Olympia-TV: Zwischen Medaillen-Euphorie, Corona und Politik

Olympia, Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele 2022, im Vogelnest-Nationalstadion, Ein Feuerwerk, das den Schriftzug
Olympia, Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele 2022, im Vogelnest-Nationalstadion, Ein Feuerwerk, das den Schriftzug "One World" und die Olympischen Ringe zeigt, ist über dem Stadion zu sehen. Foto: Michael Kappeler/dpa

PEKING: Die Olympischen Spielen sorgen bei den TV-Sendern für Medaillen-Jubel und Spitzen-Quoten. Aber mehr denn je steht Peking für einen medialen Spagat.

Millionen-Publikum, Corona-Ausfälle und strenge Restriktionen vor Ort: Die Berichterstattung von den Olympischen Spielen in Peking war für die TV-Sender eine sehr spezielle. Der Spagat zwischen teils euphorischer Sportberichterstattung und kritischer Analyse der Begleitumstände prägte die stundenlangen Sendungen von ARD und ZDF und erreichte mehr Menschen als die Sommerspiele in Tokio.

«Für die TV-Sender war das ein Balance-Akt, den sie dosiert gemeistert haben», sagte die Ansbacher Medien-Wissenschaftlerin Jana Wiske der dpa. «Schließlich sollen bei Olympia die Athleten und sportlichen Leistungen im Mittelpunkt stehen.»

Ähnlich sieht es ihr Kölner Kollege Christoph Bertling. «Normalerweise beobachtet man, dass mit der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die kritischen Aspekte nahezu gänzlich verschwinden», analysierte der Medien-Forscher von der Deutschen Sporthochschule. «Dies war bei den jetzigen Spielen anders.»

Der am Institut für Kommunikations- und Medienforschung tätige Bertling sagte: «Immer wieder wurden kritische Aspekte wie Menschenrechte, Nachhaltigkeit in die Berichterstattung eingeflochten. Es wurde der schwierige Spagat zwischen Unterhaltung und Information versucht und deutlich besser, wenn auch nicht immer reibungslos, umgesetzt.» Aus seiner Sicht «war es das erste Mal der ernsthafte Versuch, nicht diese beiden Welten zu trennen, sondern den Zuschauern die komplexe Gemengelage zu vermitteln.»

Den Zuschauern scheint es gefallen zu haben. Zumindest durften sich ARD und ZDF über Spitzen-Quoten freuen. Über die gesamten Spiele in Tokio erreichten das Erste und das Zweite bei den langen Übertragungen vom frühen Morgen bis zum Nachmittag im Durchschnitt etwa 1,67 Millionen Menschen. Die erfolgreichste Einzelsendung aus Peking war am ersten Olympia-Sonntag die Übertragung vom Rodeln der Männer (5,15 Millionen). Die höchsten Marktanteile mit mehr als 40 Prozent verzeichneten die Sender beim Biathlon.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky verwies am Montag auf «die Schwierigkeiten für unser Team vor Ort, Corona-bedingte kurzfristige Ausfälle wichtiger Protagonisten» und «die schwierige Aufgabe, den richtigen Mittelweg zwischen emotionaler Sportberichterstattung und kritischer Auseinandersetzung mit diesen Spielen zu finden.» Balkausky fügte an: «Dies alles hat unserem kompletten Team viel abverlangt, und ich bin dankbar, dass wir alle Probleme, die sich uns gestellt haben, schnell, pragmatisch und hoch flexibel lösen konnten.»

Das ARD-Team litt besonders unter Corona-Ausfällen. «Es waren alles Einzelfälle, aber in der Summe ist das natürlich schon eine echte Herausforderung», sagte ARD-Teamchef Christoph Netzel. «Es ist also nicht so, dass alle zusammen an einem Olympia-Stammtisch gesessen haben.» Die Pechsträhne des TV-Senders begann schon vor den Spielen mit der Infektion des Doping-Experten Hajo Seppelt, der trotz Genesung nicht mehr nach Peking reiste. Weitere prominente Corona-Ausfälle waren Lea Wagner, Michael Antwerpes und Claus Lufen aus dem Reporter-Team sowie die Experten Arnd Peiffer und Felix Neureuther.

Das ZDF kam glimpflicher davon. Nach Angaben von Sportchef Thomas Fuhrmann hatte das Zweite bei den Mitarbeitern, die vor der Kamera stehen, mit dem Alpin-Experten Marco Büchel und Reporter Markus Harm nur zwei Corona-Ausfälle.

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