Senegal wählt nach Krise neuen Präsidenten

Die Präsidentschaftswahlen im Senegal. Foto: epa/Jerome Favre
Die Präsidentschaftswahlen im Senegal. Foto: epa/Jerome Favre

DAKAR: Das Land im Westen Afrikas ist eine der stabilsten Demokratien des Kontinents. Umso größer der Aufruhr, als der Präsident im Februar die Wahl seines Nachfolgers absagte. Nun findet sie doch statt.

Nach einer wochenlangen politischen Krise um die plötzliche Absage der Präsidentschaftswahl haben die Bürgerinnen und Bürger Senegals über ein neues Staatsoberhaupt abgestimmt. Die Wahl am Sonntag gilt als richtungsweisend für das westafrikanische Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern. Es geht um die Nachfolge des seit 2012 regierenden Macky Sall. Er hatte zwar nach politischem Druck auf eine Kandidatur für eine umstrittene dritte Amtszeit verzichtet, aber dann die für den 25. Februar angesetzte Präsidentenwahl am 3. Februar überraschend abgesagt. Zuvor hatte es Unstimmigkeiten wegen der Zulassung der Kandidaten gegeben.

Nach Protesten mit vier Toten und wochenlangem Tauziehen zwischen den Institutionen fand die Wahl schließlich mit rund einem Monat Verspätung statt. Registriert waren gut 7,3 Millionen Wähler. Das Ergebnis wird im Laufe der kommenden Woche erwartet.

Der Beginn der Abstimmung sei nach dem ersten Eindruck ruhig, effizient und sehr geordnet verlaufen, sagte die Chefin der EU-Wahlbeobachtungsmission, die Schwedin Malin Björk, am Mittag in der Hauptstadt Dakar. Die EU ist mit rund 100 Wahlbeobachtern vor Ort. Nach Angaben des Innenministeriums lag die Wahlbeteiligung bis 12.00 Uhr mittags bereits bei knapp 30 Prozent.

Ein Rennen mit ungewissem Ausgang

Zur Wahl standen 19 Kandidaten, so viele wie nie zuvor. Erhält keiner der 18 Männer und einer Frau im ersten Durchgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, kommt es zu einer Stichwahl. Das Rennen wird weithin als Duell zwischen dem von Sall als Nachfolger nominierten Ex-Premierminister Amadou Ba (62) und Bassirou Diomaye Faye (43) aus dem Lager des Oppositionsführers Ousmane Sonko gesehen. Der vor allem bei jungen Senegalesen als Elitenkritiker und Korruptionsbekämpfer verehrte Sonko darf wegen einer Verurteilung in einem Verleumdungsprozess nicht selbst antreten. «Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass diese Wahl in der ersten Runde entschieden wird», sagte Faye nach seiner Stimmabgabe in seinem Heimatdorf Ndiandiaye.

Amadou Ba lobte den friedlichen Wahlkampf, obwohl es zu kleineren Zusammenstößen zwischen seinen und Fayes Anhängern gekommen war. «Der gesamte Prozess wird sehr gut enden. Mein größter Wunsch ist es, dass die Senegalesen morgen früh (Montag) ihren nächsten Präsidenten kennenlernen und ihren Geschäften nachgehen können», sagte er.

Schwierigkeiten in einer der stabilsten Demokratien Afrikas

Sall wird für Erfolge in der wirtschaftlichen Entwicklung gelobt, in dem in diesem Jahr die Förderung von Öl und Gas beginnen soll. Menschenrechtler und Opposition kritisieren dagegen die zunehmende Einschränkung politischer Freiheiten während seiner Amtszeit.

Der Senegal ist eine der stabilsten Demokratien Afrikas und hat seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1960 anders als die meisten anderen Staaten der Region keinen bewaffneten Umsturz oder Militärputsch erlebt. Seit 2021 kam es zunehmend zu gewalttätigen Protesten, die von Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden. Nach Angaben von Menschenrechtlern kamen mindestens 40 Menschen ums Leben. Hunderte wurden festgenommen und erst im vergangenen Monat unter einem Amnestiegesetz der Regierung nach teils jahrelanger Haft ohne Prozess aus dem Gefängnis entlassen.

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