Deutsche Elf kassiert Pleite zum Auftakt

Der deutsche Nationalspieler Thomas Müller (M.) und Hector Moreno von der mexikanischen Nationalmannschaft (l.) im Nahkampf. Foto: epa/Zurab Kurtsikidze
Der deutsche Nationalspieler Thomas Müller (M.) und Hector Moreno von der mexikanischen Nationalmannschaft (l.) im Nahkampf. Foto: epa/Zurab Kurtsikidze

MOSKAU (dpa) - Was für ein Fehlstart. Gegen Mexiko finden die deutschen Weltmeister kein taktisches Mittel und werden hart bestraft. Das 0:1 in Moskau ist die erste WM-Auftaktniederlage für Deutschland seit 1982. Jetzt sind Müller und Co. gegen Schweden und Südkorea unter Druck.

Das Projekt Titelverteidigung ist nach einem krachenden Fehlstart der deutschen Fußball-Weltmeister gegen aggressive Mexikaner schon in Gefahr. Die Nationalmannschaft ließ am Sonntag beim 0:1 (0:1) im Moskauer Finalstadion alle Titel-Qualitäten vermissen und kassierte die erste Turnier-Auftaktniederlage in der Ära von Joachim Löw. Offensiv fehlte ein Konzept, defensiv herrschte Notstand. Tempofußball spielte nur der Gegner, der durch den starken Linksaußen Hirving Lozano (35. Minute) vor 78.011 Zuschauern im Luschniki-Stadion den Weltmeister mit seinem Siegtor vor den weiteren Partien gegen Schweden und Südkorea in Not brachte.

Bundestrainer Löw ergriff mit der Einwechslung von Marco Reus für Sami Khedira nach einer Stunde notgedrungen ein taktisches Gegenmittel. Offensives Risiko war notwendig, nachdem zuvor Stabilität und Ordnung gefehlt hatten. Doch die Wende blieb aus. Ein Freistoß von Toni Kroos (39.), den Mexikos Torwart Guillermo Ochoa mit den Fingern an die Latte lenken konnte, schon in der ersten Halbzeit und mehr Druck in der Schlussphase waren einfach viel zu wenig. Mexiko siegte verdient und deckte die Mängel im deutschen Spiel schonungslos auf. Letztmals verlor Deutschland vor 36 Jahren zum WM-Auftakt, damals 1:2 gegen Algerien.

Ein Abtasten gab es nicht in der Betonschüssel Luschniki. Schon in der ersten Minute wurde das deutsche Abwehr-Harakiri von den Mexikanern schonungslos offen gelegt. Über die linke Seite konnte Lozano in den Strafraum eindringen. Jérôme Boateng rettete per Grätsche - eine Riesentat. Wenige Sekunden später musste Manuel Neuer das erste Mal zupacken, als Marvin Plattenhardt den Ball vom Knie Richtung DFB-Tor bugsierte. Der Berliner sprang kurzfristig als rechter Verteidiger für den grippe-kranken Jonas Hector ein.

Die Problemzone war aber die andere Flanke. Joshua Kimmich spielte praktisch Rechtsaußen. Seine Defensivaufgaben blieben unerledigt. Immer wieder stießen die schnellen Mexikaner per Konter in diese Lücke. Löw reagierte auf dieses taktische Problem nicht.

Das Gegentor durch Lozano zeichnete sich förmlich ab. Die Fehlerkette, die zum ersten Gegentor in einem WM-Auftaktspiel unter Löw führte, war symptomatisch für das deutsche Spiel. Der schwerfällige Khedira verlor in der gegnerischen Hälfte einen Zweikampf, Mats Hummels rutschte in der Rückwärtsbewegung aus und die Kimmich-Seite war verwaist. Bezeichnend, dass der eigentlich fürs Kreative weit vorne vorgesehene Mesut Özil den finalen Zweikampf im führen musste - und diesen verlor. Lazano ließ sich die Chance diesmal nicht nehmen.

Löws Taktik ging hinten und vorne nicht auf. Zu große Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, keine Ordnung, keine Stabilität. Von der versprochenen Besserung nach den mauen Tests gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) war nicht zu sehen. Vor allem Khedira und Toni Kroos konnten die Lücken nicht schließen.

