Meine beiden Gärten in Pattaya und Nong Khai heißen bekanntlich „Discovery Garden“, weil da viele Pflanzen zu sehen sind, die wir erst seit der Entdeckung von Amerika kennen. Man kann aber nicht nur in meinen Gärten Entdeckungen machen, sondern auch mit dem Fahrrad entlang des Mekong in Nong Khai.
Schon lange wollte ich Rizinus anpflanzen. Vor etwa zwei Jahren bin ich dieser sehr dekorativen Pflanze im Sommer in Zürich auf Schritt und Tritt begegnet. Es handelte sich dabei um eine Neuzüchtung des „Wunderbaums“, auch unter dem Namen Palma Christi bekannt, der besonders auffällige rote Blätter hatte. Lange hatte ich Samen gesucht, nun übers Internet gefunden, und sie sollten demnächst keimen.
Mehr als nur Öl für diverse Motoren
Aus den Samen des Rizinus wird Kastoröl gewonnen, das einerseits als Motorenöl dient oder diente. Es wird aber auch medizinisch oder kosmetisch benützt, etwa als Haar- oder Hautpflegemittel, ferner ist das Rizinusöl stark abführend und sollte nur in sehr kleinen Dosen dafür verwendet werden.
Auf einer meiner Ausfahrten per Fahrrad habe ich es gleich an diversen Orten gefunden, bin nun aber doppelt gespannt auf meine bestellte Neuzüchtung.
Farangs staunen immer wieder über den sogenannten „Erdbeerbaum“, wenn sie einen meiner Gärten besuchen (Muntingia calabura). Die Blüten dieses bis zu 6 Meter hohen Baumes, der selbst auf miserablen Böden als Pionierpflanze wächst und gedeiht, sehen genauso aus wie Erdbeerblüten. Die kleinen roten Beeren schmecken süß wie Kandiszucker und die Farang-Besucher sind sehr beeindruckt, während die Thais eher die Augen verdrehen. Für letztere ist dieser „Takob“ eine hundskommune Pflanze, weil sie im ganzen Land überall wild wächst.
Von den Vögeln gegessen und verteilt
Das war aber nicht immer so, denn ursprünglich kommt der Erdbeerbaum aus Mexiko, es gab ihn also vor den Entdeckungen hierzulande ebenso wenig wie Chili. Dank der Süße der Beeren, sind diese eben auch bei Vögeln beliebt und sie fördern durch ihren Kot die weiträumige Verbreitung. Die Ufer des Mekong sind voll davon, und ich habe mich großzügig bedient.
Ich habe damit einen Trocknungsversuch angestellt, sehr zum Amüsement meiner Thais. Geschmacklich sind die getrockneten Beeren ok, aber optisch sehen sie in dieser Form nicht einladend aus, weil sie die schöne rote Farbe beim Trocknen verlieren. Das nächste Mal sammle ich mehr davon und mache daraus eine Konfitüre, gebe aber keinen Zucker bei, sondern eher Zitronensaft, weil die Beeren eh schon so süß sind. Und ich versuche vielleicht auch einmal den Tee, der aus den Blättern gebraut werden kann.
Bei meinen Fahrradausflügen am Mekong ist mir aufgefallen, dass nun vielerorts Mais angebaut wird. Wahrscheinlich hat das stark mit dem tiefen Reispreis zu tun. Vor vielleicht zwanzig Jahren sah man in und um Nong Khai noch viel Tabak, der ist so selten geworden, dass ich ein paar Pflanzen wohl auch im Discovery Garden vorstellen sollte, für jüngere Leute.
Und als letzte Pflanze, die ich schon lange anzubauen plane, ist mir die Roselle gewissermaßen über den Weg gelaufen. Das säuerliche Getränk aus dem Hibiscus sabdariffa schmeckt mir schon lange, und auch die Pflanzen sind sehr attraktiv.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite. |