Protest gegen Amnestie für Separatisten

Demonstranten mit spanischen Flaggen nehmen an einer Demonstration teil, zu der rechte Bürgerinitiativen gegen die Regierung und das so genannte Amnestiegesetz in Madrid aufgerufen haben. Foto: EPA-EFE/Chema Moya
Demonstranten mit spanischen Flaggen nehmen an einer Demonstration teil, zu der rechte Bürgerinitiativen gegen die Regierung und das so genannte Amnestiegesetz in Madrid aufgerufen haben. Foto: EPA-EFE/Chema Moya

MADRID: Spaniens Regierungschef Sánchez wurde im Herbst auch mit den Stimmen katalanischer Separatisten wiedergewählt. Den «Catalanistas» wurde dafür eine Amnestie versprochen. Das sorgt seitdem für Proteste.

Tausende Menschen haben in Spanien erneut gegen das umstrittene Vorhaben einer Amnestie für katalanische Separatisten protestiert. An der Kundgebung nahmen nach Schätzung der Polizei am Samstag am Cibeles-Platz in Madrid 15.000 Menschen teil. Die Organisatoren bezifferten die Teilnehmerzahl auf 400.000. Dem Protest schlossen sich auch die Volkspartei (PP) von Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo und die rechtspopulistische Vox an. Die Demonstranten forderten den Rücktritt von Ministerpräsident Pedro Sánchez und skandierten unter anderem «Sánchez Verräter» und «Sánchez ins Gefängnis».

Ein erster Gesetzentwurf der linken Regierung war Ende Januar vom Unterhaus abgelehnt worden. Damals hatten nicht nur die konservative und die rechtspopulistische Opposition dagegen gestimmt, sondern auch die katalanische Partei Junts des früheren Regionalregierungschefs Carles Puigdemont. Grund war für Junts die Sorge, die Amnestie werde nicht alle von der Justiz verfolgten Separatisten vor Strafen schützen.

Am Mittwoch wurde aber im Justizausschuss des Parlaments einem geänderten Entwurf für den Straferlass zugestimmt, der auch von Junts akzeptiert wird. Bereits am kommenden Donnerstag soll im Unterhaus erstmals über die neue Gesetzesfassung beraten und abgestimmt werden. Das parlamentarische Verfahren dürfte allerdings Monate dauern.

Die Amnestie hatte Sánchez den «Catalanistas» zugesagt, um sich die Stimmen von zwei separatistischen Parteien für seine Wiederwahl im Herbst 2023 im Unterhaus in Madrid zu sichern. Feijóo bezeichnet das Vorhaben als «nationale Schande und internationale Blamage». Mit dem Widerstand gegen das Gesetz wolle man die gefährdete Demokratie in Spanien «retten».

Die liberale Partei Junts von Puigdemont, der seit dem gescheiterten Trennungsversuch vom Herbst 2017 in Belgien im Exil lebt, und auch die linke ERC des katalanischen Regionalpräsidenten Pere Aragonès streben beide die Abspaltung Kataloniens von Spanien an. Sánchez möchte den Konflikt durch einen Dialog und Zugeständnisse entschärfen.

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Thomas Sylten 10.03.24 19:00
Wie immer, bestehen die konservativen Kräfte auf kanllharter gnadenloser Repression gegen die "Abtrünnigen" - ohne zu bedenken, dass diese Repression den Wunsch nach Trennung bei den Verfolgten nur intensivieren wird.

Dabei gibt es doch schon seit den 70er Jahren das Modell Brandt: Dass man mit Ernstnehmen der Gegenseite, Dialog und einer Politik des Audgleichs und der ausgestreckten Hand sehr viel mehr erreichen, ja Mauern zum Einsturz bringen kann. Warum muss dieses leicht nachvollziehbare Konzept immer wieder gegen den erbitterten feindseligen Widerstand der Konservativen mühsamst durchgesetzt und bewiesen werden?!?