Einzig Boateng nahm die Zweikämpfe kompromisslos und körperbetont an, wurde mit seinem Defensivpartner Hummels und dem aufmerksamen und sicheren Neuer aber sehr allein gelassen. Gegen Hector Herrera (10.) und bei einem Kopfball von Hector Moreno (14.) packte der rechtzeitig genesene Schlussmann sicher zu.

Kroos' Freistoß war in der ersten Halbzeit die mit Abstand beste deutsche Möglichkeit, nachdem Timo Werner (3.) recht früh aus spitzem Winkel vorbei geschossen hatte. Der Leipziger wurde bei seinem WM-Debüt viel zu selten in Szene gesetzt.

In der zweiten Halbzeit verzichtete Löw zunächst auf neue Impulse. Die Mexikaner waren nicht mehr so laufstark, doch die DFB-Elf blieb in der Rückwärtsbewegung anfällig. Den Mexikanern fehlte zum Glück für Löw schlicht der Punch - wie Stürmerstar Chicharito (57.) bei einem Konter.

Dann kam Reus - ein Signal für die Jagd nach dem Ausgleich. Der Dortmunder rutschte bei seiner WM-Premiere am Ball vorbei (68.) und schoss aus spitzem Winkel drüber (71.). Bei den nun häufigeren Offensivaktionen war es vor allem Julian Draxler, der immer wieder Richtung Ochoa-Tor strebte, doch auch der PSG-Profi hatte kein Fortune. Mexiko warf sich in jeden deutschen Schuss. Kroos (76.) zirkelte den Ball knapp vorbei. Mario Gomez kam noch als finaler Joker - konnte die Premieren-Pleite aber nicht mehr abwenden. Gomez vergab eine Kopfballchance (87.), Brandt hatte Pech mit einem Kracher an den Außenpfosten (89.).

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Mike Dong 18.06.18 16:31
noch alles drin
Die letzte Niederlage in einem WM Eröffnungsspiel war 1982, danach wurde man dann noch Vizeweltmeister. Erst einmal abwarten, denn "paranoia big destroyer".
Hardy Kromarek Thanathorn 18.06.18 14:28
Katastrophenfussball der Deutschen Mannschaft!!!
Das einzigste was an der deutschen Fussballnationalmannschaft weltmeisterlich war, sind die Haarfrisuren gewesen!!! Lustlos, Trainingsspielveranstaltung, einfach nur grausam! Aber was will man auch von Multi-Millionären verlangen! Ich denke mal Mutti Merkel hat hier auch Ihre Finger im Spiel?!
Norbert Kurt Leupi 18.06.18 13:18
Pleite zum Auftakt
Einmal im Fussball das Tor nicht zu finden ist nicht so schlimm, man hat ja das Potenzial es besser zu machen ! In der deutschen Politik hingegen kennt man nicht mal mehr das Ziel, somit ist politisches Versagen viel bedrohlicher , weil es keiner "merkeln " will !
Rudolf Lippert 18.06.18 10:04
Mesut Özil
hat zuviel an die Türkei gedacht und an seinen türkischen Präsidenten. Hätte er besser mal an seinen deutschen Boss und seine Fans gedacht. Es gibt jedoch mildernde Umstände: bei 45 Mio. EUR Vermögen und 25 Mio EUR Jahreseinkommen (Quelle: Vermoegensmagazin) könnte es jedem anderen an seiner Stelle auch ganz egal sein. Vielleicht wenn der Trainer noch eine Million (ca. ein zwei Wochen Verdienst für ihn) drauflegt, wird er ja ggf. noch zu etwas besserer Form auflaufen können. Aber vielleicht sind auch seine Fans schuld, die ihm die Erdogan-Gate krumm genommen haben und er das spüren musste. D a s war eine krasse psychische Belastung für ihn, so gesehen wären im Grunde die Fans schuld. Vielleicht feuerten ihn auch zu wenig anwesende türkische Fans an? Wir wissen es nicht.
Immerhin hatte ja kein geringerer als Klinsmann ihn mit Blick auf seine s p o r t l i c h e n Q u a l i t ä t e n verteidigt. War die Leistung jetzt so dolle? Man weiss nicht, was in dem einen oder in dem anderen Multimillionär so vor sich geht....Man vermutet.
Jürgen Franke 18.06.18 09:49
Diese Niederlage gibt
bestimmt Auftrieb
Kurt Wurst 18.06.18 09:46
Offensichtlich
ist auch hier die Merkel Schuld, na wer denn sonst!?