Anschluss von einer sehr konstruktiven Atmosphäre.

Russland lud Trump für kommendes Jahr zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges über Hitler-Deutschland nach Moskau ein. «Der Präsident der USA reagierte sehr positiv auf die Einladung», sagte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow dem russischen Fernsehkanal Rossija 24. Russland feiert den Tag des Sieges am 9. Mai 2020 mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau.

Zu Beginn des rund eineinhalbstündigen Treffens sagte Trump auf eine entsprechende Reporterfrage zu Putin, Russland solle sich nicht in US-Wahlen einmischen - allerdings mit einem Lächeln im Gesicht. Die Einmischung Russlands in die US-Präsidentschaftswahl zugunsten Trumps ist seit mehr als zwei Jahren ein großes Thema in den USA. Die Untersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller hatten ergeben, dass es zu Einmischungen gekommen war. Mueller fand jedoch keine Beweise dafür, dass Trump oder dessen Vertraute daran beteiligt waren oder davon gewusst hatten.

Trump und Putin hatten sich zuletzt 2018 in Helsinki zu einer längeren Unterredung getroffen. Trump nannte das Verhältnis zu Putin am Freitag «sehr, sehr gut». Beide hätten viel zu diskutieren, darunter Abrüstung und Handel. Unter anderem streiten beide über den Atomabrüstungsvertrag INF - die USA und die Nato werfen Russland seit langer Zeit die Verletzung des Abkommens vor. «Viele sehr positive Dinge werden aus dieser Beziehung herauskommen», sagte Trump.

In Europa sind Militärexperten allerdings skeptisch, ob die USA ihrerseits überhaupt ein Interesse am Erhalt des INF-Vertrages in seiner derzeitigen Form haben. Als Grund gilt die Tatsache, dass der aus der Zeit des Kalten Krieges stammende Deal nur Amerikaner und Russen bindet, nicht aber aufstrebende Militärmächte wie China.

China soll mittlerweile über knapp 2000 ballistische Raketen und Marschflugkörper verfügen, die unter dieses Abkommen fallen würden. Ferner gibt es auch zu einem weiteren Abrüstungsabkommen, dem New-Start-Abkommen zur Reduzierung strategischer Atomwaffen, erhebliche Differenzen zwischen Russland und den USA.

Putin erinnerte unmittelbar vor Beginn des Gipfels in einem Interview der «Financial Times» daran, dass er schon vor langer Zeit ein gemeinsames Raketenabwehrsystem der USA, EU und Russlands vorgeschlagen hat. «Ich bin überzeugt, dass die Welt heute eine andere wäre, wenn unsere amerikanischen Partner sich damals darauf eingelassen hätten», sagte Putin.

Das Verhältnis beider Länder gilt auch abseits der Rüstungsfragen als schlecht. Wegen verschiedener Verstöße haben die USA Sanktionen gegen Russland verhängt, unter anderem wegen der Kreml-Politik in der Ukraine. Auch in der Energiepolitik und in der Syrien-Politik liegen beide über Kreuz.

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